05.02.2023, 12:08
Hallo BugsBunny
Ich habe keine Kinder und kann von daher nicht nachempfinden, wie du dich gerade fühlst.Â
Deine Gewissensbisse bestätigen allerdings deinen Charakter als feinfühliger, verantwortungsvoller Mensch. Gewissensbisse kann nur der haben, der auch ein Gewissen hat.Â
Dass du in jener Situation überfordert warst - ja, bist du denn eine Maschine, die emotionslos durchs Leben geht? Natürlich nicht.Â
Als ich ein Schulkind war, ist mir mal Folgendes passiert: Wir hatten früher aus am Nachmittag und anstatt direkt nach Hause zu gehen, habe ich noch eine Weile mit einer Schulkameradin auf dem Schulhof gespielt. Danach haben wir zusammen den Heimweg angetreten. Mittendrin bot mir die Kameradin etwas Schokolade an und ich nahm ein Stück davon. Als ich heimkam und meine Mutter die Schokolade sah, warf sie mich aufs Bett und verprügelte mich mit ihrer ganzen Kraft. Oma und Vater standen daneben und unternahmen nichts.Â
Es waren die 80-er Jahre und die Drogenszene blühte. Man warnte die Eltern davor, dass Fremde Drogen in Süssigkeiten verpackten und sie an Schulen verteilten. Zudem war meine Mutter grundsätzlich überfordert, mit Beruf, Familie und ihrer eigenen Lebensgeschichte.Â
Du siehst, ich habe den Vorfall auch 40 Jahre später nicht vergessen. Aber als Erwachsene kann ich meine Mutter auch verstehen. Dein Kind wird als Erwachsener (hoffentlich) auch lernen, sich in andere hineinzuversetzen und nachzuvollziehen, warum sie so und nicht anders handeln KONNTEN.Â
Ich weiss nicht, ob du gerne liest. Aber ich möchte dir die Bücher von Gabor Maté empfehlen. Das ist ein hoch angesehener ungarischer Psychiater, der viel mit Drogenabhängigen gearbeitet hat. Seine These: Wenn wir "überkochen", tun wir das nicht in Bezug auf die aktuellen Umstände, sondern auf eine traumatische Vergangenheit, die uns dann einholt. In Bezug auf meine Mutter stimmt das hundertprozentig. Vielleicht ist auch für dich etwas dran an dieser These.Â
Dein Kind kann natürlich nichts dafür und es ist traurig, dass das alles passiert ist. Worauf es meiner Meinung nach ankäme, ist an diesen Ãœberforderungsgefühlen zu arbeiten. Vielleicht sind Matés Bücher da eine Hilfe. Je nachsichtiger du mit dir selbst umgehst, desto mehr hilfst du auch deinem Kind.Â
Alles Liebe für dich.
Ich habe keine Kinder und kann von daher nicht nachempfinden, wie du dich gerade fühlst.Â
Deine Gewissensbisse bestätigen allerdings deinen Charakter als feinfühliger, verantwortungsvoller Mensch. Gewissensbisse kann nur der haben, der auch ein Gewissen hat.Â
Dass du in jener Situation überfordert warst - ja, bist du denn eine Maschine, die emotionslos durchs Leben geht? Natürlich nicht.Â
Als ich ein Schulkind war, ist mir mal Folgendes passiert: Wir hatten früher aus am Nachmittag und anstatt direkt nach Hause zu gehen, habe ich noch eine Weile mit einer Schulkameradin auf dem Schulhof gespielt. Danach haben wir zusammen den Heimweg angetreten. Mittendrin bot mir die Kameradin etwas Schokolade an und ich nahm ein Stück davon. Als ich heimkam und meine Mutter die Schokolade sah, warf sie mich aufs Bett und verprügelte mich mit ihrer ganzen Kraft. Oma und Vater standen daneben und unternahmen nichts.Â
Es waren die 80-er Jahre und die Drogenszene blühte. Man warnte die Eltern davor, dass Fremde Drogen in Süssigkeiten verpackten und sie an Schulen verteilten. Zudem war meine Mutter grundsätzlich überfordert, mit Beruf, Familie und ihrer eigenen Lebensgeschichte.Â
Du siehst, ich habe den Vorfall auch 40 Jahre später nicht vergessen. Aber als Erwachsene kann ich meine Mutter auch verstehen. Dein Kind wird als Erwachsener (hoffentlich) auch lernen, sich in andere hineinzuversetzen und nachzuvollziehen, warum sie so und nicht anders handeln KONNTEN.Â
Ich weiss nicht, ob du gerne liest. Aber ich möchte dir die Bücher von Gabor Maté empfehlen. Das ist ein hoch angesehener ungarischer Psychiater, der viel mit Drogenabhängigen gearbeitet hat. Seine These: Wenn wir "überkochen", tun wir das nicht in Bezug auf die aktuellen Umstände, sondern auf eine traumatische Vergangenheit, die uns dann einholt. In Bezug auf meine Mutter stimmt das hundertprozentig. Vielleicht ist auch für dich etwas dran an dieser These.Â
Dein Kind kann natürlich nichts dafür und es ist traurig, dass das alles passiert ist. Worauf es meiner Meinung nach ankäme, ist an diesen Ãœberforderungsgefühlen zu arbeiten. Vielleicht sind Matés Bücher da eine Hilfe. Je nachsichtiger du mit dir selbst umgehst, desto mehr hilfst du auch deinem Kind.Â
Alles Liebe für dich.