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Ständig wechselnde Symptome der Angst
#1
Hallo Leute,

Ich schreibe euch mal kurz meine Situation, die mittlerweile vor über einem Jahr begonnen hat.

Nach einer sehr stressigen Zeit (unglückliche Beziehung, Tod von Großeltern, Studiumsende) bekam ich für mich zur damaligen Zeit noch aus heiterem Himmel eine mehrstündige Panikattacke, bei der ich zwar keine Herzsymptome, wie es hier so oft beschrieben wird, zeigte, jedoch Schwindel, Todesgefühle, Panik, etc., das volle Programm leider.
Etwa eine Woche später, ich dachte das wäre alles nur eine einmalige Sache gewesen, die sich aber ziemlich in meinen Kopf eingebrannt hat, fingen extreme Magen-Darm-Beschwerden an, die sich in ihrer Form ständig verändern, mich seitdem aber täglich begleiten.

Nach zwei Monaten mit den Magen-Darm Problemen und täglichem Grübeln über die Beschwerden, kam auch wieder die Panik zurück, diesmal aber mit extremen Herzrasen und -klopfen, sodass ich anfangs, wie fast jeder, dachte es wäre was anderes...

Nach wieder zwei Monaten verschwanden die Panikattacken jedoch völlig, doch seitdem dreht mein Körper bzw. mein vegetatives Nervensystem richtig am Rad. Von Kribbeln am ganzen Körper, Kälteschauern, Schweißattacken, nächtlichem Herzrasen, Dauerschwindel zu diffusen Schmerzen am Körpern. Aktuell habe ich ein permanenten erhöhten Puls, wache nachts schweißnass auf und habe den ganzen Tag über kalte Hände und Füße sowie Druck auf beiden Ohren. Bis auf die Magen-Darm-Beschwerden kommen und gehen die Symptome wie sie wollen.

Natürlich war ich auf Grund der Beschwerden bei diversen Ärzten, die mir jedoch, bis auf eine angebliche Histaminintoleranz, attestierten, dass ich, Gott sei Dank, komplett gesund wäre. Mittlerweile bin ich jedoch so sensibilisiert auf meine Körperwahrnehmung, dass es schwer ist, aus dem Kreis der Angst heraus zu kommen, besonders wenn sich die Symptome ständig ändern bzw. ja auch gar nicht weg gehen. Zudem mache ich mir auch logischerweise Sorgen über meinen Körper, da dieser durch die Symptome ganz schön mitgenommen wird.

Ich habe mich auch im Laufe der Symptomatik für eine Therapie entschieden, die ich seit einem halben Jahr mache. Auch attestiert man mir hier natürlich, dass ich einfach überlastet war/bin, und der Stress bzw. Angst für die ganzen Symptome verantwortlich ist, mein Verstand dies (leider) bei den immer neuen Symptomen nicht immer annimmt bzw. man durch die Beschwerden nochmal ängstlicher wird.

Ich drehe mich zudem immer um die selben Fragen, die mir vielleicht beantwortet werden können.

- Bei mir waren erst die körperlichen Symptome, danach erst (logischerweise) die Angst an sich da. Kann man eine Angststörung/Ãœberlastungsreaktion bekommen, ohne diese anfangs wahrzunehmen?

- Wie schafft es die Angst, ständig neue Symptome zu produzieren? Mittlerweile „traue“ ich mich nicht mal mehr zum Arzt, weil mein Beschwerdebild mittlerweile so diffus ist.

- In der letzten Zeit geht es privat wieder voll bergauf (neue Beziehung, neuer Job, neue Wohnung), dennoch sind die Symptome momentan so stark wie nie und meine Gedanken drehen sich permanent darum. Aus der damalig schlechten Situation in meinem Leben habe ich mich vollständig befreit, dennoch könnte der Widerspruch nicht größer sein zu meinen Symptomen. Ist das erklärbar?

Vielen Dank und ich würde mich freuen von euch zu hören.
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#2
Hallo Notredame

Smile


(08.01.2020, 16:19)Notredame schrieb: - Bei mir waren erst die körperlichen Symptome, danach erst (logischerweise) die Angst an sich da. Kann man eine Angststörung/Ãœberlastungsreaktion bekommen, ohne diese anfangs wahrzunehmen?

- Wie schafft es die Angst, ständig neue Symptome zu produzieren? Mittlerweile „traue“ ich mich nicht mal mehr zum Arzt, weil mein Beschwerdebild mittlerweile so diffus ist.

- In der letzten Zeit geht es privat wieder voll bergauf (neue Beziehung, neuer Job, neue Wohnung), dennoch sind die Symptome momentan so stark wie nie und meine Gedanken drehen sich permanent darum. Aus der damalig schlechten Situation in meinem Leben habe ich mich vollständig  befreit, dennoch könnte der Widerspruch nicht größer sein zu meinen Symptomen. Ist das erklärbar?

Vielen Dank und ich würde mich freuen von euch zu hören.

Zu 1.)

Eine Angststörung entwickelt sich meistens im Laufe der Jahre bzw. Jahrzehnte. Vor dem Tag, wo du zum ersten Mal Symptome wahrnimmst, hat sich die Krankheit schon lange in dir eingenistet und nur auf die Gelegenheit gewartet, ausbrechen zu können.

Zu 2.)

Ich sage immer: Die Angst schafft es, fast JEDE körperliche Krankheit zu simulieren. Da sie tief im Unterbewusstsein verwurzelt ist, hat sie Zugriff auf alle möglichen Schaltstellen im Hirn. Beispiel: Du hast einen gesunden Magen, aber die Angst greift sich die Schaltstelle im Gehirn, die dir "Magenschmerzen" meldet. Dann glaubst du, du hast Schmerzen im Magen und wärst krank. Klingt komisch, ist aber so.

Zu 3.)

Jede Art von Stress kann die Symptome verschlimmern. Es gibt nicht nur den negativen Stress, sondern auch den positiven. Es sind zwar alles ganz tolle Ereignisse, die dir widerfahren, aber für die Psyche ist es trotzdem ein Ãœbermaß an Stress, und deshalb kann dadurch eine Verschlimmerung der Symptome hervorgeufen werden.


lg

Smile
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#3
Vielen Dank für die Rückmeldung, dazu habe ich noch eine Rückmeldung.

1) Ich war nie ein besonders ängstlicher Mensch, ich vermute aber das dauerhafter, unterbewusster Stress dann dafür verantwortlich ist. Im Nachhinein wird mir der ganze Stress über die letzten Jahre erst bewusst, obwohl ich dass in den damaligen Momenten gar nicht wahrgenommen habe

2) Das mit der Angst und den vielen Symptomen akzeptiere ich langsam auch. Was mich nur immer wieder zurückschnellen lässt ist die enorme Wechselhaftigkeit der Symptome, ohne dass mal ein bisschen Ruhe reinkommt.

3) Was du schreibst macht total Sinn. Auch positiver Stress ist momentan einfach eine Veränderung bzw. Belastung.

Herzliche Grüße
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#4
Man muss nichtmal ein besonders ängstlicher Mensch zu sein, um eine Angststörung bzw. eine andere psychische Störung zu entwickeln.

Es reicht, wenn die Psyche über Jahre hinweg drangsaliert wird. Davon muss man noch nichtmal etwas merken. Das kann eine falsche Erziehung sein, das kann der Job sein, den man bewusst oder unterbewusst ungern macht, das kann eine Beziehung sein, die man eigentlich nicht will. Meistens merken wir die Gefühle, die wir dabei haben müssten, überhaupt nicht, weil die Psyche diese schon selber vorsorglich in eine Ecke des Gehirns verdrängt. Das funktioniert aber nur bis zum Tag X, wo man mit einer Panikattacke im Bus steht und alles an die Oberfläche drängt.


Das mit den körperlichen Symptomen ist ist sicherlich schwer verständlich, zeigt aber, welche ungeheure Macht das Unterbewusstsein über uns hat. Man muss sich halt immer wieder sagen, dass das Unterbewusstsein diese Macht ja eigentlich auch zum Positiven einsetzen kann.


Smile
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#5
Ja, ich hatte tatsächlich über ein Jahr lang eine sehr unglückliche Beziehung, ohne das wahrhaben zu wollen. Vielleicht ist das in Kombination mit Ãœberlastung der Grund für diese Misere.

Das mit dem Positiven ist absolut korrekt, ist halt nur immer schwer sich dem bewusst zu werden wenn man sein Leben komplett geändert hat, trotzdem mehr Symptome dazu kommen.

Danke!
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#6
Hallo Notre Dame.

Bei mir ist es genauso wie bei dir. 
Manchmal denke ich an eine Krankheit oder sehe was im Fernsehen und prompt hab ich die Symptome und bin überzeugt diese Krankheit zu haben. U.d dann kommt die Angst. Bei mir dauert so eine Angstattacke über Tage mit allen Symptomen auch nachts. Man kommt nicht zur Ruhe. Ich steh dann ständig unter Strom. Das schlimmste ist das angstgefühl im oberbauch.

LG Dörte
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#7
Guten Abend, 
Ihr sprecht mir aus der Seele... 
Bei mir ist's genau so. Immer wieder wechselnde Symptome, manche kenne ich schon lange und machen mir keine Angst mehr.
Aber so wäre es ja langweilig, also kommen stetig neue dazu und diese versetzen mich ins grübeln... 

"Ich habe regelmäßig körperliche Beschwerden und fühle mich mehr als die Hälfte der Zeit ausgelaugt und schwach. Ich muss doch irgendwas haben."

Findet ihr euch darin wieder? 
Lg und ich wünsche euch ein gutes Durchhalten
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