26.11.2019, 10:05
Liebe Husky,
wunderbar! Eine Nacht hast du schon geschafft. Die nächste schaffst du auch.
Nein, ich glaube, einen klaren Gedanken konnte ich immer fassen. Ich habe mich damit nur nicht mehr erreicht. Mein "Zwangsgedanke" in der Depression war die riesengroße Angst, mein Freund könnte mich verlassen wollen. Ich konnte mir 100 Mal sagen, dass nichts dafür sprach, dass er mir am Tag zuvor erst gesagt hatte, wie sehr er mich liebte. Dass es, selbst wenn er mich verließe, kein Weltuntergang wäre. Beziehungen gehen nun mal zu Ende und ich würde auch ohne ihn "ich" sein und ein Leben haben. Aber meine Argumente hatten keinen Einfluss auf meine riesige Verlustangst. Denn die steckte natürlich hinter allem.
Meine damalige Therapeutin hat mir erklärt, dass Verlustängste in der frühen Kindheit entstehen, z.B. wenn es keine sichere Eltern-Kind-Bindung gab (was bei mir der Fall war). Wenn ein kleines Kind nicht sicher ist, ob seine Eltern es lieben und für es sorgen werden, entwickeln sie existenzielle Ängste. Die sind auch berechtigt, denn das Kind kann sich nicht selbst versorgen.
Diese Ängste prägen sich tief ein und kommen wieder zum Vorschein, wenn das Kind als Erwachsener erneut eine tiefe Beziehung eingeht. Das Unterbewusstsein erinnert sich an das Muster: "Ah, eine neue Bezugsperson. Das kenne ich schon. Ich weiß, dass nichts sicher ist und dass dieser Mensch mich jederzeit wieder verlassen kann. Dann bin ich wieder in Gefahr. Die richtige Reaktion darauf ist jetzt riesengroße Angst."
Vielleicht steckt bei dir auch eine Verlustangst dahinter, nur umgekehrt. Vielleicht verändert sich eure Beziehung gerade, was sie im Laufe der Jahre noch oft tun wird und das macht dir Angst. Vielleicht kühlen deine Gefühle für deinen Mann gerade ein wenig ab, was sie im Laufe der Jahre noch oft tun werden ;-) und das macht dir Angst. Mein Mann und ich sind jetzt seit 19 Jahren ein Paar, ich kann die versichern, dass es immer ein Auf und Ab sein wird. Es geht darum, nicht aufzugeben und Durststrecken auch mal auszuhalten. Und wenn du merkst, es geht doch nicht mehr, nun ja. Dann ist es eben so.
Die Angst anzunehmen, bedeutet nicht, zu akzeptieren, dass du deinen Mann nicht mehr liebst. Es bedeutet, dass du die Angst davor akzeptierst. Es meint, dass du sagst: "Ah, jetzt habe ich wieder die starke Angst, meinen Mann nicht mehr zu lieben. Das bedeutet nicht, dass es so ist, es bedeutet nur, dass die Angst davor wieder zu Besuch ist. Schön, liebe Angst, du gehst sowieso nicht, wenn ich dich darum bitte, deshalb halte ich deinen Besuch jetzt einfach aus. Tobe in mir herum, wenn du es nicht lassen kannst, ich weiß, du bist nur eine Angst, keine feststehende Wahrheit."
Wenn du das schaffst, kannst du den Beobachter hinzunehmen. Versetze dich kurz in die Lage eines Reporters, der sich ein objektives Bild von der Lage machen soll. Was würde er an Fakten sehen? Wahrscheinlich so etwas: Husky sitzt in der Küche und weint, weil sie Angst hat, ihren Mann nicht mehr zu lieben. Was ist davor passiert? Ah, sie hat ihrem Mann heute morgen zum Abschied nur einen flüchtigen Kuss gegeben und nicht wie sonst zwei Küsse. Sie hatte heute keine Lust auf zwei Küsse. Das macht ihr jetzt Angst, dass dies der Anfang vom Ende sein könnte.
Mir hilft das enorm, weil ich aus der Reporterperspektive oft sehe, dass meine Angst eigentlich unbegründet ist. Dass das angstauslösende Moment und die Angstreaktion unverhältnismäßig sind. Dann ist es für mich viel leichter, die Angst auszuhalten.
wunderbar! Eine Nacht hast du schon geschafft. Die nächste schaffst du auch.
Nein, ich glaube, einen klaren Gedanken konnte ich immer fassen. Ich habe mich damit nur nicht mehr erreicht. Mein "Zwangsgedanke" in der Depression war die riesengroße Angst, mein Freund könnte mich verlassen wollen. Ich konnte mir 100 Mal sagen, dass nichts dafür sprach, dass er mir am Tag zuvor erst gesagt hatte, wie sehr er mich liebte. Dass es, selbst wenn er mich verließe, kein Weltuntergang wäre. Beziehungen gehen nun mal zu Ende und ich würde auch ohne ihn "ich" sein und ein Leben haben. Aber meine Argumente hatten keinen Einfluss auf meine riesige Verlustangst. Denn die steckte natürlich hinter allem.
Meine damalige Therapeutin hat mir erklärt, dass Verlustängste in der frühen Kindheit entstehen, z.B. wenn es keine sichere Eltern-Kind-Bindung gab (was bei mir der Fall war). Wenn ein kleines Kind nicht sicher ist, ob seine Eltern es lieben und für es sorgen werden, entwickeln sie existenzielle Ängste. Die sind auch berechtigt, denn das Kind kann sich nicht selbst versorgen.
Diese Ängste prägen sich tief ein und kommen wieder zum Vorschein, wenn das Kind als Erwachsener erneut eine tiefe Beziehung eingeht. Das Unterbewusstsein erinnert sich an das Muster: "Ah, eine neue Bezugsperson. Das kenne ich schon. Ich weiß, dass nichts sicher ist und dass dieser Mensch mich jederzeit wieder verlassen kann. Dann bin ich wieder in Gefahr. Die richtige Reaktion darauf ist jetzt riesengroße Angst."
Vielleicht steckt bei dir auch eine Verlustangst dahinter, nur umgekehrt. Vielleicht verändert sich eure Beziehung gerade, was sie im Laufe der Jahre noch oft tun wird und das macht dir Angst. Vielleicht kühlen deine Gefühle für deinen Mann gerade ein wenig ab, was sie im Laufe der Jahre noch oft tun werden ;-) und das macht dir Angst. Mein Mann und ich sind jetzt seit 19 Jahren ein Paar, ich kann die versichern, dass es immer ein Auf und Ab sein wird. Es geht darum, nicht aufzugeben und Durststrecken auch mal auszuhalten. Und wenn du merkst, es geht doch nicht mehr, nun ja. Dann ist es eben so.
Die Angst anzunehmen, bedeutet nicht, zu akzeptieren, dass du deinen Mann nicht mehr liebst. Es bedeutet, dass du die Angst davor akzeptierst. Es meint, dass du sagst: "Ah, jetzt habe ich wieder die starke Angst, meinen Mann nicht mehr zu lieben. Das bedeutet nicht, dass es so ist, es bedeutet nur, dass die Angst davor wieder zu Besuch ist. Schön, liebe Angst, du gehst sowieso nicht, wenn ich dich darum bitte, deshalb halte ich deinen Besuch jetzt einfach aus. Tobe in mir herum, wenn du es nicht lassen kannst, ich weiß, du bist nur eine Angst, keine feststehende Wahrheit."
Wenn du das schaffst, kannst du den Beobachter hinzunehmen. Versetze dich kurz in die Lage eines Reporters, der sich ein objektives Bild von der Lage machen soll. Was würde er an Fakten sehen? Wahrscheinlich so etwas: Husky sitzt in der Küche und weint, weil sie Angst hat, ihren Mann nicht mehr zu lieben. Was ist davor passiert? Ah, sie hat ihrem Mann heute morgen zum Abschied nur einen flüchtigen Kuss gegeben und nicht wie sonst zwei Küsse. Sie hatte heute keine Lust auf zwei Küsse. Das macht ihr jetzt Angst, dass dies der Anfang vom Ende sein könnte.
Mir hilft das enorm, weil ich aus der Reporterperspektive oft sehe, dass meine Angst eigentlich unbegründet ist. Dass das angstauslösende Moment und die Angstreaktion unverhältnismäßig sind. Dann ist es für mich viel leichter, die Angst auszuhalten.