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Tochter mit Panikattacken
#1
Hallo zusammen,

ich bin neu hier und habe mich wegen meiner Tochter angemeldet. Kurz zu ihr. Sie ist ein 16jähriger Teenager, besucht im Moment die Abschlussklasse der Realschule. Vor ca. 1 1/2 Jahren hat sie das erste Mal etwas von einer Panikattacke verlauten lassen. Das war in der Schule, in Religion (Thema Tod). Ich muss dazu sagen, dass vor 3 1/2 Jahren die Mutter einer Freundin von ihr sehr plötzlich verstorben ist. Das hat sie sehr mitgenommen. Es hat ihr gezeigt, dass nicht nur alte Menschen sterben, sondern, dass es jeden treffen kann. Nach dieser ersten PA hat sie nichts mehr zu diesem Thema verlauten lassen. Allerdings hat sie da schon mit ihrer Vertrauenslehrerin gesprochen und es sollte der Schulpsychologe hinzugezogen werden, doch dann kam Corona.
Jetzt hat sie mir vor 4 Monaten einen Brief geschrieben, dass sie nichts mehr fühlt, alles ist ihr egal, der Druck ist enorm (ihre Noten seit Beginn des Schuljahrs sind sehr schlecht, allerdings habe wir als Eltern immer gesagt, sie kann die Klasse wiederholen), aber keine Sorge, sie hat keine Suizidgedanken. Daraufhin habe ich versucht, einen Psychologen zu finden, was sich alles unglaublich schwierig herausgestellt hat. Wartezeit ca. 6 Monate. Wir haben dann einen gefunden, der gesagt hat, er kann sie sich mal anschauen, aber er kann ihr keinen Therapieplatz bieten. Er hat ihr dann Fluoxetin verordnet, damit sie aus dem Tief herauskommt. Hat auch sehr gut gewirkt. Sie war wieder lebenslustiger, hat zu uns wieder mehr Kontakt gesucht, sie hat mehr für die Schule getan. Seit 14 Tagen ist sie nun im Präsenzunterricht. Der Notendruck lastet sehr auf ihr. Jetzt soll sie ein Referat halten. Erst am Montag (da hatte sie gleich in der Früh eine PA in der Schule). wir sollten sie holen, haben es aber nicht getan, da wir sagen, sie kann nicht vor allem weglaufen. Dann hätte sie es heute halten sollen. Wieder hat die Schule angerufen, wir sollen sie holen. Diesmal haben wir sie geholt. Laut Aussage der Lehrer hatte sie keine Kraft in den Beinen, sie sind ihr weggeknickt. Sie hat wieder hyperventiliert. 
Gestern hatte sie das erste Gespräch beim Psychologen (wir haben über das SPZ jemanden gefunden). Sie sagt, es ist ganz gut verlaufen. Sie hat dann auch gestern das Referat vor uns gehalten, ohne Probleme (sie hatte nie große Probleme beim Referat halten, war auch eine zeitlang in der Theater AG). Jetzt hab ich heute nochmal im SPZ angerufen und einen Telefontermin mit der Psychologin ausgemacht. Werde heute Nachmittag mit ihr reden.
Mein Problem ist einfach, dass es nicht sein kann, dass sie wegen jedem "Pups" eine PA bekommt. Sie hat auch gesagt, dass es seit dem Fluoxetin schlimmer geworden ist (kann aber auch an dem Notendruck liegen). Das Fluoxetin möchte sie aber nicht absetzten, denn sie fühlt sich damit recht gut.
Wie sollen wir als Eltern damit umgehen. Mein Mann hat jetzt von ihr verlangt, dass sie sich nur noch im Wohnbereich aufhält, Handy und Laptop kontrolliert wird. Er vermutet, dass sie sich da im Internet was zusammensucht und ihre "Problemchen" aufbauscht. Ich glaube ihr, dass sie Probleme hat, aber sie hat uns nie etwas mitgeteilt,, bzw. wir haben nie etwas mitbekommen.
Ich fühle mich wahnsinnig hilflos. Ich weiss nicht, wie ich sie anfassen soll. Mit Samthandschuhen oder etwas strenger. Soll ich sie jedesmal von der Schule holen? 

Ich wäre dankbar für Meinungen, Tipps

KGB04
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#2
Hallo KGB04,
Meine tochter, die mittlerweile doppelt so alt ist wie deine, hatte/hat ähnliche probleme.
Was ihr letztes jahr sehr geholfen hat, war eine psychotherapie.
Ich glaube, dass deine tochter sehr tiefgreifende probleme hat, die unbedingt in einer evtl. Auch stationären therapie aufgearbeitet werden müssen. Sie bekommt bestimmt nicht aus nichtigem grund eine PA.
Was mir immer gesagt wurde, ist , dass meine tochter nur selbst, evtl. Auch mit hilfe einer/eines therapeuten , einen weg aus dieser krise finden kann und ich als mutter sie nur begleiten kann , heisst, da sein , zu hören, trösten, aber auf keinen fall irgendwelchen druck aufbauen. Den macht sie sich wahrscheinlich selber.
Ausserdem ist sie denke ich damit nicht allein, man hört ja oft, dass dieser ganze derzeitige schulstress, homeschooling, kontaktbeschränkungen etc, psychische probleme bei kindern verursacht
Zudem ist bei ihr evtl. Auch noch die pubertät ein thema.

Ãœbrigens das mit den suizidgedanken, dass da nichts ist, würde ich nicht auf die leichte schulter nehmen
Da würden bei mir sämtliche alarmglocken schrillen
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#3
Liebe KGB04,

es tut mir leid zu hören, dass es deiner Tochter so schlecht geht. Ich kann mir auch vorstellen, dass das für euch als Eltern eine große Belastung und vielleicht auch Ãœberforderung darstellt.

Du schreibst, dass es nicht sein kann, dass sie wegen jedem "Pups" eine Panikattacke bekommt. Jetzt ist es aber nun mal so, dass bei einer Angststörung ja gerade das entscheidende Merkmal ist, dass die Ängste überzogen und irrational sind, deswegen ist es ja gerade eine Störung. Das ist für Außenstehende oft nicht nachvollziehbar. Angst vor tatsächlichen Gefahren hat bis zu einem gewissen Maß ja jeder. Manche Leute mit Angststörung bekommen Panikattacken nur in bestimmten Situationen (an bestimmten Orten oder in bestimmten sozialen Situationen), andere sogar völlig aus dem nichts. Die betroffenen Personen wissen eigentlich immer selbst, dass ihre Ängste überzogen sind, können aber nichts dagegen tun und fühlen sich hilflos. Das ist erst mal wichtig zu verstehen. Angst hat viele Gesichter. Es können rasende Gedanken sein, fast immer zeigt sich Angst aber auch in starken körperlichen Reaktionen. Die weichen Knie und das Hyperventilieren deiner Tochter zählen zu den typischen Symptomen. (Obwohl eine Panikattacke nie lebensgefährlich ist) Ich glaube nicht, dass sie sich das ganze nur ausdenkt oder "Problemchen" aufbauschen will. Sie leidet ja selbst am meisten darunter, will ihren Schulabschluss machen und ein normales, erfülltes Leben ohne Angst führen. Ich glaube deshalb, dass die Kontrollmaßnahmen deines Mannes wahrscheinlich eher kontraproduktiv sein könnten. Sie hat sicher ein Recht, sich über ihre Krankheit zu informieren, obwohl es sicherlich stimmt, dass man durch ein zu großes Fixieren auf die Krankheit, die "Angst vor der Angst" noch vergrößern kann. Ich denke also, ihr solltet sie freundlich dazu ermutigen, etwas weniger Zeit am PC und mehr Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Sport kann auf jeden Fall helfen. Zwang, Kontrolle und Verbote aber eher nicht (das ist aber meine ganz persönliche Meinung). Womit ihr recht habt ist, dass man sich als Mensch mit einer Angsterkrankung auf Dauer seinen Ängsten stellen muss, damit sich die Ängste nicht noch vergrößern und verstärken. Wenn sie Angst vor Referaten hat, ist es also nicht die beste Lösung, wenn sie einfach keine mehr hält, denn sonst wird die Angst vor dem nächsten Referat nur stärker. Die Symptome deiner Tochter hören sich allerdings schon gravierend an, wenn sogar die Lehrer euch anrufen und euch bitten, sie abzuholen. In der kognitiven Verhaltenstherapie tastet man sich langsam an solche Situationen heran. Es gibt neben den Antidepressiva auch noch weitere Medikamente, die bei Panikattacken helfen können, dazu zählen die Benzodiazepine. Diese helfen sehr gut gegen akute Angstzustände, haben aber auch den großen Nachteil, dass sie bei längerer täglicher Einnahme abhängig machen können. Es sind also Medikamente, die nur im Notfall und nicht täglich eingesetzt werden sollten. Nun ist deine Tochter ja noch sehr jung. Ob solche Medikamente eingesetzt werden können oder sollten, solltet ihr definitiv mit einem Arzt bzw. Psychiater besprechen!! Meiner persönlichen Meinung nach sollten sie nur eingesetzt werden, wenn es ihr sonst nicht möglich ist, den Schulabschluss zu machen und dadurch nur noch größere Probleme entstehen. Das beste und sicherste Mittel der Wahl ist sicherlich die Verhaltenstherapie. Nun ist aber das Problem, dass es eine Zeit dauern wird, bis diese Wirkung zeigt, zumal du auch beschreibst, dass es ewig dauert, bis man einen Termin bekommt. Wenn ihr in einer größeren Stadt wohnt, würde ich nochmal alles in Bewegung setzten und wirklich alle Psychotherapeuten, die du irgendwie ausfindig machen kannst, anrufen und die Dringlichkeit der Lage erläutern.

Du solltest auch verstehen, dass die Situation für deine Tochter gerade sehr schwierig ist. Ich hatte damals zur Schulzeit noch keine echten Panikattacken, aber auch schon eine soziale Phobie und vor Gruppen zu sprechen war damals schon der Horror für mich. Auch für Menschen ganz ohne Angsterkrankung ist die Zeit des Schulabschlusses mit großem Stress und Druck verbunden (Ich habe heute noch Albträume, dass ich durchs Abi falle. Dann kommt jetzt auch noch der ganze Stress durch Corona dazu und die Angsterkrankung. Also alles nicht so einfach.

Zum Schluss aber noch ein großes, aufmunterndes ABER: Angsterkrankungen zählen zum Glück zu den psychischen Krankheiten, die sehr gut behandelbar sind!!! Dass du dich hier im Forum angemeldet hast und auch einen Psychologen kontaktiert hast, zeigt, dass ihr auf dem richtigen Weg seid und das Problem anpackt! Ich bin mir sicher, dass sich eine Besserung einstellen wird, auch wenn es einige Zeit dauern und einige Kraft kosten kann.

Ich wünsche dir und deiner Familie, vor allem deiner Tochter, von Herzen alles erdenklich Gute!
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