14.07.2020, 10:59
(07.07.2020, 19:58)Steffi67@gmx.de schrieb: Hallo, ich möchte mich hier kurz mit meiner Geschichte vorstellen. Ich lese schon lange hier im Forum, einfach weil es mir hilft und ich fühle mich nicht ganz so alleine. Jetzt traue ich mich endlich auch mal hier etwas über mich zu schreiben.
Ich bin 53, verheiratet, habe 2 Töchter und ein Enkelkind. Seit ich richtig denken kann, habe ich schon mit Angst zu tun. Früher konnte ich das nicht einordnen, heute könnte ich ein Buch über alle Symptome und Arten der Angst schreiben. Mein Kopf weiss alles, mein Körper reagiert aber wie er will und pfeift auf das, was mir mein Verstand sagt. Ich hab vor Jahren eine Therapie gemacht, danach war ich 4 Jahre etwa fast beschwerdefrei, ein Traum. Seit 3 Jahren aber ist alles wieder da, bis vor Corona war ich hier in meinem neuen Wohnort wieder bei einem Psychologen. Richtig geholfen hat es aber nicht. Wahrscheinlich kam durch die Wechseljahre der ganze Mist wieder verstärkt raus.
Meine Ängste beziehen sich immer auf meinen Körper. Angst krank zu sein, Panik vor Ärzten, Angst umzufallen, das hab ich ganz arg. Angst wenn ich wo warten muss, Kasse zum Beispiel, Angst dass ich im Büro umfalle. Angst, ich komm nicht mehr heim, Angst vor Urlaub, Familienfeiern ect. Neuerdings Angst alleine längere Strecke mit dem Auto zu fahren, Autobahn zum Beispiel. 2x Panik bekommen. Jetzt trau ich mich nimmer. Komisch, nur bei der Rückfahrt, meist sogar nach der Autobahnabfahrt. An der Ampel wird mir schwindlig und das Herz rast. Weiss nicht warum. Ich denk da immer, lieber Gott lass mich gut heim kommen. Beim fahren bessert es sich dann wieder etwas. Daheim bin ich dann erledigt. Nun muss immer mein Mann fahren.Â
Meine typischen Symptome der Angst sind: Herzrasen, Ãœbelkeit, Appetitlosigkeit, Magenweh, totale Unruhe, Hitze, rotes Gesicht, überalll hektische Flecken, Schwindel, totale Verspannungen im Körper, Kopfweh, Kreuzweh und das Gefühl jetzt falle ich um. Letzten Sommer war die grosse Hochzeit meiner Tochter. Das war Horror für mich. Von Mittag ab bis nachts um 2 Uhr. Als Mama wusste ich, ich kann nicht weglaufen, ich muss bleiben. Dann noch 30 Grad, ich schwitze eh so arg. Ich war so nervös, hatte nur heißes rotes Gesicht den ganzen Tag, Herzrasen, konnte nicht essen, mir war schlecht und zitterte innerlich. Dabei ist das doch ein toller Tag gewesen, nur für mich eine totale Anstrengung. Brauchte einen Tag Erholung bis ich wieder runter gefahren war. So geht's mir fast immer, wenn wir wohin gehn. Ich fühle mich nur daheim sicher, da weiss ich, ich kann mich jederzeit hinlegen. Ich bin immer die Irre, die zu nix Lust hat. Verstehen tut es keiner so richtig. Deshalb versuche ich ja, so gut es geht Einladungen zu folgen und mal mit fort zu gehn. Aber immer mit dem Gedanken, hoffentlich ist nix. Ich geh auch einkaufen, mit Maske kommt natürlich Panik hoch, aber nur im Kassenbereich. Ich lebe quasi mit Angst, Tag für Tag seit meiner frühen Jugend. Meine Mutter hat mich ängstlich erzogen. Dann kommt dazu, dass meine Schwester starb als ich 14 war, sie 21. Keiner hat mit mir richtig geredet drüber. Nur, dass es wohl an Eiter im Blut lag durch einen Zahn. Ich hab so Panik vor einem Zahnarzt, das ist echt nicht zu übertreffen. Ich muss gehn. Bekomm Schmerzen und hab schlechte Zähne. Schäme mich auch und lache wenig. Denk immer man sieht es. Mir fehlen keine Zähne, aber wirklich schön sind sie nicht gerade. Heute fasste ich allen Mut, war in der Stadt und bin spontan dort in eine Praxis um zu fragen, ob sie Angstpatienten behandeln und ob ich nen Termin nur zum Reden ohne untersuchen bekommen kann. Fragt nicht, wie fertig ich war.noch dazu die Maske. Herzrasen, Schweißattacke, Panik, Schwindel und Ãœbelkeit war das Resultat. Musste jetzt daheim erst mal in die Badewanne um zu entspannen und etwas runterzufahren. Was ist denn erst, wenn der Termin kommt? Oder dann, wenn die Behandlungen beginnen? Ich weiss, ich halt es nicht aus. Ich habe vor dem Arzt selbst keine Angst, aber das Ausgeliefert sein und meine Körperreaktion auf Medikamente, Spritze usw. lösen Horrorpanik in mir aus. Das Herz rast da so arg und stolpert wie verrückt, das bleibt irgendwann vor dieser Panik stehen, das hält doch irgendwann kein Körper mehr aus. Mir wird da schwindelig und ich verglühe vorallem im Gesicht. Wenn mir nur jemand helfen könnte. Ich versuche doch positiv zu denken und mache Ãœbungen. Ich kenne das ganze Programm der Psychologen. Aber in solcher Situation hilft echt gar nix.
Vl weiss hier noch jemand Rat, ich würde mich so freuen.Â
Ich hab nun soooo viel geschrieben und könnte noch 100 mal so viel über die Angst schreiben, aber für jetzt reicht es erst mal. Ach ja eins noch, Corona konnte ich jetzt immer schön als Ausrede nutzen um das was ich nicht wollte auch nicht machen zu müssen.Â
Liebe Grüße von Steffi
Ich kann das abosolut nachvollziehen. Bei mir kommt zusätzlich zu den täglichen Angstzuständen die Angst, wann diese wieder weggehen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.Â