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Wie gehe ich mit diesem Gewissen um?
#1
Hallo Zusammen, ich habe mich neu hier registriert, weil mir etwas schweres auf dem Herzen liegt. Vielleicht bin ich hier richtig.

Thema Schuldgefühle und Gewissensbisse

Ich weiß, dass viele Menschen oft mit Schuldgefühlen zu kämpfen haben. Manchmal sind diese Gefühle jedoch unberechtigt. Man gibt sich selbst die Schuld für etwas obwohl man gar nicht schuldig ist. In meinem Fall ist es anders. Ich habe jemandem weh getan. Es war ein Versehen aber trotzdem war es meine Schuld. Ich bin Mutter eines Kleinkindes.
An dem einen Morgen, noch bevor ich meinen ersten Kaffee hatte und gerade beim Frühstück zubereiten war, gab es so einen Moment wo ich mich total überfordert fühlte. Der Küchentisch war mal wieder etwas unordentlich und mit Spielzeug bedeckt. Also räumte ich alles mürrisch auf. Kurz danach legte mein Sohn erneut seine Spielzeuge auf den Tisch, ich bat ihn, die Spielzeuge wieder wegzupacken weil wir jetzt frühstücken wollen. Er hörte nicht. Mehrmals nicht. Also schmiss ich seine Spielzeugautos vom Tisch auf den Boden. Eines der Autos traf meinen Sohn. Besser gesagt seinen Zahn. (Die Autos sind etwas schwer und aus Metall)
Wir waren sofort beim Zahnarzt und nun muss dieser zerstörte Zahn operativ entfernt werden. Unter Vollnarkose, bei meinem fast 3 jährigen kleinen Kind. Mir ist einfach so furchtbar schlecht.

Ich bin sonst so eine geduldige Mama, kann wirklich viel ab. Werde oft für meine ruhige und gelassene Art gelobt.
Aber sowas ist vorher noch nie passiert. Natürlich soll dies keine Entschuldigung dafür sein, aber durch andere Umstände und Stress, die mir zurzeit über den Kopf wachsen, bin ich sehr leicht reizbar. Aber, dass sowas passiert? Ich habe mich natürlich sofort bei ihm entschuldigt, ihn ganz feste in den Arm genommen, und bin seit Tagen nur am Weinen. Auch habe ich keine Freunde mit denen ich reden kann. Daher habe ich es hier niedergeschrieben.
Nicht nur um Ratschläge zu bekommen, sondern um mir allein diese Schuld und die Trauer von der Seele zu schreiben. Ich bin wirklich fix und fertig. Vor allem, weil es einfach so unnötig war.
Es tut mir einfach so wahnsinnig leid. Jedes Mal wenn ich mein Kind anschaue, fange ich an zu weinen. Es tut so weh... einfach so sehr weh.

Wie geht ihr mit solch einer Situation um? Mit solchen starken Gewissensbissen, dass ihr nicht mehr klar denken könnt und euch diese Situation in Bildern verfolgt, ihr jederzeit wieder anfangt zu weinen? Mir würden wirklich ein paar Tipps helfen. Mich ablenken, und mir zu sagen, dass es jetzt eben passiert ist, kann ich nicht. Mich belastet es so stark, dass ich meine altbekannten Panikattacken und Depressionen wieder bekomme.

Ich war viele Jahre depressiv, kenne Panikattacken, Selbsthass und noch vieles mehr. Aber seitdem ich Mutter geworden bin hat sich so vieles zum Positiven verändert. Ich bin glücklich gewesen wie noch nie. Und nun kam nach Jahren solch ein Ereignis, welches mich wieder die nächsten Jahre verfolgen wird.
Das werde ich mir nie verzeihen können.
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#2
Hallo BugsBunny,

herzlich willkommen bei uns im Forum.
Ich denke nicht, dass du daran Schuld bist. Du hat es ja nicht mit Absicht getan, auch wenn es das Ergebnis deines Wutausbruchs war und du dich schrecklich fühlst. .
Ich weiß jetzt nicht, wie kaputt der Zahn ist, aber ich würde eine 2. Meinung von einem anderen Zahnarzt einholen.

Gruß und alles Gute für den Kleinen und auch für dich.
Karin
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#3
Liebe Karin, vielen dank für deine Antwort. 

Daran hatte ich auch gedacht, mir eine zweite Meinung zu holen. Denn anfangs sah es für mich noch gar nicht so schlimm aus mit dem Zahn. 
Jedoch ist der Schneidezahn einmal in der Mitte komplett gespalten und biegt sich nun immer weiter auseinander :'( Der Anblick ist so schmerzlich. 
Es tut ihm auch weh, wenn er mit der Zunge daran kommt oder wenn er seinen Schnuller hat. Leider sind wir erst in 2 Wochen bei der Zahnentferung, weil kein Termin mehr frei war. Ich soll ihm jetzt 2 Wochen lang gegen die Schmerzen Paracetamolsaft geben. Was mir gar nicht gefällt, denn er ist doch noch so klein. 

Ach, ich schäme mich einfach so sehr. Das hätte nicht passieren dürfen. Meine Mutter sagte mir, dass es ja "nur" der Milchzahn ist und ich mich nicht so fertig machen soll. Da wächst ja dann bald wieder was. Aber trotzdem... bis dahin dauert es ja noch ein paar Jahre. Und außerdem ist es ja noch nicht vorbei, da kommt noch die Vollnarkose vor der ich Angst habe. Und dann seine Schmerzen danach. Alles wegen nichts. Ich ärgere mich, bin so traurig und habe fast niemanden der mich da trösten kann.
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#4
Versuche es auf jeden Fall bei einem anderen Zahnarzt noch oder auch in einer Zahnklinik.
Ich verstehe dich schon, dass du dir Vorwürfe machst, aber das musst du nicht. So etwas hätte jemand passieren können. Niemand ist perfekt und immer gut drauf.
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#5
Hallo BugsBunny,

schön, dass du hier bist.

Aus deinem Text spürt man deine Schuldgefühle ganz deutlich. Dass du Schuldgefühle hast verstehe ich total, wäre ich an deiner Stelle, würde es mir wahrscheinlich nicht viel anders gehn. Allerdings ist es glaube ich wichtig, dass du es so siehst wie es eben war - ein Unfall. Und ein Unfall kann ständig und immer passieren. 

Du hast es nicht mit Absicht gemacht und tust nun alles um deinem Kind zu helfen. Kein Mensch ist fehlerfrei - du darfst dir wirklich verzeihen. So kannst du bestimmt  auch mit neuer Energie deinem Kind zur Seite stehen.

Liebe Grüße Nordlicht
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#6
Hallo BugsBunny

Ich habe keine Kinder und kann von daher nicht nachempfinden, wie du dich gerade fühlst. 

Deine Gewissensbisse bestätigen allerdings deinen Charakter als feinfühliger, verantwortungsvoller Mensch. Gewissensbisse kann nur der haben, der auch ein Gewissen hat. 

Dass du in jener Situation überfordert warst - ja, bist du denn eine Maschine, die emotionslos durchs Leben geht? Natürlich nicht. 

Als ich ein Schulkind war, ist mir mal Folgendes passiert: Wir hatten früher aus am Nachmittag und anstatt direkt nach Hause zu gehen, habe ich noch eine Weile mit einer Schulkameradin auf dem Schulhof gespielt. Danach haben wir zusammen den Heimweg angetreten. Mittendrin bot mir die Kameradin etwas Schokolade an und ich nahm ein Stück davon. Als ich heimkam und meine Mutter die Schokolade sah, warf sie mich aufs Bett und verprügelte mich mit ihrer ganzen Kraft. Oma und Vater standen daneben und unternahmen nichts. 

Es waren die 80-er Jahre und die Drogenszene blühte. Man warnte die Eltern davor, dass Fremde Drogen in Süssigkeiten verpackten und sie an Schulen verteilten. Zudem war meine Mutter grundsätzlich überfordert, mit Beruf, Familie und ihrer eigenen Lebensgeschichte. 

Du siehst, ich habe den Vorfall auch 40 Jahre später nicht vergessen. Aber als Erwachsene kann ich meine Mutter auch verstehen. Dein Kind wird als Erwachsener (hoffentlich) auch lernen, sich in andere hineinzuversetzen und nachzuvollziehen, warum sie so und nicht anders handeln KONNTEN. 

Ich weiss nicht, ob du gerne liest. Aber ich möchte dir die Bücher von Gabor Maté empfehlen. Das ist ein hoch angesehener ungarischer Psychiater, der viel mit Drogenabhängigen gearbeitet hat. Seine These: Wenn wir "überkochen", tun wir das nicht in Bezug auf die aktuellen Umstände, sondern auf eine traumatische Vergangenheit, die uns dann einholt. In Bezug auf meine Mutter stimmt das hundertprozentig. Vielleicht ist auch für dich etwas dran an dieser These. 

Dein Kind kann natürlich nichts dafür und es ist traurig, dass das alles passiert ist. Worauf es meiner Meinung nach ankäme, ist an diesen Ãœberforderungsgefühlen zu arbeiten. Vielleicht sind Matés Bücher da eine Hilfe. Je nachsichtiger du mit dir selbst umgehst, desto mehr hilfst du auch deinem Kind. 

Alles Liebe für dich.
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