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Einschränkungen und Veränderungen des Lebens
#1
Hallo,

möchte mal einen eigenen Beitrag schreiben - was mich beschäftigt ist weniger die Angstsymptomatik an sich, sondern die Folgen, die sich daraus ergeben. Mir fällt auf, dass das relativ wenig in Foren wie diesen thematisiert wird, ich halte es aber für erheblich relevant.

Ich stelle bei mir fest, dass sich durch die immer irgendwie mehr oder weniger stark vorhandene Angstkrankheit (welche mal klar und offen sichtbar ist, mal verborgen im Hintergrund ihr Unwesen treibt, aber nie ganz stumm ist) starker Einfluß auf die Lebensführung ergibt - kennen ja vermutlich auch alle, die klassische Vermeidung. Wenn dies aber über einen langen Zeitraum so geht, verändert es das Leben stark, schränkt einen stark ein, führt in eine Depression, meine ich.

So gut wie alle Probleme und Unzufriedenheiten, die ich habe, haben irgendwas mit Angst zu tun. Irgendwas nicht tun, was sinnvoll wäre und einen weiter bringt, weil man Angst davor hat. Es staut sich auf und türmt sich auf und wird immer schlimmer und irgendwann ist man weit entfernt von dem, was man sein könnte, und vermutlich wäre, wenn man diese Problematik nicht hätte, sondern vegetiert nur noch auf Sparflamme vor sich hin.

Ich kann bei mir diverse weichenstellende Lebenssituationen benennen, wo ich mich aus Angst falsch entschieden habe, und diverse Dinge, die ich tun sollte, aber nicht anzupacken wage, und so verharre ich und leide vor mich hin. Es geht mir so dermaßen auf die Nerven.

Meistens komme ich einigermaßen gut klar und es ist "ganz ok", aber ab und an geht das Befinden so in den Keller, oder ich stehe vor so "großen" Alltagsherausforderungen (so wie heute grad ;-) ), dass es alles wieder akut wird und ich darüber nachdenke und mir klar wird, so kann - oder eher, so sollte - es nicht weitergehen. Aber ob daraus auch der Mut erwächst, es wirklich anzupacken? Ich weiss es nicht.

Gehts da noch anderen so?
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#2
Hallo zuvielkaffee,

herzlich willkommen bei uns im Forum.
Mit Sicherheit kennen das alle oder fast alle hier im Forum. Nur die Ãœberwindung, obwohl man ja weiß, was eigentlich gut ist, das dann auch zu tun ist nicht ganz einfach.

Gruß und viel Erfolg,
Karin
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#3
Hallo zuvielkaffee

Ja, das kenne ich in der Tat auch von mir. Dass ich mir Vorwürfe mache, wegen der Angst so viele Situationen vermieden oder da falsch entschieden und mir so angstbedingt Vieles im Leben verbaut zu haben. Ich beginne dann wirklich, mich selbst zu hassen und stelle mir oft auch vor, was ich alles machen würde, wäre da die Angst nicht. 

Manchmal merke ich aber auch, dass ich mich in so ein Wunschdenken reinsteigere, das mir selbst gar nicht entspricht. Wenn ich ganz nüchtern auf mein Leben zu schauen versuche, so stelle ich fest, dass die Angst in ganz vielen Situationen auch am Platz war. Sie hat mich vor Schlimmerem bewahrt. Dann muss ich traurig von meinem Ich-Ideal Abschied nehmen, was auch ganz heilsam sein kann. 

In Sachen Vermeidung muss ich immer noch an mir arbeiten. Als sozial ängstlicher Mensch arbeite ich in einem sozialen Beruf, in der Erwachsenenbildung. Da habe ich am Arbeitsplatz Glück gehabt, dass man auf meine Bedürfnisse eingeht. Ich fühle mich in Privatstunden wohler als im Gruppenunterricht und werde entsprechend auch nicht gezwungen, Gruppenkurse zu erteilen. Das ist ein grosses Privileg. Natürlich verzichte ich damit auch auf ein grösseres Gehalt, aber das ist mir in dem Moment nicht so wichtig. 

Ich denke, in der Quintessenz wird es wohl darauf ankommen zu unterscheiden, wann es gut ist, auf die Angst zu hören und wo man sich ihr widersetzen sollte. Das herauszufinden fällt mir jedenfalls nicht immer leicht. 

Viele Grüsse
z
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#4
Das ist ein spannender Beitrag, der perspektivisch weit über die reine Bewältigung der Missempfindungen durch die Angst hinaus geht.
Ich kenne das genauso wie zuvielkaffee und zeitistsein.
Kurioserweise ist das Auslassen so diverser guter Karriereoptionen bei mir der Grund, warum man überhaupt der Angststörung auf den Grund kam. Ich habe so viele gute Gelegenheiten verstreichen lassen und mich regelmäßig hernach darüber geärgert, dass ich schlussendlich wissen wollte, was los ist. Natuerlich habe ich vorher stets allerlei "rationale" Argumente konstruiert. Aber dahinter steckt eine Neurose . Und ich habe über die Jahre eine beachtliche  Hypochondrie über die entwickelt.

Ich empfinde es so, dass mich die Angstsymptomatik an sich in einem Klammergriff festhält, der über die Jahre fest geworden is. Ichkann mich kaum noch an Zeiten erinnern, wo ich frei und unbeschwert, an nichts weiter denkend, vor mich hingelebt habe. Das ist mir in einem kurzen Moment über Weihnachten dieses Jahr mal bewiusst geworden (wo ich einen kurzen Augenblick mal alles abwerfen konnte). Sobald ich mir dessen bewusst war, war der Griff wieder fest.

Aussenstehenden ist dieses Gefuehl auch kaum naeher zu bringen. Eigentlich ist es gruselig. Ich empfinde es als eine sehr, sehr beeinträchtigende Tatsache, weil viele Dinge dadurch verbaut sind.Ich finde, da darf ich mir dann schon auch selber Leid tun.

INitial kam dann auch der Gedanke, dass das so nicht weiter gehen kann. Bestimmt gibt auch Leute, der diese schiere Erkenntnis dann zum Durchbruch verholfen hat, etwas zu ändern.  Das ist bei mir nur teilweise der Fall. Ich würde sagem durch Therapie etc ist es besser geworden, aber fern ab eines Durchbruchs (siehe oben).
Jetzt sage ich mir, dass es schön wäre, wenn es nicht mehr so weiter ginge, oder ich es wenigstens teilweise aktiv manoevrieren kann, wie es weiter geht.
Wenn das dann nicht klappt, dann akzeptiere ich es. Ich versuche das Konzept der radikalen Akzeptanz.
Aber insgeheim hoffe ich auch auf die Legalisierung von Psylocibin :-)
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#5
Uneigentlich ist es auch gruselig ;-)

DAnke für alle Beiträge. Ja, tatsächlich ist es anscheinend schwierig, den roten Faden zu erkennen, der sich durchs eigene Leben zieht.. viel weitreichender als man das meist so subjektiv für sich im Alltag empfindet.

Ich kenne auch viele Leute die weitgehend angstfrei alles mögliche tun und finde es beneidenswert. Allerdings auch einige, die zu angstfrei sind, wo das ebenfalls großen Schaden angerichtet hat.

Andererseits finde ich es auch bei einigen Leuten, die ich kenne, es bizarr von aussen anzusehen, wie extrem sie durch die Angst eingeschränkt sind, wo es wirklich einfach wäre, was zu verändern, aber dennoch nicht gelingt. Am drastischsten erscheint mir das bei sozialen Phobien, wo ich persönlich die angstmachende Sache als absolut ungefährlich einstufe (also z.b. wenn man Angst vorm Fliegen hat - da könnte ja theoretisch wirklich was schief gehen, aber soziale Situationen sind vollkommen ungefährlich, null komma null Risiko).

Letztlich ist es wohl aber auch immer die Einschränkung der Lebensführung, die einen zur Veränderung und Therapie, Konfrontation etc. bewegt, oder? Weil man es irgendwann nicht mehr aushält. Habe mal über Alkoholiker gelesen, dass die Bereitschaft zur Veränderung eintritt, wenn der Horror davor, weiterzumachen wie bisher, größer wird als der Horror vor Veränderung. Trifft auf unsereins wohl genauso zu. So tickt der Mensch wohl einfach.

Man merkt da ja auch sehr schön, wie irrational der Mensch da funktioniert - wie arg Gefühlsleben und objektive rationale Wahrheit auseinander liegen.
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#6
Hallo ihr Lieben, 

Der Beitrag ist zwar schon etwas älter, aber ich finde ihn doch sehr spannend. 
Ich verharre nun seid 20 Jahren in einem Job der nie die Erfüllung für mich war., die letzten Jahre hatte es sich zu einer richtigen Abneigung entwickelt. 
Unterbewusst weiss ich schon lange das ich es dort regelrecht hasse und nicht mehr hin will. 
Ich konnte mir im Leben nie vorstellen den Job zu wechseln, da ich unter anderem an einer  sozialen Phobie leide. Also niemals hätte ich den sicheren Hafen verlassen können. 
Im September kam dann der schon lang vorhersehbare Zusammenbruch. 
Ich hatte mittlerweile nicht nur Stress in der Arbeit, sondern in jeglichen Bereichen meines Lebens war alles ausgeufert. Am Ende fand es nur noch auf Arbeit und im Bett statt. 
Nach einigen Wochen Therapie fiel dann ein Satz von meiner Therapeutin : Sie wissen aber schon das sie nirgends hin müssen wo sie es hassen. 
Ja so ist es, man muss es nicht aber man tut es wegen der Angst. 
Man verändert Dinge nicht aus Angst/Bekommt dadurch aber noch mehr Angst und Panik . Eigentlich verrückt.... 
Rückblickend hatte ich akut Phasen nur dann, wenn ich irgendwo feststeckte und verändern hätte müssen wie zB eine extrem Unglückliche Beziehung.
 Ich nehme die Angst nun als das Warnsignal des Unterbewusstsein, das man etwas ändern muss was einen Krank und unglücklich macht . 
Meine Entscheidung zu Kündigen hat mir schon so Erleichterung gebracht, hätte ich mir vor Wochen nicht erträumen können. 

Ich versuche mir jeden Tag zu sagen, das Leben ist zu Schade um es nicht zu Leben. 
Und die Träume und Vorstellungen wie das Leben sein könnte ohne die Angst, das bin ich ! Also steckt das  auch in mir. 

Liebe Grüsse
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#7
Spannend, spannend. Im Prinzip geht es mir wie Caroxy. Ich mache meinem Job auch schon ewig lange und merke seit 4-5 Jahren das ich ihn nicht mehr machen will und zeitweise auch nicht mehr kann. Weil er mir körperlich und psychisch nicht gut tut. Aber die Angst hemmt mich,obwohl sie mir im Prinzip genau das sagt was caroxy erwähnt hat. Sie warnt mich das dass hier alles nicht mehr gut ist und das ich die Reißleine ziehen soll. Nur leider gibt es zusätzliche Faktoren die es mir schwer machen die Reißleine zu ziehen. Ansonsten habe Inhaber schon verstanden, wenn sich meine Symptome verschlimmern das irgendwas nicht richtig ist in meine beruflichen und privaten Umfeld.
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