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Wie soll es weitergehen? Depression, Arbeitslosigkeit, Angst
#1
Hallo zusammen,

seit ca. 4 Wochen habe ich wieder sehr starken Leidensdruck.

Zu meiner Geschichte:

Im Alter von 18 Jahren, während des Abiturs ist meine Mutter verstorben. Nach dem erfolgreichen Abitur ein Studium angefangen und abgebrochen. Einen erneuten Versuch wieder abgebrochen. Zu der Zeit wusste ich noch nicht, was mit mir Los war, aber rückwirkend würde ich sagen, dass ich mit Versagensängsten, Depression sowie Ãœberforderung im Studium zu kämpfen hatte. Danach habe ich eine Ausbildung als Industriekaufmann angefangen und im letzten Ausbildungsjahr eine Abendschule zum Betriebswirten gestartet. Die Ausbildung lief sehr gut und meine Noten waren in einem guten Bereich. Leider ging es dann ein Monat vor der Abschlussprüfung komplett den Bach runter. Ich fiel in ein tiefes noch und konnte noch mit letzter Kraft die Abschlussprüfung bewältigen. Anschließend nach 2 Wochen Ãœbernahme krankgeschrieben.

Ich ging zu einem Psychiater: Posttraumatische Belastungsstörung, Angststörung, Depression. Medikamente wollte ich zu dem Zeitpunkt keine nehmen und nach drei Terminen bei einer Psychologin wehrte ich mich gegen eine weitere Behandlung, da ich die Diagnose nicht wahr haben wollte. Ich ging zu meinem Arbeitgeber und unterschrieb einen Aufhebungsvertrag, da ich aus Angst nicht in den Job zurückgehen wollte. Nach 7 Monaten Arbeitslosigkeit ging es mir mir besser und ich bekam durch Bekanntschaft eine neue Stelle als Industriekaufmann. nach 4 Monaten die gleichen Symptome: Schlaflosigkeit, Versagensängste, Fehler häuften sich. Ich war erneut überfordert und brach zusammen. Ich unterschrieb erneut eine Kündigung und lies mich krankschreiben.

Dieses Mal wollte ich alles richtig machen. Ich ging zum Psychiater, er verschrieb mir Antidepressiva und ich suchte mir eine Psychologin. Der Leidensdruck zu der Zeit war sehr stark, doch ich hatte die Hoffnung zurück in ein normales Leben zu finden. 1 Jahr und 2 Monate wurde ich krankgeschrieben bis mir eine Reha bewilligt wurde (April 2020). Die Reha war auf Grund von frischen Corona-Maßnahmen etwas schleppend und warf mich während der Anwesenheit etwas zurück, dennoch würde ich sagen, dass mir das ganze Jahr mit der Psychologin, die Behandlung beim Psychiater und die Reha, mein Lebensmut zurück geschenkt haben. Ich wurde arbeitsfähig entlassen und machte mich auf die Suche nach einer neuen Arbeitsstelle.

Ich war bereit mein Leben wieder in die Hand zu nehmen und setzte selbstständig nach und nach die Medikamente ab und besprach mit meiner Psychologin die Sitzungen fürs erste pausieren zu lassen, da es mir momentan gut geht. Währenddessen bin ich umgezogen um in der Nähe meiner Freundin zu wohnen. Auf Grund meines lückenhaften Lebenslaufes und der aktuellen weltlichen Situation kam eine Absage nach der anderen rein. Bis heute. Bis vor drei Wochen war alles noch den Umständen entsprechend. Ich machte weiterhin Sport und bewarb mich.

Leider hat sich mein psychischer Leidensdruck wieder verschlimmert. Ich habe Schlafstörungen, esse wenig, Antriebslosigkeit, Angstzustände und Panik. Aktuell lief alles besser als sonst. Ich habe nächsten Freitag ein Bewerbungsgespräch, habe jedoch so einen Leidensdruck und Panik davor, ob der Job überhaupt das richtige ist. Ich fühle mich momentan kaum Belastbar für eine 40 Stundenwoche und habe Angst davor erneut in ein Tief zu fallen. Aktuell befinde ich mich im Antrag auf ALG2 und mir geht es von Tag zu Tag psychisch schlechter. Ich fühl mich nicht in der Lage arbeiten zu können und bin ständig auf der Suche nach alternativen Jobmöglichkeiten (IT-Branche, Physiotherapeut, etc.). Leider besteht finanziell nicht die Möglichkeit für eine neue Ausbildung.

Nach der Reha ist es mir nicht gelungen in die Arbeitswelt einzusteigen und jetzt kommen wieder die Ängste und Panik vor eine bevorstehenden Veränderung und Belastung wieder hoch.

Ich weiß leider momentan nicht, wie ich das ganze nochmal durchmachen kann. Es zieht sich schon über 3 Jahre und ich habe es nicht geschafft einen passende Arbeitsstelle für mich zu finden und stehe erneut vor einem riesigen Loch.

Habt ihr evtl. ähnliche Erfahrungen gemacht oder könnt mir Lösungsvorschläge für meine momentane Situation vorschlagen?

Entschuldigt bitte, falls der Text verwirrend geschrieben ist, aber momentan fällt es mir schwer meine Gedanken zu sortieren.
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#2
Hallo Carlkaan
herzlich willkommen hier bei uns. Puh da hast du ja auch schon so einiges durch was die liebe Angst betrifft. Das mit dem schnell überfordert sein kennen wir hier glaub ich alle und auch die tolle Vermeidungs Strategie. Ich persönlich kenne es auch ein Stück weit mit der Arbeit was du geschrieben hast. Bei mir ist es oft so, dass wenn ich mit Leuten arbeiten muss die toxisch sind ich mir Gründe suche zu gehen statt bei dem zu bleiben wie es ist es passt nicht Punkt aus fertig. Aber man kommt sich dann oft wie ein Versager vor was eigentlich total bescheuert ist. Erstens ist es gesund darauf zu hören wenn man sich wo nicht wohl fühlt und zweitens was ist schlimm 1000 verschiedene Sachen auszuprobieren bis man das findet was einem auch wirklich liegt und Freude macht? Nur weil die Gesellschaft es so oft nicht gerne sieht na und alles ist besser als unglücklich im Job zu sein. Vielleicht solltest du versuchen dir Druck raus zu nehmen. Sag dir doch das Vorstellungsgespräch ist erstmal nur eine Ãœbung nur für dich allein. Du gehst los und feierst dich richtig toll wenn du dort warst. Du muss weder gleich zu noch absagen, du kannst sagen ich nehme das Gespräch mal mit nach Hause schlafe eine Nacht drüber und melde mich morgen bei Ihnen. Damit hast du kein Druck, kannst in Ruhe überlegen . Ich bin sehr gut damit gefahren. Umso mehr du dich unter Druck setzt umso mehr fängst du an zu zweifeln und das ist kontraproduktiv. Du musst niemand was beweisen nur dir selbst und da bestimmst du wie du das haben willst
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#3
Carlkaan, es ist ab und an so, dass Angst eine Teilkomponente einer endogenen Depression ist, und das ist an sich eine eigenständige Erkrankung, die behandlungsbedürftig ist. Angesichts der komplexen Leidenssituation und dem Verlauf solltest Du Dich daher nochmal bei einem Psychiater vorstellen, um die Diagnosesituation abzusichern bzw eine endogene Depression auszuschließen. Wenn Du eine medikamentöse Therapie brauchst, und das hat ja offenbar auch eine Weile ganz gut funktioniert, wäre das auch kein "unnormales Leben", denn es gibt Legionen von Leuten, die eine kontinuierliche Therapie benötigen. Psychotherapien können ebenfalls Jahre dauern.
DAs sei nur angemerkt, weil Du oben von Rückkehr in ein normales Leben geschrieben hast.
Du merkst ja selber, dass Dein Verhalten Raum für viele Spekulationen bietet, die man im Forum schwerlich wird genauer analysieren können. Du steckst vermutlich in einem Schema (erlernt, angeeignet), und es sollte mal geklärt werden, was da läuft. Unwahrscheinlich, dass weiteres Ausprobieren hier etwas bringt.
Du solltest nochmal mit jemandem beleuchten, warum Du Dich bezogen auf Beruft und Arbeit so verhältst. Woher kommt das? Definierst(e) Du Dich zu sehr dadurch, wie Deine schulische und berufliche Performance ist? Hast Du es stets anderen recht gemacht, statt als Heranwachsender rauszufinden, was Dich tatsächlich interessiert? Woher kommt der Druck, zu funktionieren? Kommen die multiplen Bewerbungen Ideen etc daher, dass Du Fluchttürchen aufmachst, wenn Du Dich auf eine Sache konzentrieren sollst oder aber in Konfliktsituationen kommst? etc.
Auch wenn das jetzt blöd ist, aber es kann sein, dass Du in der aktuelle Situation einfach Support brauchst, um mal einigen Dingen auf den Grund zu kommen.
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#4
hallo Carlcaan. Toll, daß du dich traust, über das Problem zu sprechen. Das ist schon mal ganz schön mutig. Und du hast es gar nicht verworren, sondern sehr klar geschildert. Das mit der Abendschule find ich super! Das stell ich mir nämlich ganz schön schwierig und anstrengend vor.

Sich vom Abi weg allein durchschlagen zu müssen ist heftig. Man ist ja zum Ãœberleben gezwungen, alles richtig zu machen. So wars jedenfalls bei meinen Geschwistern und mir. Aber mit der Zeit ist uns aufgegangen, daß man als Mensch auch mal Fehler machen darf. Nur Roboter machen keine.

Es hängt immer vom jeweiligen Personalchef ab, aber wenn du beim Vorstellungsgespräch den Eindruck hast, die Chemie stimmt zwischen euch, dann wär es vielleicht zu überlegen, mit offenen Karten zu spielen und die Hintergründe der Lücken in deinem Lebenslauf zu erklären. So bekommst du am Anfang weniger Druck in der Arbeit, weil die Erwartungen nicht so hoch sind.

Wenns nicht klappt, ist das nicht deine Schuld. Mehr als sein Bestes kann niemand tun. Es kann ja sein, daß du vom Typ her nicht in den Betrieb paßt, z.B. wenn du in einem Team arbeiten müßtest, das extrem dominant ist und dich unterbuttern würde.
In dem Fall würde ich dir aus eigener Erfahrung raten, es mal im Staatsdienst zu versuchen. Ist nicht so gut gezahlt wie die freie Wirtschaft, aber es ist krisensicher und man hat deutlich weniger Leistungs- und Termindruck und bessere Sozialleistungen. Die Gleitzeit ist super - am Tagen, wo es einem schlecht geht, bleibt man halt etwas länger im Bett oder macht eher Feierabend. Therapien lassen sich so auch viel leichter einplanen. Und in der Regel bekommt man einen unbefristeten Vertrag, was ja auch nicht zu verachten ist. Solange du nicht versuchst, deinen Vorgesetzten zu ermorden, behältst du die Stelle bis zur Rente.
a hug a day keeps the psychiatrist away 24
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#5
@Huggle:
...so wie Du das beschreibst, klingt der Staatsdienst ziemlich gruselig; wie so eine Art Vorstufe zur Berufsunfähigkeit ;-)
Ich meine, ich könnte mich um die Rente kümmern, ich komme in das Alter, daran zu denken; falls es die in ein paar Jahren überhaupt noch gibt.
Wie alt seid Ihr denn alle?

Ziel sollte es doch sein, mit dem wilden Leben da draußen klar zu kommen und nach eigener Fasson und seine Vorlieben und Wünsche zu explorieren, seine Blessuren anzunehmen und weiter zu gehen, ohne getrimmt zur Resilienz Höchstleistung im Dienst für andere abzuliefern.
Wenn irgendwas durch Trauma oder Erziehung etc schief gelaufen ist, arbeiten wir in der Therapie daran, diese Entwicklungsdefizite nachzuholen.
Klar kann man im öffentlichen Dienst arbeiten, aber auch Betriebe sind doch nicht ausnahmslos nur für Leute, die mit Stress und Druck klarkommen.
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