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Es ist viel passiert (und das meiste ist leider unschön, aber ...)
#26
Moin. Die Nacht war ok, ist halt nichts durchgekommen, ich erschrecke mich ab und an auch mit Kopfhörern, aber das gehört ja schon wieder fast dazu. Gestern Abend bin ich einkaufen gewesen, da war es schon dunkel, dann ist der Gang durch unseren Hausflur noch eine doppelte Herausforderung, vor allem auf dem Rückweg.
Draußen war es ok, ich habe meinen Geldbeutel vergessen und bin dann wieder zurück und habe ihn geholt, das ist dann Anspannung pur (wieder durch den Flur).

Wenn ich einigermaßen sicher bin, dass immer noch niemand über mir wohnt, dann kann ich mich wenigstes etwas downen, allerdings besteht die Garantie auch nicht, hier zieht man auch mal abends/nachts ein.
Es stehen wieder neue Autos mit mir unbekannten Kennzeichen vor dem Haus, ich habe bislang zwei mal aus dem Fenster geschaut, beide Male unter Anspannung.

Zudem habe ich heute darüber nachgedacht, warum es so schwierig ist, über meine Ängste ins Gespräch zu kommen, auch in Foren wie diesen.
Ich denke es liegt an dieser sehr speziellen Ausprägung meiner Ängste.
Natürlich kennen sehr viele intensive Ängste, die sie quälen und an verschiedenen Dingen hindern und das Leben einschränken.
Das dürften wir alle gemeinsam haben, die Intensität der Ängste vergleiche ich nicht, weil das meiner Ansicht nach weder Sinn macht, ich finde es sogar überheblich, ich weiß nicht, wie Ihr Euch fühlt und selbst wenn wir sagen, wir fühlen uns wie ein verängstigtes Kaninchen im Dunklen Bau, dann bringt das wenig, weil sich das trotzdem für alle verschiedenen fies anfühlt.

Menschen haben Angst davor, dass sie überfallen werden, sie fühlen sich "zu Hause" nicht sicher, haben Angst davor, dass andere mitbekommen, wie sie leben, dass sie in der Wohnung sind, auch am Tag (auch schon vor Corona), andere haben Angst davor, dass sie schlimm krank werden könnten (oder bereits sind), dass ihr Herz plötzlich stehen bleibt, einige haben Angst davor sich anzustecken (auch lange vor Corona) oder sich zu vergiften, haben Angst vor der Einsamkeit, Angst vor der Angst kennen sicher auch zahlreiche Leute.

Die Auslöser sind verschieden, die Ängste werden als Diagnosen in Schubladen gesteckt, das sagt aber wenig über den Schmerz und die Qual aus, die diese Ängste mit sich bringen.

Einige von uns verlassen das Haus nicht (auch schon lange vor der Pandemie), oder sie meiden Menschenansammlungen, gehen nicht feiern, haben Angst vor Spott und Demütigung, haben Angst vor dem Fahren mit Bus, Bahn oder Zug, usw. Viele von uns kennen dieses Gefühl, dass man die Stille nicht aushält, mich überfordert die Stille im Moment, weil ich sie nicht als solche wahrnehme und in ihre etwas lauert, ich kann mich nicht in die Stille fallenlassen, da ist es nicht sicher. Das wiederum geht woanders, z.B. in der Egopraxis, da geht das sogar ziemlich gut, da machen wir ja auch Atem-Ãœbungen und man bekommt sofort ein visuelles und/oder akustisches Feedback.

Ich kenne viele der Angst-Varianten, wie gesagt, vieles hat sich verändert, aber einiges trage ich auch schon ewig mit mir rum.
1998 ging ich das erste Mal zum Psychiater, der mir eine Depression bescheinigte, was mich nicht verwunderte.

Ich bekam Medikamente. Irgendwann hatte ich eine "neurotische Depression" (eine Dignose, die so nicht mehr gestellt wird).
Ich habe immer neu klingende oder wirklich neue Diagnosen "gesammelt" und mittlerweile steht auch "generalisierte Angsstörung" auf dem Zettel.
Schockt mich auch nicht mehr, die anderen Diagnosen sind auch schon derbe.

Man hat so 2006/2007 versucht alle Diagnosen in eine Schublade zu packen, was vielleicht damals passte, aber 2019 fand man dann heraus, dass diese Diagnose nicht mehr passend ist, oder was auch immer. Ich war nicht depressiv genug für einen Krankenhausaufenthalt, so wurde mit mitgeteilt.

Neben Gesprächstherapie, auch in Form einer langen Psychoanalyse, habe ich noch die Verhaltenstherapie-Variante (die meiner Ansicht nach bei mir am Wenigsten hilft) probiert, war mittlerweile aus verschiedenen Gründen in vier Kliniken, habe da auch ausgefallene Behandlungsmethoden mitgemacht, habe mich heiser geschrien und ausagiert, inkl. boxen, habe Ergotherapie (auch in der Gruppe) gemacht und bin jetzt 2021 an dem Punkt, wo ich Angst habe aus dem Fenster zu schauen (ja, eigentlich habe ich Angst davor, was ich sehen könnte und was das dann evtl. mir mit machen wird).

Ich behaupte keineswegs, dass alles umsonst war, okay, das letzte Erlebnis des kurzen Klinikaufenthalts hätte es nicht gebraucht, aber ich habe ja auch dadurch etwas gelernt.
Ich werde nicht depressiv, weil ich mit aller Kraft dagegen ankämpfe, deshalb funktioniert das.
Draußen ist es schon wieder grau und dunkel, die Sonne scheint noch keinen Bock zu haben, sich 2021 mehr zu zeigen. 

Je älter ich werde, desto wetterfühliger werde ich auch, also ich muss schon was tun, dass ich nicht in ein Stimmungstief rutsche, gar nicht so leicht im Moment, aber ich tue mein Bestes.
Gerade fällt es mir wieder schwer, mich auf etwas in der Zukunft zu fixieren (den Umzug zum Beispiel, aber ich habe hier einen Zettel an der Wand hängen, auf dem steht "Hier raus kommen!".
Irgendwie beginnt das Jahr sehr schleppend, das in der Verbindung mit dieser Dunkelheit, finde ich sehr anstrengend.

Ich gucke auch immer wieder durch den Türspion, ich weiß gar nicht, ob die Idee gut ist, da ich doch eh überreagiere, wenn ich etwas sehe, was ich wieder als Katastrophe label.

Ich hatte mal gehofft, dass ich da nicht werde, wie meine Mutter, die ist ja nie Bahn gefahren, hatte Angst mit dem Auto in die Stadt zu fahren, usw. Die hat das mit dem Katastrophendenken wirklich verinnertlich gehabt, meine Oma, also ihre Mutter war nach außen nicht so, aber bei meinem Opa wundert mich auch nicht, dass man da ein ängstlicher Mensch wird.

Leider bin ich der Einzige in der Familie, zumindest mein Stand bis vor ein paar Jahren, der bereit war und ist, herauszufinden, was schig läuft und gelaufen ist, inwiefern ich da was erlent habe und wie ich das wieder loswerden kann.
Loswerden passt nicht, ich werde diese irrationalen Ängst wahrscheinlich nie ganz los, aber vielleicht lerne ich noch einen anderen Umgang mit ihnen (gar nicht so einfach, wenn sie sich permanent neu aufstellen).

Ich kann beobachten, dass diese Katastrophengedanken in den letzten Jahren zugenommen habe, die besetzen auch immer mal wieder neue Themen. Wahrscheinlich ist die Angst dann stärker, wenn man kaum Auswege sieht.
Außerdem versuche ich mir immer wieder vor Augen zu halten, dass ich hier defakto nicht gefangen/eingesperrt bin, eigentlich besteht keine direkte Gefahr für mich, wenn ich in meiner Wohnung bin, usw.

Ich betone immer wieder den Punkt, dass ich in die Angstfalle getappt bin. Gerade beim Thema Wohnung über mir, aber ich kann Euch auch nicht sagen, wie ich das hätte verhindern können.

Man sieht etwas und die Gedanken drehen sofort völlig am Rad und der Katastrophengedanken-Kreislauf beginnt. Das perfide ist diese Davor-Schleife, die immer wieder von neuen beginnt, sie wird auch wieder beginnen, wenn wer über mir wohnt, allerdings hoffe ich, dass ich dann Strategien entwickel, um damit umzugehen.

Zudem dürfte es mich motivieren, das mit dem Auszug stärker in den Fokus zu stellen. Bald ist die erste volle Woche im Jahr 2021 rum, so lange gebe ich mir noch Zeit mit dem Ankommen.
In ein paar Stunde treffe ich mich mit Leuten zum Voice-Chat und mal schauen, ob ich die Ruhe finde, mit denen zu quatschen.
Ich habe eigentlich immer Musik im Hintergrund laufen, wenn ich chatte, die hören die anderen nicht.

Es ist ein sehr schlechtes Zeichen, dass das mit der Stille wieder so bedrohlich geworden ist, die ist ein anstrengender Gegner, denn das kommt immer wieder.
Gerade habe ich mich wieder erschreckt, weil irgendwas gerumpelt hat, dauert dann auch immer ein bisschen, bis das weggeht.

Heftig, es ist echt richtig dunkel, aber ich habe eine Tageslichtlampe.

Macht es Euch so schön Ihr könnt.

Gruß
Eis


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Nachrichten in diesem Thema
RE: Es ist viel passiert (und das meiste ist leider unschön, aber ...) - von Eiswolf - 08.01.2021, 15:21

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