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Die Angst akzeptieren - aber wie?
#1
Hallo an alle Smile

Ich bin erst vor kurzem auf dieses Forum gestoßen und habe mich in vielen Beiträgen sofort wieder erkannt. Es tut wirklich gut von "Gleichgesinnten" zu lesen und man bekommt
sofort das Gefühl mit den Problemen nicht alleine zu sein.
Ich finds auch super lieb wie hier alle schreiben, das baut mich sehr auf.

Ich selbst habe seit einigen Jahren eine Generelle Angststörung und Agoraphobie, die sich zeitweise garnicht zeigt, und bei Stress oder Anstehenden Unternehmungen total ausrastet.
Ich bin seit einem halben Jahr in Therapie, kann allerdings noch nicht viel darüber sagen, und habe auch seit c.a. einer Woche  sehr verstärkt Angstzustände, und weis gar nicht so recht woher. Vor allem in Ruhe, Abends oder Morgens, übermannt sie mich. Sie lähmt micht, beraubt mir aller Freude, schnürt meinen Magen zu und reist mich als Passagier mit sich. Essen kann ich seit einer Woche nicht richtig weil entweder mein Magen flau ist, oder ich durch die Anspannung einfach nichts rein bekomme, was mir natürlich wiederum Angst macht. Was ich in so einer Situation am besten tun kann... weis ich auch noch nicht. Momentan bin ich sehr überfordert mit dieser Situation, da ich immer stärker Angst vor der Angst bekomme, und so kaum noch aus meiner negativen Gedankenspirale ausbrechen kann.

Eine wichtige Frage, die ich hier glaube ich auch noch nicht gelesen habe ist:
Wie schafft ihr es, oder was hilft euch, die Angst anzunehmen - zu akzeptieren.
Es heißt ja oft man solle sich nicht dagegen währen, sondern die Angst annehmen und akzeptieren. Doch ich finde es unglaublich schwer und weis nicht so recht wie ich das schaffen soll.
Wie kann man etwas annehmen, was einem so großes Leid zufügt?

Ich hoffe sehr jemand fühlt sich hier angesprochen, und hat vielleicht ähnliches schon bewältigt oder hat einen Tipp auf lager Smile
Ich würde mich riesig freuen!
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#2
Hallo Bumblebee,

schön, dass du hier bist... Naja... eigentlich ist es natürlich nicht schön, denn wir sind ja alle aus ein- und demselben blöden Grund hier: Angst und Panik vor den unterschiedlichsten Dingen, aber das Gefühl ist vermutlich immer dasselbe. 
Ich versuche dir mal auf deine Fragen zu antworten. 
Natürlich gibt es keine generelle Lösung für das Problem und gerade am Anfang ist es sehr sehr schwer sich mit der Angst anzufreunden. Ich rede so, als wäre ich schon so lange betroffen, dabei ist es bei mir auch erst knapp ein halbes Jahr her, seit ich das erste Mal eine Panikattacke hatte, aber ich habe mich natürlich sehr intensiv und eingehend mit dem Thema beschäftigt- Fluch und Segen zugleich! Big Grin Aber vielleicht kann ich deine Gedanken deshalb gut nachvollziehen. Denn auch ich habe mich, vor allem in akuten Situationen, immer gefragt, wie man so etwas annehmen soll, denn ich will es ja eigentlich nur noch los werden und zwar SOFORT! Leider funktioniert das so nicht. Denn das große Problem, wieso eine Angststörung sich manifestiert ist die Angst vor ihr. D.h. je mehr du dich gegen sie wehrst, sie hasst, verabscheust und los werden willst, umso heftiger besucht sie dich, in unterschiedlichsten Situationen- täglich, wöchentlich, stündlich. 
Letztendlich ist die Angst, die Panik nur ein Gefühl, die Symptome, die dadurch entstehen sind das eigentlich Unangenehme: Herzrasen, Schwitzen, Atemnot, Unruhe, das Gefühl nur weg zu wollen- alles völlig normale Reaktionen auf das Angstgefühl. Diese Symptome sollen dir im Ernstfall die Möglichkeit geben wegzurennen, instinktiv, du bist voller Adrenalin, nur wirkt das alles so seltsam und beängstigend, weil es ja eigentlich offensichtlich gar keinen Grund gibt, wieso du Angst haben solltest. Und dennoch sendest du diese Signale an dein Gehirn, das wiederum deinem Körper sagt "Okay, renne- weg, weg, weg!", in erste Linie ist es wichtig, dass du durch eine Therapie heraus findest, was diese Angst bei dir ausgelöst hat. Wenn du den Grund weißt, kannst du schon ganz anders damit umgehen. Oftmals sind belastende Situationen und Ereignisse der Grund für eine Angststörung.

Ein paar Dinge, die mir geholfen haben und helfen:
Bücher! Ich habe sie schon mal in einem Thread erwähnt: Alle Bücher von Claudia Croos- Müller sind super empfehlenswert. Sie beschreibt die Vorgänge in deinem Gehirn in sehr einfacher Sprache und gibt praktische Tipps für den Ernstfall und mir helfen diese Methoden sehr! 
Dann: Rede mit der Angst, als wäre sie eine Person. Dabei kommst du dir vllt blöd vor, aber wenn du laut redest, wirst du automatisch mutiger. Sage ihr, dass du sie spüren kannst, dass du auch die Symptome spürst. Sage dir selbst, warum du diese Symptome hast z.B."Mein Herz schlägt schneller, weil ich nervös bin. Ich schwitze, weil mir heiß wird und mein Blutdruck durch den Stress vielleicht ansteigt.", alle diese Symptome sind NICHT gefährlich! Wenn du Sport machst hast du auch einen schnellen Puls und Schwitzt, dir ist heiß und du atmest schwerer. Dein Körper macht gerade einen Kraftakt durch, dir kann nichts passieren! 
Außerdem: Erstelle dir eine "Happy Playlist", wenn du kannst. Pack da nur Lieder rein, die dich fröhlich stimmen, die dich zum Lachen bringen. Mach sie an, bewege dich dazu, tanze, singe mit! Dein Gehirn ist nicht in der Lage ängstlich und fröhlich zu gleich zu sein!
Des Weiteren: Stelle dich vor den Spiegel und lache, lache dich selbst an- dein Gehirn wird auch dem nicht standhalten können. Ängstlich und fröhlich gleichzeitig kann es einfach nicht. Big Grin 
Wenn du merkst, du bekommst die negativen Gedanken nicht aus dem Kopf: Binde dir ein richtiges Gummiband um das Handgelenk und lasse es einmal richtig schnacken! Das klingt seltsam, aber der Schmerz holt dich zurück in die Realität- mit hat das oft geholfen. Gleiche Situation: Nimm dir einen "Centershock" in den Mund, diese sauren Kaugummis, lass es langsam auf der Zunge zergehen, das lenkt ab! Beiß in eine Zitrone, auch das habe ich schon gemacht, um mich zu retten.
Nimm eine kalt/ heiße Dusche. 
Lass kaltes Wasser über deine Handgelenke laufen, damit der Puls sich verlangsamt. Und noch ein Tipp: Lenke dich mit Erinnerungen ab! Schreibe dir in ein Buch oder irgendwo hin eine Situation auf, wo du auf jeden Fall lächeln musst, wenn du an sie denkst. Ein Urlaub, dein erster Kuss, irgendwas.... Smile Sobald die fiesen Gedanken kommen, verdränge sie mit der schönen lustigen Erinnerung!

Die Angst anzunehmen ist ein Prozess. Ich habe es relativ schnell geschafft: Im Juli ging alles los und heute kann ich bereits sagen, dass ich seit einigem Monaten keine schlimme Panikattacke mehr hatte. Was nicht heißt, dass ich oft noch Angst verspüre oder nervös bin, aber richtig knallermäßig hatte ich das laaange nicht mehr. Einfach weil ich keine Angst mehr habe vor der Angst, weil es für mich okay ist, wenn sie kommt. Sie darf kommen, sie muss manchmal sogar kommen, denn sonst hätte ich mich vllt schon von einem Auto überfahren lassen oder vom Löwen fressen lassen. Wink  Nimm sie an, als einen Teil von dir. Du darfst fröhlich sein, traurig sein, wütend sein und du darfst auch Angst haben. Sie gehört zu dir, so unangenehm sie ist und auch wenn sie im Moment willkürlich auftritt. Versuche mit einem Therapeuten zu ergründen, wieso sie da ist- das ist ganz wichtig für die Verarbeitung!

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen!

Sei liebevoll zu dir selbst- setze dich nicht unter Druck, alles braucht Zeit- ganz, ganz wichtig!!!!

Halte durch!  Tuschel
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#3
Hallo Caracol,

vielen lieben Dank für deine so lieb und ausfühlrich geschriebene Antwort Smile das freut mich wirklich sehr.


Freut mich sehr das du die Ängste schon so gut im Griff hast, vor allem nach der kurzen Zeit Smile Ich habe auch schon soo viel darüber gelesen und tue es immer wieder, trotzdem fühlt man sich dann in einem akuten Zustand soo hilflos und alleine! Würden mehr Menschen darüber reden, und wäre es nicht so ein "Schäm-/ und Tabu-thema" gäbe es für jeden vielleicht sogar im näheren Umkreis einen Gleichgesinnten, da ja wirklich so viele davon betroffen sind, aber keiner offen darüber redet.

Ãœber den Grund für meine Störung bin ich schon lange am Grübeln, ich habe nichts traumatisches erlebt und habe keine größeren Probleme in Beruf und Familie.
Aber die Angst hat sich wenn ich zurück denke schn lange angekündigt, als Teenager war ich sehr unsicher und schüchtern, ich hatte immer schon Angst das meinen Eltern etwas passiert,
ich denke es hat sich einfach immer mehr zugespitzt.

Diese Bücher die du Empfohlen hast werde ich mir mal ansehen, vielen Dank für den Tipp Smile

Und auch vielen Dank für deine ganzen anderen Tipps, ist echt inspirierend das zu lesen.

Da werd ich sicher das ein oder andere mal testen, vielen vielen Dank!

Ich finde du schreibst super aufmunternd! Danke dir 06
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#4
Ich freue mich, wenn ich dir helfen kann. Also wenn dieser Sch.... für etwas gut ist, dann dafür und so ergibt er für mich vielleicht auch wieder einen neuen positiven Sinn. Smile

Es gibt wirklich viele Menschen, die dieses Problem haben oder zumindest schon ein- zweimal erlebt haben. Ganz toll war vor ein paar Monaten ein Gespräch mit einer Sprechstundenhilfe beim Arzt, die mich fragte, wieso ich denn zwei Mal in zwei Monaten ein EKG machen ließe, ich erzählte ihr meine Problematik und sie streichelte meinen Arm und meinte, dass sie das sehr gut kenne und gab mir auch einige Tipps. Vorher fand ich sie immer irgendwie unsympathisch und seitdem steht sie mir echt nahe. Big Grin 
Ich finde es total schade, dass manche Menschen sich dafür schämen, denn es ist ja überhaupt nichts Peinliches daran, wenn man Angst hat und das auch zugeben kann- ich finde so was stark und ich habe von Anfang an keinen Heel daraus gemacht und bin sehr offen damit umgegangen. Wenn das jemand nicht verstehen kann ist mir das egal. Ich habe es vorher auch nie verstanden- kann man auch nicht, wenn man es selbst nie erlebt hat. 

Manchmal hat es auch hormonelle Ursachen, dass man plötzlich Panikattacken bekommt. Es gibt sooo viele Ursachen. Das gilt es dann zu ergründen, aber in erster Linie darf man sich nicht unterkriegen lassen, gleichzeitig muss man aber auch nicht immer stark sein. Wenn sie einen übermannt ist es eben so. Gestorben ist noch keiner an einer Panikattacke, auch das beruhigt mich immer wieder! Big Grin 

Ich freue mich, wenn dir meine Worte ein bisschen Mut machen.

Hab einen schönen und angstfreien Sonntagabend! 

Liebe Grüße
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