21.03.2020, 19:10
(06.01.2020, 20:42)Eisblume schrieb: Ich hoffe ja grundsätzlich durch den Sport das Vertrauen in meinen Körper wiederzugewinnen....
Mit ist genau das tatsächlich gelungen. Ich war ziemlich übergewichtig und in diesem Zusammenhang auch recht bewegungsarm und habe über die Jahre eine ganz wunderbare Angst in Sachen Herz entwickelt. Jeder Stolperer führte zu Panik - und dazu, mich erst recht auf weitere Stolperer zu fokussieren.
Wenn ich gut abgelenkt war - beim Arbeiten zum Beispiel - ging es einigermaßen gut, aber wehe, die Ablenkung war nicht ausreichend. Wenn all die Tode, die ich in diesen Jahren mehrfach täglich gefühlt gestorben bin, mein Leben in der Realität verlängern könnten, würde ich bestimmt 150 Jahre alt.
Das Blöde: Aufgrund meines massiven Ãœbergewichts (110 Kilo auf 168), meines fortschreitenden Alters (damals Mitte 50) und meiner ungesunden Lebensweise war die Angst ja so unbegründet nicht. EKGs waren wohl unauffällig, aber der Blutdruck war behandlungsbedürftig erhöht. Und - willkommen im Teufelskreis - die Angst vor dem Herztod führte dazu, dass ich mich noch weniger bewegte, aus Angst, mein Herz zu überlasten. Zum Trost erhöhte ich meinen Süßigkeitenkonsum.
Den Ausschlag hat schließlich die glasklare Erkenntnis gegeben, dass ich auf diese Art und Weise gute Chancen hatte, tatsächlich bald zu sterben, dass es aber die Möglichkeit gab, etwas dagegen zu tun.Â
Ich kaufte mir ein gebrauchtes Laufband. Es dauerte 8 Tage, bis ich nicht schon bei der Vorstellung, es zu benutzen, Herzstolperer, Schweißausbrüche und Herzrasen kriegte. Dann schaltete ich es tatsächlich an - auf der langsamsten Stufe, die in etwa dem Tempo eines Regenwurms entsprach - und GING. Ziemlich genau 3 Minuten, dann starb ich mal wieder. Da ich überraschenderweise doch irgendwie überlebte, tat ich das selbe später am Tag noch mal - 5 Minuten lang. Und später noch mal weitere 5 Minuten.
To tell a long story short: Ich hörte einfach nicht mehr auf, jeden Tag mehrmals auf dieses Band zu steigen. Ich starb mal mehr, mal weniger heftig, aber tatsächlich immer seltener. Gleichzeitig stellte ich meine Ernährung um und reduzierte drastisch meine Kalorienzufuhr. Nach genau einem Jahr wog ich 55 Kilo weniger und konnte draußen in lockerem Tempo 10 Kilometer joggen.Â
Das Beste: Ich hatte und habe keine Herzpanik mehr. Je länger ich auf diesem Laufband geschlichen, dann gegangen und schließlich gelaufen bin, desto mehr vertraute ich meinem Herzchen. Es hatte mich gestern und all die Tage vorher nicht im Stich gelassen, warum sollte es das heute tun. Mit dem Nachlassen der Angst verschwanden auch die Stolperer zum größten Teil. Die, die es - wie bei jedem Menschen - noch gibt, ängstigen mich nicht mehr. Meine Kardiologin sagte mal: "Ein gesundes Herz hüpft und tanzt!" Ich danke ihr noch heute für diesen Satz.
Und ich möchte dir Mut machen: Du bist gesund, wie die Untersuchung bewiesen hat. Gib dir die Chance, deinem Herzchen wieder zu vertrauen. Es ist ein Muskel und es wird sich freuen, wenn es endlich! wieder seine Kraft trainieren darf.