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Angst lebenslänglich?
#1
Hallo an Alle, 

ich bin neu hier, aber nicht mehr jung und ich habe jetzt einfach mal den Versuch gewagt, mich in einem solchen Forum etwas zu öffnen und umzuschauen, wie es anderen angstgeplagten Mitmenschen so ergeht.
Mich begleitet die Angst schon von Kindesbeinen an, als Erziehungsmittel in Bezug auf einen sehr jähzornigen Vater...das möchte ich jedoch hier nicht ausdehnen, nur dass sich diese Angst vor dieser übermächtigen Person bis ins höhere Erwachsenenalter gehalten hat.
Noch vor 20 litt  ich unter stundenlangen Todesangst auslösenden Tachycardien oder ständigen Extrasystolen(Herzstolpern), deren Ursprung sich niemand erklären konnte. Ich machte eine 2jährige Gruppenanalyse und war 8 Wochen stationär in einer Psychosomatischen Klinik eingewiesen. Alles ohne Erfolg. Es gesellten sich ausgewachsene Panikattacken mit allem Drum und Dran dazu. 
Richtig gut ging es mir während meiner 3 Schwangerschaften, aber halt leider nur während diesen Zeiten. Bei einer Routineuntersuchung mit 49 J. beim neuen Hausarzt stellte dieser dann einen erhöhten Blutdruck und wie selbstverständlich das WPW Syndrom fest (von Geburt an zusätzliche und unnötige Reizleitung am Herzen) und meinte ich wüsste das bereits. Damit war die Ursache für die Rhythmus Entgleisungen endlich geklärt. Ich bekam vom Kardiologen Betablocker verschrieben, die ich bis heute zusammen mit einem Sartan einnehme.
Die Wechseljahre folgten, aber auch immer wiederkehrende Panikzustände.
Im Jahr 2021 wurden diese immer heftiger und häufiger. Es wurde ein starker Eisenmangel diagnostiziert, also wurde wochenlang supplementiert. Die Angst wurde zwar weniger, aber sie blieb an meiner Seite. Anfang 2022 wurde es dann wieder sehr schlimm, tage-und nächtelang und zurückgekehrt sind auch wieder die extrem spürbaren Extrasystolen und Salven. Seit einem Jahr kämpfe ich mit und gegen diese Zustände, begleitet von gefühlt elektrisierten Unterschenkeln, Zittern im ganzen Körper, Schwindel, manchmal Koordinationsproblemen, Schweißausbrüchen, Schlaflosigkeit etc. Manchmal nicht das ganze Programm, aber die Hälfte genügt! Meist bleibt es nicht bei den max. 30 Min., sondern es dauert fast immer mehrere Stunden an. Es zermürbt mich so langsam und ich alleine weiß nicht mehr weiter. Habe Kardiologie, Endokrinologie, Neurologie durch....nichts großartig auffälliges, bis auf starken Vit. D Mangel. Hatte 4 Osteopathie Behandlungen von Herbst bis Weihnachten und bin seit Spätsommer in Behandlung beim Psychotherapeuten ( bis jetzt Augenmerk auf Selbstwert, Angsttherapie wird folgen...) 
Ich merke auch, dass ich zunehmend dazu neige, verweigern zu wollen... rauszugehen, einkaufen zu gehen, Besuche zu machen usw, zwinge mich jedoch noch dazu!
Ich habe mich so kurz wie möglich gefasst, aber das subjektive Leiden ist leider länger und heftiger.
Vielleicht gibt es ja ein paar Feedbacks, die mir Hoffnung neue Hoffnung machen!?

Liebe Grüße 
Mona
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#2
Hi Mona,
Danke fuer Deinen Beitrag.
Also, ich denke, dass Deine Situation mit einiger Sicherheit auch wieder besser wird. Das liegt daran, dass die Neurosen (wenn es denn so eine ist), an sich einen wellenförmigen Zeitverlauf nehmen. Das hast Du ja auch selber schon bemerkt in Deiner "Angstkarriere". Das geht nur nicht so, wie man es selber will order erwartet.
Sieh es mal so, Du hast das ja bisher alles in allem gut hinbekommen. Drei Schwangerschaften ist doch auch was.
Dein Beitrag und die Abklärungen und die Frage nach "Hoffnung" ist ganz typisch dafuer, dass Dich die Angst momentan voll im Griff hat. Dieselben drei Dinge finden sich bei anderen Patienten, die sich hier melden , egal, wie lange die Neurose schon besteht. Es ist dann doch immer dasselbe: es fuhelt sich graesslich an, man denkt, es kann so auf keinem Fall weiter gehen, man geht zu Ärzten , damit jemand was tut und man klammert sich an jede Aussage, die einem Hoffnung verspricht (und faellt dann auch auch mal auf den ein oder anderen kostspieliegen Unsinn rein).
Die gute Nachricht ist, klar gibt es Hoffnung (siehe oben). Die schlechte Nachricht ist , dass das halt nicht so funktioniert, wie man das dann grad benoetigt oder will. Darum sucht man ja auch ueberall ringsum nach Strohhaelmen. Alles Unfug.

Du bist jetzt seit 2022 wieder mehr am Leiden, aber wie Du siehst, ist es jetzt 2023 , und es ist nix passiert. Abklärungen haben nix gebracht (gut, dass Du das gemacht hast).
Jetzt must Du Dein Bündel wieder aufschnallen und wieder die Treppe raufgehen, wie wir alle. Der Weg ist das Ziel. Du kannst Dir aber auch ein ruhiges Plätzchen suchen und warten, bis der Sturm vorrüber ist.

Psychotherapie ist gut, aber man muss sehen, ob das passt. Die Aspekte Selbstwert, Kindheit und Angst aus einer Schemastörung heraus sind doch immer dieselben. Bis die Therapie mal soweit ist, dass da was passiert, kann dauern. Warum fragst Du nicht mal den HA/HÄ nach einem kurzwirksamen Benzo, um die Spitzen zu kappen. Wenn man das mit AUgenmerk macht, wird man auch nicht abhängig davon. Es gibt an sich keinen Grund, zu kämpfen, sich zu zwingen und unbedingt etwas zu machen. Das erzeugt immer die Erwartung, dass dieses Handeln einen Konsequenz hat (also Besserung). Leider aber funktioniert das Unterbewusstsein nicht so, wie wir das erwarten, und das erzeugt dann Enttäuschungen.
Der Schlüssel zum Ganzen ist , der Sache, sich nicht so wichtig zu nehmen. In einem Buch wird das radikale Akzeptanz genannt. Du kannst es sowieso nicht ändern, da es kein magic bullet gibt. Das klingt einfacher als es ist, vor allem, wenn sich grad alles um die ANgst im Kopft dreht. Aber je weniger Du der Sache Aufmerksamkeit widmest, desdo eher legt sich der Sturm.

Das wird also so oder so wieder besser, egal, je weniger Du Dich darum mühst, desdo schneller.
Noch eine Erkenntnis aus der Welt der Hypochondrie: Die Leute mit der Angststörung müssen auch mal sterben oder werden ernsthaft krank etc. Aber kurioserweise sind es Dinge, die man in der Angststörung meist überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Anders gesagt, Herz und Blutdruck sind bei Dir ok, weil gut untersuchtund therapiert. DAS Unterbewusstsein sucht sich halt Dinge, um Aufmerksamkeit zu erregen. Da steckt ja nach wie vor was anderes dahinter.

Ich drücke Dir die Daumen, dass das in 2023 wieder besser wird. Die Chancen stehen gut dafür.
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#3
Vielen Dank Gopi, für die schnelle Antwort!
Ich hatte mich in meinem Bericht ziemlich kurz gefasst, gemessen an meiner Realität. Z.B. ist das mit meinem Blutdruck nicht ganz so einfach oder gar ok. Ich behaupte, durch meine 72jährige Erfahrung und viele Test, dass ich ein hochsensibler Mensch bin, höre quasi das Gras wachsen und sobald ich mir selbst die Blutdruckmanschette anlege haut es mir die hohen Werte nur so raus. Beim Arzt noch schlimmer. Würde er mich nicht kennen, würde er mich ständig ins KH einweisen der Blutdruckwerte halber. Die meiste Zeit misst er gar nicht mehr und vertraut mir. Ich kann nur davon ausgehen, dass sie ok sind, wenn nicht gemessen wird, sehr vage, aber wahr. Ich spüre jedoch, dass sie sich auch erhöhen, wenn ich in den Ängsten stecke und das Ganze macht auch eine Medikamentendosierung sehr schwierig. Viel ausprobiert und viel gescheitert, weil ich auch auf Medikamenten sehr empfindlich reagiere, oftmals sogar paradox, also entgegen der Sollwirkung. Das ist auch ein Grund, weshalb ich keine weiteren Pillen schlucken will. Hat man schon in jungen Jahren bei mir ausprobiert, entweder gar nicht vertragen, oder ich war schnell drauf!!
Eine weitere unangenehme Folge meiner Sensibilität, dass ich auch Vorgänge in meinem Körper viel stärker wahrnehme, als andere Menschen das tun....Neurologin meinte dazu, so ist das halt bei manchen Personen...sehr trostreich!
Ja, und du hast recht, ich stecke seit ca. 1 Woche wieder ziemlich fest in diesem fürchterlichen Angstkreislauf und das, nachdem es mir zeitweise etwas besser ging und ich glaubte, es würde sich langsam vom Acker machen und das sind dann die frustrierendsten und aussichtlosesten Momente einer solchen Angstvita.
Man verliert jeglichen Glauben an eine beschwerdefreiere Zukunft, sieht nur noch schwarz und leidet und weiß nicht mehr wozu!
Total unfair und schikanierend  empfinde ich auch, dass mein Körper, meine Psyche mich immer wieder mit neuen Unannehmlichkeiten überrollen. sind Angstzustände  Extrasystolen, Salven, Zittern, Kloß im Hals, extreme Nervosität etc. nicht schon genug? Nein, wir bauen auch noch andere Schikanen ein, wie brennende elektrisierte Beine, mal li, mal re, mal beide, heftige Rückenschmerzen, heute da, morgen weg... Einschlaf-und Schlafprobleme...Ich will nicht alles aufzählen.
Seither war ich immer auf der Jagd, zu erforschen an was für einem Vitamin- Nährstoff oder sonstigem Mangel es liegen könnte, wobei ich mir sicher bin, dass auch solche Gegebenheiten alles verstärken können.
Seit gestern habe ich mich hingesetzt (bildlich gesprochen!) und mir in aller Ruhe, trotz Angst, vor Augen gehalten: ICH HABE EINE ANGSTSTÖRUNG und nicht nur mal eben immer wiederkehrende 30minütige Panikattacken, die eh länger gedauert haben bei mir! So geht es wohl, einem Alkoholiker, wenn er sich öffentlich outet.
Ja, und ich habe mir vorgenommen, den Rat zu befolgen, diesen Dingen seinen Lauf zu lassen, ohne sie groß zu bewerten, oder wichtig zu nehmen... ha... wie einfach das sein wird!?
Leider habe ich erst wieder in 14 Tagen einen Termin bei meinem Therapeuten, er muss diesen Weg mit mir gehen...wird er auch!
Trotzdem ist das noch eine schrecklich lange Zeit und ich hoffe, ich bekomme hier vielleicht noch einiges mit, was meine ziemlich lädierte Psyche wieder etwas mit mir versöhnen kann.
Ich wünsche Allen geschundenen Menschlein hier das Beste auf ihrem Weg, der wie wir ja wissen das Ziel ist!

Liebe Grüße
Mona
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#4
Hallo Mona,

das was du geschrieben hast, könnte alles von mir sein, auch ich habe mittlerweile eine 67jährige Angsterfahrung.

" Ich behaupte, , dass ich ein hochsensibler Mensch bin, höre quasi das Gras wachsen "
geht mir auch so

ich stecke seit vor Weihnachten in dieser Angstspirale drin und seit ich beschlossen habe, keine Psychopharmak mehr zu nehmen, hoffe ich, dass es jetzt aufwärts geht. mit den Medikamenten habe ich mich immer wie benebelt gefühlt. ich habe zwar prima geschlafen, aber das war es dann auch.
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#5
" Ja, und ich habe mir vorgenommen, den Rat zu befolgen, diesen Dingen seinen Lauf zu lassen, ohne sie groß zu bewerten, oder wichtig zu nehmen... ha... wie einfach das sein wird!? "

das frage ich mich auch,
ich habe mal wieder die Bücher von Roland Rosinus gelesen,und habe ich mir ein paar Anregungen gemerkt, die ich ausprobieren wiill.

z.B. mehr danach zu schauen, dass es MIR gut geht.
nicht immer "BRAV"   sein, eine Folge meiner Erziehung
mehr Nein sagen.
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#6
Hallo, bin auch neu hier, das ist mein erster Beitrag ;-)

Mir kommt das alles auch recht bekannt vor, speziell, dass die Ängste sich dann vorwiegend herzbezogen manifestieren. Es gibt ja den Begriff der Angstsensitivität, der in etwa besagt, wie stark man selber körperliche Sachen angstmachend wahrnimmt und in welchem Maße die vegetativen Symptome, die man dann verspürt, als bedrohlich empfunden und bewertet werden, und je stärker diese, umso größer wohl die Chance/Gefahr, dass man eine Angststörung ausbildet.

Ich kenne Leute, die gar nicht wissen oder merken, was mit ihrem Herz/Kreislauf los ist. Während unsereins quasi ohne fühlen jederzeit den Puls zählen könnte und immer ein Gespür dafür hat, was ist, laufen diese Leute rum und merken gar nichts, selbst wenn sie tatsächlich alt und krank sind, im Zweifel bis ihnen schwindelig ist und sie umkippen, das Herz schlägt viel zu langsam oder schnell oder unregelmässig, aber davon merken sie im Vorfeld nichts. Weiss nicht ob das bedauerns- oder beneidenswert ist.

Bei Dir allerdings scheinen ja tatsächlich massiv organische Ursache vorzuliegen, und es ist fraglich, ob die darauf aufbauende Angst wirklich so pathologisch ist. Wenn man derartige Symtpome hat ist es wohl auch ganz normal, Angst zu haben und Dinge vermeiden zu wollen. Schwierig. Bin da auch etwas ratlos.
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