25.12.2018, 12:23
Liebe Klara,
zunächst einmal wünsche ich dir schöne Weihnachten! Ich hoffe du hast ein paar gute Tage!
Ich bin mir in diesem ganzen Chaos gar nicht sicher, was hier eigentlich was lenkt. Es ist einfach ein Teufelskreis. Gedanken machen Gefühle, die machen wieder Gedanken usw. Ich weiß, dass die VT vor allem davon ausgeht, dass die Gefühle den Gedanken folgen. Ich bin mir aber eigentlich sicher, dass es auch anders herum geht. Heute Morgen bin ich zum Beispiel mit Angst aufgewacht. Und schon springt der Kopfkreisel an. Ich hatte vorher gar keine Zeit zu denken (außer vielleicht im Traum).
Ich kenne dieses Schuldthema nur zu gut! Es ist ein schmaler Grad. Auf der einen Seite ist es wichtig, den Glauben an die Selbstwirksamkeit nicht zu verlieren (den habe ich gerade allerdings kaum), auf der anderen Seite, darf man nicht denken, dass man alles in der Hand hat. Mir hat es vor einigen Jahren geholfen – zumindest temporär – zu sehen, dass das eine Krankheit ist. Und für Krankheiten kann man in der Regel nichts. Vielleicht sind es einfach die Gene? Damit konnte ich diese Last etwas abgeben. Ich habe auch deinen anderen Post in einem anderen Thread gelesen. Du scheinst ja interessiert am Weg der Meditation und der neuronalen Aspekte zu sein. Ich setze mich mit diesem Weg seit einigen Jahren einigermaßen intensiv auseinander (wobei ich nicht weiß, ob es mir etwas gebracht hat). Aus einer meditativen Sicht gesehen, kannst du deine Gedanken nicht kontrollieren. Das ist auch nicht der Sinn der Meditation. Du bist nicht deine Gedanken. Deine Gedanken sind ein neuronales Gewitter. Elektrische Energie zwischen Synapsen. Mehr ist es nicht. Und weil du sie nicht kontrollieren kannst, kannst du sie nur beobachten. Sie kommen und gehen. Du kannst es nicht stoppen. Du kannst aber deine Beziehung zu diesen Gedanken ändern. Die Idee ist, dass dir diese Beobachterposition eine Distanz verschafft. Du verlässt die eingefahrene neuronale Autobahn und schaffst neue Wege. Unsere Ängste erzählen uns irgendeine Geschichte. Wenn wir lernen dieser Geschichte nicht zu glauben, dann sind wir einen Schritt weiter. Wenn es dich interessiert dann schau doch mal in das Buch „Der achtsame Weg durch die Depression“. Das ist das grundlegende Buch zur achstamkeitsbasierten kognitiven Therapie (MBCT). Jetzt klingt das so, als hätte mich das enorm weitergebracht. Gerade habe ich nicht das Gefühl, aber zumindest habe ich nicht mehr das Gefühl Schuld an meinem Zustand zu sein. Und ich finde den Ansatz gut und nachvollziehbar… Aber ja, auch mir fehlt zu Zeit sehr häufig der Glaube daran, dass mir etwas helfen kann.
Nein, ich bin gerade nicht in einer Beziehung. Die letzte ist vor 3 Monaten zu Ende gegangen. Gerade sind meine Ängste in Bezug auf Beziehungen nicht so groß. Die Angst hat sich so am Job/Zukunft festgebissen, dass da für nichts anderes Platz ist. So meine Interpretation. Ein Aspekt ist aber, dass die Krankheit mir die letzte Beziehung vielleicht kaputt gemacht hat. Und daraus resultiert die Sorge, dass das in Zukunft auch wieder so sein wird. Bei meiner letzten Beziehung war ich mir irgendwann nicht ganz sicher, ob meine Gefühle ausreichen. Daraus hat sich dann immer ein großer Handlungsdruck ergeben, dem ich aber nicht nachgegeben habe, weil so etwas ja auch einfach etwas Zeit braucht. Irgendwann habe ich mir dann aber wieder eine geistige Sackgasse geschaffen. Ich konnte nicht mit der Frau sein, aber eben auch nicht Single, denn das würde mit unendlichen Minderwertigkeitsgefühlen einhergehen – so die Theorie. Wie soll da so etwas wie Liebe entstehen? Und anstelle von Liebe kam die Angst und zwar sehr heftig. Die hat sich dann aber nach einiger Zeit auf den Job umgelegt.
Das mit deinem Job und der WG klingt doch echt nach einer praktikablen Lösung. Und offensichtlich musst du ja auch keine Akquise betreiben. Das ist doch unter gegebenen Umständen wirklich super, gibt dir Struktur und Raum für dich selbst!
Ich habe Escitalopram genommen. Habe aber nie einen Effekt bemerkt bzw. ich habe so viel parallel gemacht (Therapie, Medis, Meditation, Heilpraktikerin, offene Gruppen, Sport, neuer Job), dass ich nicht weiß was am Ende geholfen hat. Ich habe sie nach fast 4 Jahren diesen März abgesetzt. Im Juni kam die nächste Episode (das kannste mal deinem tollen Arzt sagen, denn die Länge der Einnahme sagt offensichtlich nicht zwangsläufig was aus). Ob es da einen Zusammenhang zwischen Absetzen und erneuter Episode gibt? Meine Psychiaterin meint ja, ich weiß es nicht. Halt mich doch mal auf dem Laufenden, wie es bei dir mit den Medikamenten weitergeht.
Ich werde es mal mit deinem Tipp versuchen und mir an schlechten Tagen versuchen Dinge vor Augen zu führen, die ich mag. Davon gibt es in der Tat welche, aber wenn ich mich mies fühle, ist alles nur dunkel und ich will einfach nicht mehr sein. Vielleicht ist diese Stimme irgendwo in mir drin, wie sie bei dir ist, aber ich sehe/höre sie sehr oft nicht. Und das macht mir Sorgen… Aber es ist schön deinen Optimismus zu lesen!
Toll, dass dir diese Gespräche so geholfen haben. Danach lechzt in mir gerade alles…! Ich habe bisher keine Erfahrungen mit Kliniken. Ich war nur in zwei offenen Gruppen bisher. Ende Januar/Anfang Februar gehe ich aber in eine Klinik stationär. Bin schon sehr gespannt, ob das was bringt. Ich bin da – wie sollte es auch anders sein in meinem momentanen Gefühlszustand – gerade etwas skeptisch. Aber es hilft ja nichts, ich muss und werde es ausprobieren. Ich werde dich wissen lassen, wie es war.
Ich wünsche dir noch schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Hoffen wir, dass es besser wird!!
Liebe Grüße!
zunächst einmal wünsche ich dir schöne Weihnachten! Ich hoffe du hast ein paar gute Tage!
Ich bin mir in diesem ganzen Chaos gar nicht sicher, was hier eigentlich was lenkt. Es ist einfach ein Teufelskreis. Gedanken machen Gefühle, die machen wieder Gedanken usw. Ich weiß, dass die VT vor allem davon ausgeht, dass die Gefühle den Gedanken folgen. Ich bin mir aber eigentlich sicher, dass es auch anders herum geht. Heute Morgen bin ich zum Beispiel mit Angst aufgewacht. Und schon springt der Kopfkreisel an. Ich hatte vorher gar keine Zeit zu denken (außer vielleicht im Traum).
Ich kenne dieses Schuldthema nur zu gut! Es ist ein schmaler Grad. Auf der einen Seite ist es wichtig, den Glauben an die Selbstwirksamkeit nicht zu verlieren (den habe ich gerade allerdings kaum), auf der anderen Seite, darf man nicht denken, dass man alles in der Hand hat. Mir hat es vor einigen Jahren geholfen – zumindest temporär – zu sehen, dass das eine Krankheit ist. Und für Krankheiten kann man in der Regel nichts. Vielleicht sind es einfach die Gene? Damit konnte ich diese Last etwas abgeben. Ich habe auch deinen anderen Post in einem anderen Thread gelesen. Du scheinst ja interessiert am Weg der Meditation und der neuronalen Aspekte zu sein. Ich setze mich mit diesem Weg seit einigen Jahren einigermaßen intensiv auseinander (wobei ich nicht weiß, ob es mir etwas gebracht hat). Aus einer meditativen Sicht gesehen, kannst du deine Gedanken nicht kontrollieren. Das ist auch nicht der Sinn der Meditation. Du bist nicht deine Gedanken. Deine Gedanken sind ein neuronales Gewitter. Elektrische Energie zwischen Synapsen. Mehr ist es nicht. Und weil du sie nicht kontrollieren kannst, kannst du sie nur beobachten. Sie kommen und gehen. Du kannst es nicht stoppen. Du kannst aber deine Beziehung zu diesen Gedanken ändern. Die Idee ist, dass dir diese Beobachterposition eine Distanz verschafft. Du verlässt die eingefahrene neuronale Autobahn und schaffst neue Wege. Unsere Ängste erzählen uns irgendeine Geschichte. Wenn wir lernen dieser Geschichte nicht zu glauben, dann sind wir einen Schritt weiter. Wenn es dich interessiert dann schau doch mal in das Buch „Der achtsame Weg durch die Depression“. Das ist das grundlegende Buch zur achstamkeitsbasierten kognitiven Therapie (MBCT). Jetzt klingt das so, als hätte mich das enorm weitergebracht. Gerade habe ich nicht das Gefühl, aber zumindest habe ich nicht mehr das Gefühl Schuld an meinem Zustand zu sein. Und ich finde den Ansatz gut und nachvollziehbar… Aber ja, auch mir fehlt zu Zeit sehr häufig der Glaube daran, dass mir etwas helfen kann.
Nein, ich bin gerade nicht in einer Beziehung. Die letzte ist vor 3 Monaten zu Ende gegangen. Gerade sind meine Ängste in Bezug auf Beziehungen nicht so groß. Die Angst hat sich so am Job/Zukunft festgebissen, dass da für nichts anderes Platz ist. So meine Interpretation. Ein Aspekt ist aber, dass die Krankheit mir die letzte Beziehung vielleicht kaputt gemacht hat. Und daraus resultiert die Sorge, dass das in Zukunft auch wieder so sein wird. Bei meiner letzten Beziehung war ich mir irgendwann nicht ganz sicher, ob meine Gefühle ausreichen. Daraus hat sich dann immer ein großer Handlungsdruck ergeben, dem ich aber nicht nachgegeben habe, weil so etwas ja auch einfach etwas Zeit braucht. Irgendwann habe ich mir dann aber wieder eine geistige Sackgasse geschaffen. Ich konnte nicht mit der Frau sein, aber eben auch nicht Single, denn das würde mit unendlichen Minderwertigkeitsgefühlen einhergehen – so die Theorie. Wie soll da so etwas wie Liebe entstehen? Und anstelle von Liebe kam die Angst und zwar sehr heftig. Die hat sich dann aber nach einiger Zeit auf den Job umgelegt.
Das mit deinem Job und der WG klingt doch echt nach einer praktikablen Lösung. Und offensichtlich musst du ja auch keine Akquise betreiben. Das ist doch unter gegebenen Umständen wirklich super, gibt dir Struktur und Raum für dich selbst!
Ich habe Escitalopram genommen. Habe aber nie einen Effekt bemerkt bzw. ich habe so viel parallel gemacht (Therapie, Medis, Meditation, Heilpraktikerin, offene Gruppen, Sport, neuer Job), dass ich nicht weiß was am Ende geholfen hat. Ich habe sie nach fast 4 Jahren diesen März abgesetzt. Im Juni kam die nächste Episode (das kannste mal deinem tollen Arzt sagen, denn die Länge der Einnahme sagt offensichtlich nicht zwangsläufig was aus). Ob es da einen Zusammenhang zwischen Absetzen und erneuter Episode gibt? Meine Psychiaterin meint ja, ich weiß es nicht. Halt mich doch mal auf dem Laufenden, wie es bei dir mit den Medikamenten weitergeht.
Ich werde es mal mit deinem Tipp versuchen und mir an schlechten Tagen versuchen Dinge vor Augen zu führen, die ich mag. Davon gibt es in der Tat welche, aber wenn ich mich mies fühle, ist alles nur dunkel und ich will einfach nicht mehr sein. Vielleicht ist diese Stimme irgendwo in mir drin, wie sie bei dir ist, aber ich sehe/höre sie sehr oft nicht. Und das macht mir Sorgen… Aber es ist schön deinen Optimismus zu lesen!
Toll, dass dir diese Gespräche so geholfen haben. Danach lechzt in mir gerade alles…! Ich habe bisher keine Erfahrungen mit Kliniken. Ich war nur in zwei offenen Gruppen bisher. Ende Januar/Anfang Februar gehe ich aber in eine Klinik stationär. Bin schon sehr gespannt, ob das was bringt. Ich bin da – wie sollte es auch anders sein in meinem momentanen Gefühlszustand – gerade etwas skeptisch. Aber es hilft ja nichts, ich muss und werde es ausprobieren. Ich werde dich wissen lassen, wie es war.
Ich wünsche dir noch schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Hoffen wir, dass es besser wird!!
Liebe Grüße!