Hallo ihr lieben, ich schreibe einfach mal meine Geschichte nieder in der Hoffnung dass ich hier Rat bekomme und mich austauschen kann.Â
Vor Jahren war ich schon in Behandlung wegen einer Angststörung. Diese wurde damals auch behandelt. Dann hatte ich gut drei Jahre Ruhe.Â
Im Oktober 2019 plagte mich plötzlich Ãœbelkeit Krankheitsgefühl und Schwindel. Erst ging man von einer Magen Darm Infektion aus. Aber die Ãœbelkeit wurde nicht besser. Ich habe eine Magen und Darmspiegeung ohne Ergebnis hinter mich gebracht, sämtliche Blutwerte, Verdauungsenzyme Tumormarker Langzeit-EKG alles in Ordnung. Nach drei Monaten hat dann ein Internist eine Stuhlprobe genommen. Und es wurde ein Darmkeim festgestellt. Ich bekam Antibiotika und die Ãœbelkeit wurde besser. Seit dem habe ich noch ab und zu Ãœbelkeit. Leider hat sich durch die Geschichte meine Angststörung wieder verschlechtert. Ich habe täglich Angst dass die Ãœbelkeit zurück kommt, höre ständig in mich hinein, Messe dauernd Blutdruck und habe Angst dass ich doch etwas schlimmes haben könnte, das etwas übersehen wurde und das etwas passiert. Oft bin ich sehr verkrampft, habe wie eine Art Kälteschauer/Missempfindungen an den Armen. Heute früh morgens bin ich wieder mit Ãœbelkeit aufgewacht. Seit dem mache ich mich wieder verrückt. Ich saß lange im Bett vor Angst aufzustehen weil ich Angst hatte es passiert etwas. Blutdruck ist eher niedrig. Daher habe ich sehr Angst dass es vom Kreislauf kommt, ich vielleicht doch etwas schlimmeres habe. Das schlimme ist ich kann dann auch nicht abschalten, vor lauter Angst würde ich dann am liebsten zum Arzt oder ins Krankenhaus alles checken lassen, Blut abnehmen/ EKG machen und das am liebsten sofort. Geht es euch ähnlich? Wie geht ihr damit um? Was macht ihr in solchen Fällen/an solchen Tagen? Habt ihr solche Kälteschauer auch? Manchmal fällt es mir schwer zu glauben dass dies von der Psyche und der Angst her kommen kann.
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Hallo Glamourine, willkommen hier im Forum.
Wovor genau hast du Angst? Also, was fürchtest du passiert, wenn die Ãœbelkeit wieder kommt?Â
Erstmal ist es ja schon super zu wissen, dass du ansonsten gesund bist. Du hast mit den Spiegelungen und der Blutuntersuchung alles ausgeschlossen, was wirklich gefährlich sein könnte. Sei dir da also sicher. Das Schlimmste was passieren kann ist, dass du eine Magen- Darm- Grippe bekommst oder und das ist ja schon relativ selten, dass du noch mal einen Darmkeim hast. Aber der wurde ja beim letzten Mal auch erfolgreich behandelt und du wurdest wieder gesund, oder?Â
Ich kenne das alles leider sehr gut. Zwar habe ich vor anderen Krankheiten Angst, vor allem Krankheiten, die ich noch nie gehabt habe und dennoch manchmal soweit bin zu glauben, dass ich sie habe, aber vom Prinzip ist meine Angst dieselbe. Und glaube mir: Du kannst dich psychisch so "verrückt" machen, dass du plötzlich wirklich die Symptome bekommst, vor denen du Angst hast. Gerade der Magen und der Darm sind so empfindlich bei psychischer Belastung, genauso das Herz (was ich immer mal wieder spüre in Form von Stolpern oder Rasen). Du befindest dich also sehr wahrscheinlich in einem Teufelskreis.
Das Gefühl sofort zum Arzt zu wollen und mich durch checken lassen zu wollen kenne ich ebenfalls. Im letzten Jahr habe ich das auch in akuten Situationen genauso gemacht. Drei Mal habe ich mir einen RTW gerufen, weil ich sicher war, dass ich umkippe und sterbe und mehrfach bin ich zu meiner Hausärztin gebracht worden, um EKGs zu schreiben, die Lunge zu testen, Blutbilder zu machen.... Im Nachhinein ist mir das fast unangenehm.... Â Aber wenn es mich beruhigt, soll ich kommen und wenn ich drei Mal die Woche komme. Das alleine beruhigt mich dann schon wieder.Â
Blutdruck messen...oh ja. Das gehörte bis vor ein paar Wochen zu meiner "Lieblingsbeschäftigung".  Ich habe STÄNDIG den Blutdruck gemessen, fühle auch immer noch sehr häufig meinen Puls, wenn ich ein seltsames Gefühl in der Brust verspüre, aber langsam verliert es bei mir an Bedeutung. Vielleicht weil ich im Moment mit einer Bronchitis krank geschrieben bin und mir um andere Sachen Gedanken mache, die auch nicht besser sind.... Aber ich habe immerhin festgestellt, dass mein Herz scheinbar auch ohne meine ständige Aufmerksamkeit arbeitet.  Diese Erkenntnis war es wert. Was ich damit sagen will ist: Lenke dich ab! Versuche vllt eine Begründung für deine Ãœbelkeit zu finden, eine realistische! Hast du vllt zu schnell oder zu viel gegessen? Etwas, was dir nicht bekommt? Oder hast du vllt zu wenig gegessen? Gehe nicht vom Schlimmsten aus! Ich muss das auch noch lernen, wir sind also beide in einem ähnlichen Prozess. In einem anderen Beitrag schrieb die liebe Mina sinngemäß "...wir müssen lernen unserem Körper zu vertrauen.", und ja! Genauso ist es. Er ist nicht darauf angewiesen, dass wir ihn analysieren, jedes Zwicken unter die Lupe nehmen, uns einreden krank zu sein, anhand von Halbwissen. Wenn du krank bist, wirst du es deutlich spüren und das nicht nur anhand von Ãœbelkeit.Â
Meine Therapeutin sagte mir in Bezug auf meine Herzangst:"Wenn Sie einen Herzinfarkt haben, werden Sie es sehr deutlich spüren, DER ist nämlich physisch und solange Sie sich ablenken können, sind Sie auch nicht körperlich krank."
Die Missempfindungen habe ich auch manchmal. Schlimm ist, dass ich vor ein paar Jahren mal eine halbseitige Gesichtslähmung hatte und bei jedem Kribbeln oder Taubheitsgefühl daran erinnert werde und je mehr ich dann wieder daran denke, um so größer wird die Angst wieder. Dabei fing das völlig anders an und war nach einem Monat wieder weg. Dennoch denke ich dann an Schlaganfall oder Fehler, die der Neurologe gemacht haben könnte und schon verstärkt sich das Kribbeln, weil ich mich extrem darauf konzentriere und an nicht anderes mehr denke. Ist das bei dir vllt auch der Grund?Â
Die Kälteschauer kenne ich ebenfalls. Aber die machen mir keine große Angst mehr. Ich nehme sie war und verschwende keinen Gedanken mehr daran, warum wieso weshalb.Â
Mir fiel und fällt es manchmal immer noch sehr schwer zu glauben, dass meine Psyche Schuld an den Symptomen ist. Aber ich bin kerngesund, woran soll es sonst liegen? Und ich beschäftige mich, wie wir fast alle hier in diesem Forum, tagtäglich mit dem Thema Krankheit, Angst, Kontrollverlust, Leid, Tod..... Es liegt also sehr sehr sehr nahe, dass es genau daher kommt. Wenn man sich nur mit solchen schlimmen, traurigen Themen beschäftigt, wie soll es einem dann schon gehen?!
Deshalb das Wichtigste: Ablenkung! Meditation, progressive Muskelentspannung, lesen oder einfach raus gehen, mit Freunden Dinge unternehmen....
Oder, das mache ich auch gerne um runter zu kommen: Male dir den worst case aus. Was wäre denn "etwas Schlimmes" für dich? Das Schlimmste? Wäre es wirklich so schlimm? So schlimm, dass Panik berechtigt ist? Oder wäre es etwas, was man vielleicht sogar behandeln kann? Sobald du dir das klar gemacht hast, geht es dir vielleicht schon besser. Mir geht es oft so.Â
Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen.
Lass dich nicht unterkriegen!Â
Vielen lieben Dank für deine liebe und ausführliche Antwort. Wenn es mir übel ist habe ich am meisten Angst davor doch etwas schlimmes zu haben, dass mir etwas schlimmes passiert. Ich würde dann am liebsten sofort durchgecheckt werden.Â
Es fällt mir sehr schwer aus dieser gedankenspirale raus zu kommen. Zumindest an den Tagen an denen mir wieder übel ist.Â
Wie hast du es geschafft davon abzulassen dauernd zum Arzt zu gehen? Wurden die Symptome dann besser?Â
Ich messe auch ständig den Blutdruck, wenn er in Ordnung ist, dann beruhigt mich das natürlich, wenn er zu nieder ist, heut die Spirale von vorne los und ich messe noch mehr.Â
Ich beschäftige mich eigentlich rund um die Uhr mit dieser Ãœbelkeit und habe Angst. Manchmal habe ich auch Angst schlafen zu gehen aus Angst davor wie es mir wohl am nächsten Tag gehen wird.
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Sehr gerne.
Ich will da noch mal genauer nachhaken:
Was denkst du denn, könnte dir schlimmsten Falls passieren? Dass du dich übergeben musst? Oder sogar stirbst? Dass du eine schlimme Krankheit hast, die die Ãœbelkeit verursacht? Hast du da konkrete Gedanken? Ich hatte oder habe zB immer sehr konkrete Vorstellungen. Meine größte Angst ist tatsächlich der Herzstillstand, also der Tod. Aber ein Herzinfarkt reicht mir auch schon- obwohl ich da schon soweit bin, dass ich sage: Von einem Herzinfarkt alleine stirbt man heutzutage nicht mehr sooo einfach. Aber vor allem, wenn ich alleine bin und es zwickt zB mal in der Brust bin ich sofort in Alarmbereitschaft. Deshalb bin ich lieber unter Menschen, wo mir ggf. jemand helfen kann. Und dennoch verfalle ich mittlerweile nicht mehr in Panik, wenn mein Freund länger arbeitet, als ich. Denn ich MUSS auch alleine klar kommen. Diese Freiheit will ich mir nicht nehmen.Â
Es gibt eine ganz gute Methode, die ich häufig anwende, um mir selbst zu verdeutlichen, wie schlimm meine Situation gerade wirklich ist. Dabei stelle ich alle Fakten gegenüber, gedanklich oder auch manchmal schriftlich, und dabei stelle ich zu 100% fest- jedes Mal- dass es nichts Lebensbedrohliches sein kann. Das rattert bei mir mittlerweile schon automatisch durch. Ich denke an mein letztes Blutbild: Top! Ich denke an mein letztes EKG: Top! Ich denke an mein allgemeines Wohlbefinden, checke die Symptome und überlege, woher das gerade wohl kommen könnte. Habe ich Sport gemacht, etwas getragen, blöd gelegen, mich ruckartig bewegt, etc. Oft stelle ich dann fest, woher es kommt. Manchmal auch nicht, aber dann sagt mir mein restliches Befinden, ob es gerade lebensbedrohlich ist oder nicht. Also ich überlege, ob der Schmerz sich nur auf die Region begrenzt und ob ich noch andere Symptome habe, die auf etwas Schlimmes hindeuten könnten. In einer Panikattacke ist das natürlich sau schwer, denn da hat man einfach alle Symptome, die theoretisch auch etwas Lebensbedrohliches darstellen könnten. Das macht diesen Mist ja leider aus..
Wenn dein Blutdruck niedrig ist, ist das erstmal überhaupt nicht schlimm. Du kriegst ihn ganz schnell hoch, indem du zB 10 Liegestütze machst oder ein mal um den Block gehst. Zu hoch und das auf Dauer, das kann gefährlich werden, bringt dich aber auch nicht von heute auf morgen um. Ich hatte Jahre lang einen zu hohen Blutdruck, der mich aber nie interessiert hat. Bis zu meiner ersten Panikattacke... Ich kann mir heute gar nicht mehr vorstellen, wie das war, als mir das ALLES einfach egal war. Ich hatte kein Angst vor Infarkten, Schlaganfall, Thrombose, Krebs, HiV... Es war mir so fern. Und von heute auf morgen habe ich vor ALLEM Angst und Angst davor, es zu haben. Unglaublich.Â
Wie habe ich es geschafft, nicht ständig zum Arzt zu gehen...Mmmh. Mit ganz viel Gedankenkontrolle, der Therapie, Selbstsicherheit... Es war echt schwer. Ich habe ab und an auch immer noch so Angstzustände, wo ich gerne einen Arzt bei mir hätte, wo ich schon dran denke, die 112 anzurufen. Aber auch da wäge ich ab. Ist es wirklich nötig? Bin ich wirklich in Gefahr? Der Gedanke daran, dass ich JEDER ZEIT Hilfe holen kann, wenn es sein muss, beruhigt mich oft schon. Warum das so ist, kann ich dir nicht sagen. Vermutlich, weil ich tief drinnen weiß, dass ich kerngesund bin und das alles gerade durchmache, weil ich meine Trauer verarbeite. Manchmal muss man seinen Zustand ganz rational betrachten, manchmal mit Humor: das hilft mir sehr! Ich habe den Mut noch nicht verloren. Es geht vielen sicherlich anders. Vielleicht überlegst du, wie es bei dir ist. Hast du deinen Mut schon gänzlich verloren? Oder deine Rationalität? Deinen Humor? Bestimmt die Angst bereits deine Gedanken?Â
Meine Symptome wurden besser. Einfach, weil ich selbstsicherer war. Das heißt nicht, dass ich nicht manchmal noch Angst habe, vor allem vor Krankheiten, aber ich verliere mich nicht komplett in ihr. Es ist ein Kraftakt. Jeden Tag drehen sich meine Gedanken um Krankheiten, um meinen Körper, um Symptome- ein innerlicher Machtkampf zwischen Vernunft und Angst. Ich kann dein Verhalten also sehr sehr gut nachvollziehen, aber ich weiß, dass die Angst vor allem ganz viel Freude in deinem Leben kaputt machen kann und du hast doch die Macht, auch wenn es sich nicht so anfühlt- Du alleine hast die Macht darüber und ist das nicht eigentlich megageil? Manchmal rufe ich mir das in die Gedanken zurück. Ich darf glücklich sein, wann ich will und genauso darf ich traurig sein. Dass wir unsere Psyche so programmiert haben, dass sie uns falsche Signale sendet sollte uns klar machen, dass es auch andersherum geht. Da wir Menschen aber häufig zu Dramaturgie und Melancholie neigen, fällt uns das sehr viel schwerer und wir ergeben uns der Depression, der Angst, der Panik.Â
Wenn uns eines diese ganze Angstkacke gelehrt hat dann doch, dass wir diejenigen sind, die es in der Hand haben.Â
Wenn du noch keine Therapie machst, mach eine. Ich kann es nur immer wieder sagen: Das ist das einzige, was langfristig hilft.Â
Hab Mut! Sei fröhlich! Lenk dich ab! Scheiß auf die Ãœbelkeit! Du bist gesund, da bin ich absolut sicher!
Kopf hoch!Â
Meine Gedanken sind dass ich eine schlimme Krankheit habe die Die Ãœbelkeit verursacht und die Angst zu sterben. Immer wieder kommt die Ãœbelkeit zurück und jedes Mal würde ich dann am liebsten gleich zum Arzt oder am liebsten in die Notaufnahme damit ich sofort Blut abnehmen kann usw.Â
eigentlich wurden so viel Untersuchungen gemacht.Â
Ende November Magenspiegelung und eine darmspiegelung, sämtliche blutwerte, tumormarker, Ultraschall des Bauches und Langzeit EKG, gynäkologisch habe ich auch alles abgeklärt. Ich denke dann die wirrsten Sachen, dass sich Bakterien in meinem Körper ausgebreitet haben, oder dass etwas übersehen wurde, oder irgendwelche Untersuchungen nicht richtig gemacht wurden. Ich weiß das klingt verrückt, aber irgendwie sitzt dann immer das kleine Männlein im Kopf was sagt eine schlimme Krankheit. Ich höre den ganzen Tag in mich hinein, versuche natürlich immer wieder mich abzulenken, das klappt nur schwerlich.Â
Letzte Woche habe ich eine Therapie begonnen. Aber es fällt schwer weil da die Ãœberzeugung ist, dass da eine Krankheit ist.Â
Von 2016 bis Ende 2019 war ich relativ angstfrei. Nur durch Langanhaltende Ãœbelkeit kamen wieder diese ganzen Ängste und Gedanken. An schlimmen Tagen verlass ich am liebsten gar nicht das Haus. Und auch dann wenn ich draußen bin höre ich ständig in mich.
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