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mein Job verschlimmert alles und ich bin überfordert
#1
Hallo, ich bin neu hier. Bin schon seit einer Weile auf der Suche nach Hilfe aber ich find irgendwie nichts.

Kurz zu mir: ich habe eine mittlere Depression, Soziale Phobie, Zukunftsangst, Prüfungsangst, Verlustangst und allgemein breitet sich die Angst auch gern mal auf andere Dinge aus. Hatte sogar mal eine Zeit lang Angst vor meiner Waschmaschine weil die im Schleudergang sehr laut und wackelig ist und ich befürchtet hab, dass die Nachbarn sich beschweren Spinner ...

Ich hab mich die letzten 4 Jahre durch ein Studium gekämpft. Muss nur noch die Bachelorarbeit und eine letzte Prüfung ablegen. Bis Juni letzten Jahres hab ich von einem Bildungskredit gelebt. Durch meine Psyche und ein paar schwere Module bin ich über die Regelstudienzeit drüber gekommen. Ist für mich jetzt nicht so dramatisch, nur das Geld ist das Problem. Also musste ich mir einen Teilzeitjob suchen. Durch den ersten Lockdown war aber schnell alles auf Eis gelegt. Ich hatte dann nur Glück dass wenigstens eine Firma mir zugesagt hat.   
Allerdings hatte ich da von Anfang an ein super schlechtes Gefühl und hätte am liebten nicht zugesagt, aber hatte ja keine andere Wahl. Mein schlechtes Gefühl hat sich nach ein paar Wochen bestätigt.
Die Chefs sind sehr manipulativ, respektlos, schätzen meine Fähigkeiten und mein Wissen kaum und schieben ständig alles was falsch läuft auf uns Angestellte. Dabei sind sie es selber die Probleme verursachen. Alle Mitarbeiter sind unzufrieden, keiner hält es da länger als 2 Jahre aus. Ich bin nun ein halbes Jahr dort und habe das Gefühl es wird von Woche zu Woche schlimmer.

Natürlich schlägt das sehr negativ auf meine Psyche und wirft meine Fortschritte der letzten Jahre wieder zurück. Ich bin aktuell super motivationslos für alles in meinem Leben. Ich hab schon 1x krank gemacht wegen Burnout /Depri-Panik-Mischung. Hab mich aber nicht getraut länger als eine Woche zuhause zu bleiben, aus Angst gekündigt zu werden. Ohne Job kann ich mein Studium nicht finanzieren. Ein paar Wochen später lag ich dann wegen Erkältung flach. War nun also schon 2x krank und die Chefs hassen es wenn jemand Krank macht... 

Ich fühle mich jeden Tag super schlecht wenn ich auf Arbeit gehen muss und dann da 8h (3 Tage die Woche) sitze und mich rumkommandieren und beschuldigen lassen muss.
Meine Soziale Phobie ist zwar langsam zurückgegangen, aber auch nur weil mir das Soziale Verhältnis in dem Fall egal geworden ist. Angst vor Konflikten habe ich dennoch und kann mich somit auch nicht groß gegen meine Chefs wehren. Dazu kommt auch, dass die da gern mal rechtswidrige Sachen verlangen. Copyrightverletzungen (wo ich auch mit haften würde, wenn die angezeigt werden sollten) oder auch Arbeitsrechtlich geht es da nicht sauber zu. Ich hab z.b. 3 Minustage bekommen, weil wir über Weihnachten zu machen mussten, weil die Chefs krank geworden sind.... und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Meine Ängste werden dadurch ständig getriggert.

Teilweise habe ich auch schon körperliche Symptome dadurch. Wochenlang, durchgehend, angespannter Magen, eine Woche hatte ich Abends immer "Puls-Tinitus" in einem Ohr und ständig ein niedriges Immunsystem, wodurch ich immer wieder Schnupfen bekomme.

Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Mir geht es jetzt schon wieder schlecht, wenn ich nur daran denke, dass ich Montag wieder auf Arbeit muss. Zumal sie ja nun durch die Minustage jeder Zeit meine Arbeitswoche verlängern können wie es ihnen passt. Ich muss zwar meine Zustimmung geben aber, abarbeiten muss ich sie irgendwann oder sie werden mit meinem Lohn ausgeglichen, was ich genauso blöd finde. Durch den Kredit hab ich einen riesen Schuldenberg, was nochmal ein Panikfaktor ist. Ich hab schon immer Angst vor Schulden gehabt und nun ist es Realität geworden, die Minustage empfinde ich auch als Schulden, weswegen die mich auch so belasten. Schulden fühlen sich für mich an wie Freiheitsentzug, weil man dadurch von Anderen kontrolliert werden kann.




Ich weiß dass ich aktuell einfach zu viel auf dem Teller habe. Ich hab ein krankes Haustier, was wahrscheinlich bald eingeschläfert werden muss, ab April muss ich meinen Kredit zurück zahlen, die ganze Corona-Situation beunruhigt mich auch täglich, dann hab ich seit Dezember einen heimlichen Nebenjob als Freiberufler (darf laut meiner Chefin eigentlich nicht nebenbei noch arbeiten). Aber der Nebenjob macht mir viel mehr Spaß, ich brauche das Geld dringend und ich hab die Chance einfach kurzerhand ergriffen als ich die Anzeige gesehen hatte. Allerdings kann ich von dem Geld nicht leben und der Arbeitsaufwand ist auch etwas größer als vorher abzusehen war.

Nun wird im voraussichtlich Februar noch die letzte Klausur anstehen, die sehr schwer ist und danach muss ich meine Bachelorarbeit unbedingt anfangen und innerhalb 5 Monate fertig bekommen...

Gleichzeitig muss ich aber unbedingt aus diesem schädlichen Arbeitsverhältnis raus. Ohne neuen Job geht es aber nicht. Die Suche ist echt nicht einfach aktuell. Zumal ich die Vorstellungsgespräche immer in den Sand setze durch die SP....
Ich hätte auch gerne wieder eine Psychotherapie aber auch da gibt es nur, wenn überhaupt, eine Wartezeit von einem halben Jahr! 

Ich bin langsam echt am verzweifeln und fühle mich wie gelähmt, habe Angst dass ich das nicht mehr lange durchalte, wenn sich nichts ändert...
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#2
Danke fuer Deine ausfuehrliche Schilderung. Eine scheinbar ausweglose Lage, wie so ein unueberwindlicher Berg, vor dem man steht. Man kommt sich wie Sysiphos vor, der einen Stern wieder und wieder hoch schiebt und der doch wieder runterlaeuft.....
Und doch ist es immer eine Frage der Perspektive und der Perzeption.
Du kannst es so sehen: Du hast ein Studium, welches absehbar zum Ende kommt, und scheinbar ein Talent und Interesse, an Dingen zu arbeiten (siehe freiberufliche Taetigkeit, die mehr Zeit verschlingt, die sie wert ist, die Du aber dennoch machst). So schwer also ist die Depression nicht gediehen, dass sie nicht noch ein Interesse zulaesst. Die 4 Jahre Studium hast Du schon hinter Dir. Du bist einigermassen produktiv, sonst wuerden DIch Deine jetzigen Chefs nicht ausnutzen und nachsitzen lassen. DAs hast Du aber alles auch auf der Habenseite!

Das fuehlt sich alles uebel an. Das ist bitter. Es wird vielen Leuten nichts geschenkt im Leben. Das ist so. Kannst Du nicht aendern. Das Leben verlaeuft in Zyklen. Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Jetzt geht es drum, die Pobacken zusammenzukneifen und durchzugehen. Das muss und wird sich nicht toll anfuehlen. Vergleiche Dich nicht mit anderen, denen es vermeintlich besser geht oder die mehr haben. Da bringt alles nichts. Du gehst wie alle die steile Treppe hoch mit Deinem Buendel. Es geht immer weiter. Klar, Du kannst eine Pause einlegen, alles hinschmeissen, DIch in der Psychaitrie Pforte anmelden und sagen , ich kann nicht mehr. Aber was da passiert ist nichts weiter , als dass sie Dich ne Weile therapieren, damit Du wieder auf die Treppe kannst. Dann geht es wieder weiter.

Was ich sagen will: Es ist alles nicht so schwer von Bedeutung. Es ist nicht so, wichtig, dass Du Dich immer oder oft wohl fuehlst und es sich gut anfuehlt. Es kommen auch wieder bessere Zeiten. Es geht auch nicht so sehr ums Kaempfen. Das verbraucht so viel Energie. Viele kaempfen so stark an gegen ihre Aengste, ihre Depression. Das ist n.m. A. falsch., je mehr man nach einem anderen Zustand sehnt, desdo weniger kommt man dahin.Es geht vielmehr um Akzeptanz. Radikal. Und in Ansaetzen sehe ich das bei Dir auch: zB die soziale Phobie bzgl der Chefs. Das ist Dir egal geworden. Darim geht es. Dann kannst Du diese Zeit irgendwie ueberstehen. Es ist zeitlich absehbar.
Womoglich must Du Dich von dem Nebenjob verabschieden, da zeitraubend und nicht genehmigt, um dem hoeheren Ziel nahe zu kommen. Bloed, aber egal. Nur wenn Dein Arbeitgeber illegale Dinge verlangt, dann wird es nitty gritty. Von sowas muss man in einem oeffentlchen Forum abraten.

Also, beruhig Dich mal, schalt mal einen gang runter und nimm Deine Befindlichkeit nicht so wichtig. Dann schau mal wie es laeuft. Wenn es unter den Bedingungen fuer eine absehbare Zeit gar nicht geht, dann such medizinische Hilfe auf. Parallel kannst Du Dich weiter um Psychotherapie muehen. Oder geht zum Psychiater. Aber ich glaube, auffrund dessen, was und wie Du das schreibst, geht da noch was und Du kommst da durch !
Frohes neues Jahr!
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#3
Naja, "Spaß" an dem Nebenjob war vielleicht etwas hoch gegriffen. Aber es ist eher so, dass ich weiß dass es mir Spaß machen sollte, da es ein Arbeitsbereich ist von dem ich immer geträumt habe, wofür ich die ganzen Jahre gelernt habe. Es macht etwas spaß, ja. Ich hab mir den Beruf ausgesucht, weil ich den auch machen kann wenn es mir schlecht geht, da es so eine Art "Hyperfokus"-Bereich von mir ist.
Trotzdem hab ich auch da immer wieder Startprobleme. Das hab ich irgendwie bei Allem. Hemmungen / Angst davor die Aufgabe anzufangen. Entweder ist es der Perfektionismus, Angst davor es zu versauen. Oder die Angst überfordert und extrem gestresst zu sein, weil ich zwischendurch die Konzentration nicht halten kann und dann wieder viel Zeit drauf geht.
Teilweise habe ich den Job auch angenommen, eben weil ich durch die Depressionen, Studium und Arbeit meine Interessen so vernachlässigt habe und dadurch wollte ich wieder rein kommen und mich daran erinnern dass ich dafür eine Leidenschaft habe und nicht für das was ich in meinem Hauptjob mache. Der Nebenjob ist zwar nicht von meiner Chefin genehmigt, aber sie kann es mir gesetzlich nicht verbieten. Sie dürfte mich nicht mal feuern, sollte sie es herausfinden. Pausieren muss ich den Nebenjob aber tatsächlich bald, damit ich überhaupt -zumindest- Zeit für das Studium habe. Energie dafür ist ne andere Frage.

Ich fühle mich seit Jahren als ob ich auf Sparflamme lebe, und je mehr Stress in meinem Leben auftritt um so niedriger wird die Flamme...

Konzentrationsprobleme und Energiemangel sind mein Hauptproblem (neben den Ängsten und Depressionen), wobei mir da auch noch nie jemand gegen helfen konnte. Damals bin ich deswegen zu meiner ersten Therapie gekommen. Dachte ich hab ADS oder so, aber wurde dann nur gegen SP und Depressionen therapiert und hab auch 2 Jahre Antidepressiva bekommen. Geholfen hat es aber nur wenig. Auch meine damalige Therapeutin wusste irgendwann nicht mehr weiter und wir haben die Therapie beendet. Ich hab aber das Gefühl, die ganzen Methoden waren nur Behandlung der Symptome, aber nicht gegen den Ursprung des Ganzen. Was der Ursprung ist, weiß ich aber nicht. 

Ich stimme übrigens nicht zu, dass es ok ist sich länger schlecht zu fühlen. Da die Psyche immer auch auf die körperliche Gesundheit umschlägt und das auf Dauer langfristige Schäden anrichten kann.
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#4
Es gibt keine belastbaren Daten, die belegen, dass Menschen, die Depressionen haben, eine aufgrund von chronischen Erkrankungen verursachte Reduktion der Lebenserwartung haben, wenn man Suizide aus der Betrachtung rausläßt.
Da gibt es eine Menge halbseidene Literatur drüber, von wegen, mehr metabolische Krankheuten, Cortisol und Stress etc. Wenig davon ist empirisch belegt. Es gibt Menschen, die Weltkriege und KZ jahrelang überlebt haben und 80-90 Jahre alt wurden. Das sind alles Scheingefechte und Wege, Geld zu verdienen (Stichwort Ratgeber, CBD Öl etc).

Die Wahrheit ist, dass es vermutlich keine "magic bullet" gibt, die bei einer der gemeinen Neurosen eine Hilfe von aussen bringt, ohne dass man massiv an sich arbeitet. Die Lösung liegt üblicherweise in einem selber. Und viele benötigen Jahre, um das zu erkennen, bevor sie es nutzen können, bevor es wenigstens besser wird oder bevor der natuerliche Krankheitsverlauf Besserung bringt. DAs Gute bei Neurosen ist, dass man mitunter eine tieferliegende Ursache finden kann. Aber in der Kindheit eingeschliffene Schemen lassen sich nunmal auch nicht in einer schnellen Therapie austreiben. Kann jahre dauern.
Das heisst, es hilft akut nichts ausser das Leben zu akzeptieren wie es (gerade) ist. Auch die Hoffnung auf Besserung ist truegerisch, denn was ist, wenn es nicht besser wird?

Die Sachlage ist anders, wenn Du eine manifeste Depression hast:
Wenn Du eine echte Depression hast, gehört die behandelt, und zwar u.Umstanden medikamentös. Es ist eine orgsnische Erkrankung mit Transmitterstoffwechselstörung. Wenn da ein Pillenkurs nicht geholfen hat, dann sollte man was anderes versuchen. Begleitend Psychotherapie. In dem Fall gibt es aus einem Forum wenig manifeste Hilfestellung.
Diese Frage sollte geklärt werden. Dazu sind Psychiater da. Ich wuerde das an Deiner Stelle bald machen.
Denn es ist üblicherweise so, dass der Stress im Leben eher mehr wird mit zunehmendem Alter. DAs liegt daran, dass uns die Komensationsmechanismen ausgehen. Erst, wenn wir "weise" werden, sollte das wieder besser werden. Kommt alles durch unsere Erwerbsgesellschaft.



Ansonsten hilft es Dir vielleicht ja etws, wenn Du das hier niederschreibst, was Dich plagt. Die Probleme , die Du beschreibst, sind dabei haeufig.
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#5
Ich denke, dass das Potential hast, dass Deine Situation wieder besser wird. Nur verstaendlich, dass Du das grade kaum glauben bzw wahrnehmen kannst. Dazu gibt es professionelle Hilfe. Du solltest Du Dir suchen. Und Vertrauen und Akzeptanz werden Dir helfen.
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