20.01.2018, 20:57
Guten Tag,
ich vermute, üblicherweise haben die meisten Einträge in diesem Forum eine spezielle Absicht. Damit kann ich leider nicht wirklich dienen, der eine Zweck ist wohl, alledem, was in meinem Kopf vor sich geht, Luft zu machen und es einfach mal hier zu teilen.
Vorab etwas zu meiner Situation:
Ich bin 27 Jahre alt, habe bis kurz nach Abschluss meiner Ausbildung eigentlich ein relativ normales Leben geführt. Das war im Jahr 2012. Dort begann auch in meinem Leben ein neuer Abschnitt, ohne wirklichen Auslöser. Ich fühlte mich bereits zu dieser Zeit etwas seltsam, konnte es mir aber nicht wirklich erklären. Ein beklemmendes Gefühl, was mal mehr, mal weniger an mir nagte. Ich begann dann relativ schnell, ein Mittel zu finden, um all diese unangenehmen Gefühle abzuschalten: Alkohol.
Kurz und knapp zusammengefasst, habe ich die nächsten 5 Jahre kaum wirklich aktiv miterlebt. Der Alkohol entwickelte sich zum ständigen Begleiter, denn nur mit ihm konnte ich die Angst und Unruhe, die in mir war, von mir fernhalten. Der Stoff selbst war natürlich für die beschädigte Psyche in mir absoluter Zündstoff. Es war aber kein Ausweg in Sicht, die Situation verschlechterte sich durchgehend. Es folgten unzählige Klinikaufenthalte, Krankenhausbesuche, schlimme Diagnosen bezüglich meiner Gesundheit und die Gewissheit, bei einem gleichbleibenden Verlauf mit 100% Sicherheit in naher Zeit daran zu sterben.
Psychisch blieb am Ende kaum noch mehr übrig, als ein absolutes Wrack. Die Diagnose Depression & Angststörung, die ich erst anschließend von einem Psychiater erhielt, hätte ich mir auch problemlos selbst schon geben können. Am Ende meiner Alkoholphase betrat ein neuer "alter" Mensch mein Leben. Meine jetzige Freundin, bis dahin nur durch die Schule bekannt. Zusammen mit ihr verließ ich das Kapitel "Rausch" in meinem Leben und öffnete ein neues: Psychologische Hilfe und Abstinenz. Bis heute sind wir den Umständen entsprechend glücklich zusammen.
Genau in dieser Phase befinde ich mich derzeit. Und das auch schon eine ganze Weile, seit Juni 2017. Ich versuche derzeit, die eben genannte Diagnose meines Psychiaters,mit dem ich sehr zufrieden bin, mit Gesprächstherapie und Medikamenten zu bekämpfen. (Als erstes Doxepin, verschiedene Mengen. Anschließend und bis heute Venlafaxin, von 37,50mg auf derzeit 150mg). Der Alkohol spielt derzeit keine entscheidende Rolle mehr.
Zur aktuellen Situation: Die derzeitige Phase ist langwierig. Medikamentenwechsel, Warten auf den nächsten Termin..diese Dinge allein sind schon belastend. Wenn da nicht noch diese ständige innere Unruhe wäre, die mich mehr zerfrisst, als man es sich als Unbeteiligter ausmalen kann. Manchmal wirkt es, als hätte ich jegliche Lebensfreude verloren und nur noch eine Hülle von dem, was mal war, läuft umher und lächelt für andere, um ihnen etwas vorzuspielen. Optimismus ist ferner denn je. Die Gedanken verlieren oft ihre Kontrolle, der Schlaf wird nicht besser und hält sich ständig auf einem unterirdisch schlechten Level. Unruhe steigert sich insbesondere zu nächtlicher Zeit ab und zu zu Panikattacken. Die Angst, verrückt zu werden, ist dann sehr präsent. Die Depressionen äußern sich auch in ihrem extremsten Ausmaß. Mit Kirsche auf der Torte.
Mit Worten ist wirklich kaum zu beschreiben, was ich durchmache,schon eine ganze Weile. Um ehrlich zu sein hatte ich zu der Zeit des Alkohols gar nicht damit gerechnet, das alles zu überleben. Ich rede nicht von Suizid, sondern von dem,was der Alkohol und der Lebensstil von ganz allein mit mir angerichtet hat. Ãœberraschenderweise schaffte ich es und stecke nun in einer neuen Hölle, die zwar nicht so schädlich, aber dennoch unglaublich bedrückend ist. Nichtmal im Schlaf scheine ich innerlich ruhig zu sein, was Kratzer am ganzen Körper inklusive Gesicht nach dem Aufwachen eindeutig beweisen. Meinem schlimmsten Feind wünsche ich nicht, was ich jeden Tag aufs Neue vor mir habe.
Nur eines habe ich wohl nie verloren, das wäre mein Humor. Sehe ich eine Möwe, die dem Fußgänger vor mir im Sturzflug auf die Jacke scheißt, dann ist das bis heute durchaus witzig. Und das ist auch gut so.
Warum ich das alles hier schreibe? Ich dachte, ich suche mir ein Ventil. Und dieses Ventil ist nun dieses hier geworden. Vielleicht hat jemand ähnliches zu berichten, vielleicht auch nicht. Vielleicht will auch einfach nur mal jemand Hallo sagen. Was daraus wird, entscheidet ihr, die das hier lesen.
Ich wünsche euch einen schönen Abend!
ich vermute, üblicherweise haben die meisten Einträge in diesem Forum eine spezielle Absicht. Damit kann ich leider nicht wirklich dienen, der eine Zweck ist wohl, alledem, was in meinem Kopf vor sich geht, Luft zu machen und es einfach mal hier zu teilen.
Vorab etwas zu meiner Situation:
Ich bin 27 Jahre alt, habe bis kurz nach Abschluss meiner Ausbildung eigentlich ein relativ normales Leben geführt. Das war im Jahr 2012. Dort begann auch in meinem Leben ein neuer Abschnitt, ohne wirklichen Auslöser. Ich fühlte mich bereits zu dieser Zeit etwas seltsam, konnte es mir aber nicht wirklich erklären. Ein beklemmendes Gefühl, was mal mehr, mal weniger an mir nagte. Ich begann dann relativ schnell, ein Mittel zu finden, um all diese unangenehmen Gefühle abzuschalten: Alkohol.
Kurz und knapp zusammengefasst, habe ich die nächsten 5 Jahre kaum wirklich aktiv miterlebt. Der Alkohol entwickelte sich zum ständigen Begleiter, denn nur mit ihm konnte ich die Angst und Unruhe, die in mir war, von mir fernhalten. Der Stoff selbst war natürlich für die beschädigte Psyche in mir absoluter Zündstoff. Es war aber kein Ausweg in Sicht, die Situation verschlechterte sich durchgehend. Es folgten unzählige Klinikaufenthalte, Krankenhausbesuche, schlimme Diagnosen bezüglich meiner Gesundheit und die Gewissheit, bei einem gleichbleibenden Verlauf mit 100% Sicherheit in naher Zeit daran zu sterben.
Psychisch blieb am Ende kaum noch mehr übrig, als ein absolutes Wrack. Die Diagnose Depression & Angststörung, die ich erst anschließend von einem Psychiater erhielt, hätte ich mir auch problemlos selbst schon geben können. Am Ende meiner Alkoholphase betrat ein neuer "alter" Mensch mein Leben. Meine jetzige Freundin, bis dahin nur durch die Schule bekannt. Zusammen mit ihr verließ ich das Kapitel "Rausch" in meinem Leben und öffnete ein neues: Psychologische Hilfe und Abstinenz. Bis heute sind wir den Umständen entsprechend glücklich zusammen.
Genau in dieser Phase befinde ich mich derzeit. Und das auch schon eine ganze Weile, seit Juni 2017. Ich versuche derzeit, die eben genannte Diagnose meines Psychiaters,mit dem ich sehr zufrieden bin, mit Gesprächstherapie und Medikamenten zu bekämpfen. (Als erstes Doxepin, verschiedene Mengen. Anschließend und bis heute Venlafaxin, von 37,50mg auf derzeit 150mg). Der Alkohol spielt derzeit keine entscheidende Rolle mehr.
Zur aktuellen Situation: Die derzeitige Phase ist langwierig. Medikamentenwechsel, Warten auf den nächsten Termin..diese Dinge allein sind schon belastend. Wenn da nicht noch diese ständige innere Unruhe wäre, die mich mehr zerfrisst, als man es sich als Unbeteiligter ausmalen kann. Manchmal wirkt es, als hätte ich jegliche Lebensfreude verloren und nur noch eine Hülle von dem, was mal war, läuft umher und lächelt für andere, um ihnen etwas vorzuspielen. Optimismus ist ferner denn je. Die Gedanken verlieren oft ihre Kontrolle, der Schlaf wird nicht besser und hält sich ständig auf einem unterirdisch schlechten Level. Unruhe steigert sich insbesondere zu nächtlicher Zeit ab und zu zu Panikattacken. Die Angst, verrückt zu werden, ist dann sehr präsent. Die Depressionen äußern sich auch in ihrem extremsten Ausmaß. Mit Kirsche auf der Torte.
Mit Worten ist wirklich kaum zu beschreiben, was ich durchmache,schon eine ganze Weile. Um ehrlich zu sein hatte ich zu der Zeit des Alkohols gar nicht damit gerechnet, das alles zu überleben. Ich rede nicht von Suizid, sondern von dem,was der Alkohol und der Lebensstil von ganz allein mit mir angerichtet hat. Ãœberraschenderweise schaffte ich es und stecke nun in einer neuen Hölle, die zwar nicht so schädlich, aber dennoch unglaublich bedrückend ist. Nichtmal im Schlaf scheine ich innerlich ruhig zu sein, was Kratzer am ganzen Körper inklusive Gesicht nach dem Aufwachen eindeutig beweisen. Meinem schlimmsten Feind wünsche ich nicht, was ich jeden Tag aufs Neue vor mir habe.
Nur eines habe ich wohl nie verloren, das wäre mein Humor. Sehe ich eine Möwe, die dem Fußgänger vor mir im Sturzflug auf die Jacke scheißt, dann ist das bis heute durchaus witzig. Und das ist auch gut so.
Warum ich das alles hier schreibe? Ich dachte, ich suche mir ein Ventil. Und dieses Ventil ist nun dieses hier geworden. Vielleicht hat jemand ähnliches zu berichten, vielleicht auch nicht. Vielleicht will auch einfach nur mal jemand Hallo sagen. Was daraus wird, entscheidet ihr, die das hier lesen.
Ich wünsche euch einen schönen Abend!