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Angst, Panik, Bluthochdruck + Medikamente
#1
Hallo, ich habe mich hier angemeldet, weil ich nach Wegen suche, wie ich mit meinen gesundheitlichen Problemen, die sich in den letzten drei Monaten stark verschlimmert haben, umzugehen habe. Ich bin 50 Jahre alt und hatte auch früher schon immer mal Angst und Panik, aber alles in Maßen. Ich habe das immer wieder in den Griff bekommen, aber im Juli diesen Jahres ist es mir völlig entglitten. Der Grund hierfür ist sicher eine über Jahre hinweg sehr hohe familiäre Belastung in Verbindung mit Beruf und mangelndem Ausgleichssport. Corona hat dem Ganzen dann wohl den Deckel aufgesetzt. Ich bin seit ca. 2,5 Jahren in psychologischer Behandlung, wo ich sowohl im Rahmen einer Verhaltenstherapie meine Alltagsprobleme besprechen kann als auch tiefenpsychologisch den Unfalltod meines Bruders u.a. bearbeitet habe.

Jedenfalls geht es mir seit Juli schlecht. Zuerst war es wohl eher sowas wie eine deppressive Verstimmung, aber dann kamen Kopfschmerz und Schwindel dazu was dazu führte, dass ich immer weniger raus gegangen bin. Draußen war dann immer schwieriger, Arbeitswege bestreiten... es kam die Angst und Panik dazu, die inzwischen Ãœberhand genommen hat.

Zuerst hatte ich mich den vom Hausarzt angebotenen Medikamenten verweigert. Dann habe ich mich um einen Termin beim Psychiater bemüht. In der Zwischenzeit nahm ich Johanniskraut über einen Zeitraum von 6 Wochen und ich hatte mitunter das Gefühl, dass es sich wieder einpendelt mit zwischendurch auch guten Tagen. Es ging mir aber nie wieder richtig gut und nachdem ich letztes WE, ausgelöst durch Stress, einen Heulanfall und anschl. einen Rückfall mit Schwindel hatte, habe ich mich diesen Montag dazu entschlossen, das Johanniskraut abzusetzen und das vom Psychiater verordnete SERTRALIN (50mg) zu nehmen. Erster Tag ging gut, aber am zweiten Tag hatte ich sehr hohen Blutdruck und mir ging es dazu noch richtig schlecht. Also wieder zum Hausarzt, der gesagt hat, dass ich das Sertralin dann mal lieber gleich absetzen soll (wg. dem zu hohen Blutdruck) und weil es mir so schlecht ging hat er mir zwei Tabletten Tavor mitgegeben sowie ein entsprechendes Rezept mit dem Hinweis, die aber nicht länger als 3, 4 Tage einzunehmen.

Gestern habe ich eine halbe genommen und heute auch. Ich kann nicht behaupten, dass die gewünschte Reaktion (so ein Gefühl von Leichtigkeit o.ä., einfach das der innere Druck mal etwas von mir abfällt) eingetreten ist. Im Gegenteil, der Blutdruck ist nach wie vor etwas zu hoch und ich bin weiterhin zeitweise (vormittags ging es heute...jetzt gerade wieder nicht) wieder stark angespannt.

Mir ist nicht ganz klar was jetzt wirklich gut für mich ist. Vielleicht mögt Ihr ja etwas mit mir ins Gespräch gehen und wir können uns austauschen. Soll für den Moment mal reichen, sonst wird es zuviel Text. Danke jedenfalls schon mal.
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#2
Das Trevilor (Sertralin) nach einer einzigen Tablette sofort wieder abzusetzen, war höchst wahrscheinlich falsch, es sei denn, Du hattest eine Bluthochdruckkrise, aber das wäre ganz anders behandelt worden.
Auf Tavor gibt es tatsächlich selten paradoxe Reaktionen, vor allem bei älteren Semestern. Wahrscheinlicher ist, dass Du es nicht richtig dosiert hattest, und im Hintergrund vermutlich ein Bluthochdruck steckt.
Obwohl die von Dir geschilderten Symptome schon durch Angst und Panik alleine ausgelöst werden können, und das in dem geschilderten Fall auch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit so ist, gehören die körperlichen Symptome medizinsich abgeklärt. Du kannst im Alter von 50 ohne Weiteres eine essentielle oder gar organische Hypertonie haben, auf die sich die Panik dann draufsetzt. Das gehört abgeklärt, sonst gibt es immer wieder Missverständnisse.
Warum hast Du Dich denn den vom Hausarzt verordneteten Medikamenten verweigert? Und wie kommst Du darauf, dass in einer derart maifesten Angstgemütslage Johanniskraus einen relevanten Effekt haben könnte. Du hast ja nun auch Erfahrung mit Therapie, und dennoch erwartest Du von den Medikamenten eine "erwünschte Wirkung". Was haben sie Dir denn in der Therapie erzählt.
All das passt nicht wirklich zusammen.
Das klingt jetzt überheblich und oberlehrerhaft, ich weiss, aber es ist nicht so gemeint. In Deiner Situation haben viele hier im Forum mal gesteckt, und es kommen immer wieder welche, die sowas oder Aehnliches beschreiben. Lies Dir durchaus mal ein paar Foreneinträge durch. Das ist mehr oder wenger immer dasselbe.

Dir geht es grad schlecht, es ist marginal zu ertragen, mit oder ohne Psychotherapie (so 0.5-3 Jahre) ist die Lage mäßig bis schlecht.
Medikamenten wurden versucht, damit geht es im Allgemeinen besser, nach Absetzen dann wieder nicht.

Es ist die Erwartungshaltung, mangelnde Geduld und fehlende Akzeptanz. Das sind natürlich ganz harte Bretter. Aber auch bei Dir ist das nicht ungewöhnlich (Stichwort Tot des Bruders).
Du bist in dem typischen Neurosenalter um die 40-50 Jahre. Vorher hatten der Körper und der Geist allerhand Kompensationsmechnismen, um die Probleme prgamatsich zu verdrängen: Erfolg, Leistungskraft , Partnerschaftsbeginn, Aufbau Familie KArriere etc
Erst im mittleren Alter gehen diese Kompensationsmechanismen mit den zunehmenden Altagsverantwotlichkeiten zurück. Das Unterbewusstsein hebt seine Themen auf die Agenda, und manche kommen dadurch ins Wanken.

KVT und Medikamente sind die Therapie der Wahl. Aber oft wird eben erwartet, dass das dann dadurch alles wieder auf den Status von mit 30 Jahren zurückgeht. Das kann so sein, und Wohl dem, bei dem das klappt. Die meisten anderen aber muessen so oder so leben lernen mit der Erkenntnis, dass man übertrieben Angst hat, kein Zutrauen in den eigenen Körper oder Selbstheilungskräfte etc.
Die Hoffnung, dass das Tabletten oder der Arzt übernehmen, ist trügerisch. UNd erst die Erkenntnis, dass der Schlüssel zu einem eträglichen Leben in einem selber liegt, bringt etwas Befreiung und fuer viele dann auch den Abschied zB von diesem Forum.
Danach kann es dann, je weniger man sich mit sich und seiner Befindlichkeit beschaeftgt, weiter aufwaerts gehen. Aber oft geht die Angst eben mit !!
Bei Dir stelle ich Ungeduld fest. Ausserdem zuviel mechanistisches Denken: zB wenn ich das oder jenes mache, dann muss dies oder jenes passieren, insbesondere in Bezug auf die Pillen. Leider funktioniert das nicht immer so (wobei Benzos an sich eine sichere Bank sind).

Ich würde mal einen Gang zurückschalten und nichts nehmen, bis das en detail mit dem Psychiater und dem Psychotherpeuten besprochen ist. Vorher oder parallel solltest Du die Sache mit dem Butdruck klären. Woher weisst Du denn, dass der zu hoch ist? ist das bekannt, warum sonst bist Du dauernd am Messen?
Du must lernen, Ruhe zu bewahren und Dich nicht zu wichtig zu nehmen. Meinst Du 2,5 Jahre sind viel ? Basierend auf ein Lebenspensum von 50 Jahren.
Das ist jetzt eine "bumpy road", aber nach aller Empirie und Wahrscheinlichkeit wirst Du aus diesem Tal auch wieder rauskommen.
Gemein daran ist, dass es umso länger dauet, je mehr Du DIch bemühst, rauszufinden ,was "gut für Dich" ist.
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#3
Ah...Danke! Die Antwort auf meinen ersten Post hätte gar nicht treffener ausfallen können. Du hast ein gutes Gespür. Ja, das mit der Ungeduld ist tatsächlich so. Ich denke immer wenn ich dies oder das mache dann muss es doch wieder laufen - hat es ja vorher auch. Zunehmendes Alter ist sicher auch ein Thema und am wichtigsten ist mir dein Hinweis auf den Bluthochdruck. Tatsächlich hat mich der hohe Blutdruck seit Juli begleitet (immer wenn ich mal beim Arzt war oder bei meinen Eltern in den Sommerferien auch mal 10 Tage am Stück morgens und abends gemessen habe). Letzte Woche habe ich mir dann selbst ein Gerät gekauft und die Werte sind meines Erachtens zu hoch, insbesondere der zweite Wert (Diastole). Meinem Psychologen ist das diese Woche auch aufgefallen und er hat geraten dem nachzugehen. Gestern hat mein Hausarzt unter Vorlage meiner notierten Werte aber nicht darauf reagiert - auch auf erneute Nachfrage -. Ich mag meinen Hausarzt, aber ich denke genau da muss ich am Ball bleiben.
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#4
Zu der "organische Hypertonie" werde ich mich mal etwas einlesen. Auch hier vielen Dank für den Hinweis.
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#5
Essentielle Hypertonie haben Legionen von Leuten. Da ist in groesser 90% der Leute der Fall, das ist Veranlagung. In weniger als 90% der Fälle gibt es eine Ursache (organisch: hormone, Stenosen etc),. Es lohnt nicht sich da einzulesen. Leider machen sich die meisten Hausärzte auch nicht die Mühe das abzuklären, weil es selten ist.
So oder so wäre die Abklärung für Dich eine 24 h Messung. Damit sieht man dann besser, ob DU tatsaechlich hohen Blutdruck hast oder nicht, und zweitens sieht man , ob Du des Nachts runter gehst oder nicht. Das gibt Hinweise ob organisch oder essentiell.
Aber ich spüre , dass das Erklären bei Dir ganz falsche Reaktionen auslöst. Das ist jetzt wieder so ein Trigger, der Blutdruck.
Da must Du vorsichtig sein. Ein paar Wochen hoher Blutdruck macht in der Regel nix, wenn man nicht am Anschlag damit ist. Es gibt ja unzaehlige Leute, die das unerkannt haben. Bei mir auch zu hoch, weil ich 10kg zu viel an Bord habe, also versuche ich abzuspecken erstmal. Passiert auch nix.
Du merkst, wovon ich rede. Dein Geist sucht so einen Trigger , um Aktionismus zu produzieren. Dagegen müsstest Du Dich an sich in Geduld und Akzeptanz üben. Nichts machen ist da besser. Das widerstrebt uns in der heutigen Zeit. Völlig klar.
Die Frage ist doch, wovon Dich Dein Geist mit all der RR Messerei ablenken will?
Es ist einfacher, diese Sache, die Akzeptanzübung und die mangelnde Geduld mit einem Haufen Pillen abzuschalten, als sich ernsthaft der Ursache dieses Problems zu stellen: der offenkundig vorhandenen, durch irgendwas produzierten Reifungsstörung und der Tatsache, dass es so oder so irgendwann für einen ganz individuell ans Sterben geht !
ALso nicht der Verweis darauf, dass wir alle irgendwann dran sind, sondern bewusst und individuell auch !!
DA gehn wir lieber hin und optimieren unseren Blutdruck ;-)
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#6
(25.09.2021, 07:37)Gopi schrieb: So oder so wäre die Abklärung für Dich eine 24 h Messung. Damit sieht man dann besser, ob DU tatsaechlich hohen Blutdruck hast oder nicht, und zweitens sieht man , ob Du des Nachts runter gehst oder nicht. Das gibt Hinweise ob organisch oder essentiell.

Aber ich spüre , dass das Erklären bei Dir ganz falsche Reaktionen auslöst. Das ist jetzt wieder so ein Trigger, der Blutdruck.

Da gehn wir lieber hin und optimieren unseren Blutdruck ;-)


Ganz so ist es bei mir nicht. Als ich im Juli bei meinen Eltern war hat mich der dortige Arzt bereits darauf aufmerksam gemacht und erst diese Woche sprach mich mein Psychotherapeut darauf an und meinte - genau wie Du - dass ich meinen Hausarzt mal nach einer 24 h Messung fragen soll. Leider hat dieser darauf am Donnerstag nicht reagiert.

Es ist ja bei mir aktuell so, dass ich sowieso sehr sensibel reagiere und ja, zwischendurch denke ich dies und jenes von Schlaganfall bis Tumor. Und ich möchte gerne auch, dass ich wieder angstfrei vor die Tür gehen kann. Für mich ist das in dieser Intensität neu und so langsam stelle ich fest, dass ich das nicht so schnell in den Griff bekommen werde. Das muss ich ja jetzt alles erst lernen, eine Lösung mit meinem Job finden und dann ist ja hier noch der familiäre Alltag, den ich nicht ignoieren oder mich ausklinken kann.
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#7
Jedenfalls gibt es eine Neuerung. Mein Psychologe hatte mir einen Psychiater empfohlen. Da war aber im August kein Durchkommen und über ein "Notrezept" habe ich über die Kassenärztliche Vereinigung einen freien Termin bei einem Psychiater bekommen, der sich meine Geschichte angehört und mir dann das Trevilor (Sertralin) verschrieben hat. So ganz glücklich war ich mit dem Mann nicht und diese Woche habe ich es nochmals versucht, den empfohlenen Psychiater zu erreichen. Das ist mir jetzt gelungen und ich habe dort am 19.10. einen Termin.

Jetzt gilt es die Zeit bis dahin zu überbrücken.
(Nicht das ich mir da jetzt die absolute Heilung verspreche... versteht sich von selbst).
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#8
Das klingt doch sehr aufgeraeumt. Du bist ja schon mittendrin im Bewaeltigen.
Was ich so schreibe hat uebrigens auch nur begrenzte Relevanz und Gueltigkeit. Ich doziere gerne und bin rechthaberisch unterwegs.
Du holst Dir Fachwissen und professionelle Begleitung. Du lernst, was das mit Dir macht und irgendwann „down the line“ merkst Du, dass Du die Experten und Eminenzen nicht mehr brauchst. Dann machst DU das mit Dir selber aus.
Nicht gesagt, dass das wieder so wird wie vorher, aber besser und kontrolliert von Dir. Die Chancen stehen gut, aber es braucht einen langen Atem.Nicht Entmutigen lassen.
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