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Generalisierte Angststörung in Episoden?
#1
Hallo zusammen,

auch ich bin neu hier. Ich bin 36. Irgendwie finde ich mich in den Erfahrungsberichten der anderen Menschen hier oft nicht so recht wieder. Denn meine Angst kommt in Episoden.

2004 hatte ich während des Auslandsstudiums die erste große Episode. Ich hatte riesige Angst, das alles nicht hinzubekommen. Ich konnte kaum noch Schlafen, nicht mehr Essen, weil ich so einen trockenen Mund und keinen Appetit hatte, habe viel Wasser getrunken, musste dauernd auf Toilette (vom Wasser aber auch so), mein Körper kribbelte, Schauer gingen durch meinen Körper, schwitzige Hände, Kieferpressen, Brennen und Stechen im Magen und in meinem Genitalbereich zog sich alles zusammen. Ich war so hochgepitcht, dass ich teilweise zu den Vorlesungen rannte. Zudem weinte ich die ganze Zeit und habe jeden Tag Stunden mit meiner Mutter und meiner damaligen Freundin telefoniert. Ich war vollkommen hilflos und verzweifelt. Von da an begleitete mich die Angst. Mal mehr, mal weniger. 2010 bei der Jobsuche nach dem Studium kam die nächste größere Episode. 2014 nach der selbst gewählten Kündigung (der Job hatte für mich zu viel Verantwortung) die nächste richtig große. Ich habe BWL studiert. Gelernt habe ich wie ein Irrer – aus Angst. Spaß hat es mir nicht gemacht. Ich habe Ideale, möchte etwas gutes Tun und helfen (fragt mich jetzt bitte nicht, warum ich dann BWL studiert habe). Nun habe ich einen Job im sozialen Bereich, bei dem weniger „gefühlter“ Druck herrscht mit netten Kolleginnen.

Leider hat meine Leistungsangst nicht nur mit dem Job zu tun, sondern auch mit dem weiblichen Geschlecht. Wenn ich dann keine Frau an meiner Seite habe, sei es auch nur nach einer Party, dann fühle ich mich minderwertig und schlecht, weil alle anderen ja offensichtlich so viel tollere Typen sind als ich. Dann traf ich vor einem Jahr eine Frau. Die ersten 2-3 Monate waren gut. Dann kamen Zweifel auf. Das hatte ich auch schon bei anderen Frauen, seit meine letzte große Beziehung zu Ende ging. Diesmal wollte ich diesen Zweifeln aber nicht nachgeben und ich blieb bei ihr. Nach 8 Monaten folgte die Angst in einer neuen Episode. Im März hatte ich Escitalopram langsam abgesetzt. Im Juli begann dann die nächste große Episode. In Bezug auf Beziehungen kannte ich das in der Form nicht. Ich hatte panische Angst davor, mich als Single in Zukunft nur noch minderwertig zu fühlen. Die Angst vor der Angst… Ich dachte bisher, sie sei nur auf die Arbeit beschränkt. Meine Erklärung war, dass die Angst bei meinem jetzigen Job keinen Anknüpfungspunkt findet und deshalb sich diese neue Baustelle sucht. Aber sie verlagerte sich wieder auf den Job, bereits bevor wir uns trennten. Jetzt habe ich wieder panische Angst vor der Zukunft. Wie will ich je wieder einen anderen Job finden? Bin ich in dieser Nische nicht gefangen? Ich kann dem Druck da draußen ja nicht standhalten – nur hier in dieser heilen Welt geht es irgendwie. Ich habe mich durch diesen Job in eine Sackgasse manövriert, aus der ich nicht mehr rauskomme. Und so weiter und so fort. Alles Gedankenkreisel enden am selben Punkt: Es gibt keinen Ausweg. Alles ist versperrt und ich bin am Ende. Da kommen dann auch die Suizidgedanken hoch. Seit fast 6 Monaten geht es mir nun wieder schlecht.

2 VTs und eine TP habe ich bereits hinter mir. Gerade habe ich VT Nr. 3 angefangen. Diagnose derzeit: Generalisierte Angststörung. Ich werde auch in eine Klinik gehen im kommenden Jahr. Medikamente nehme ich derzeit nicht. Hatte auch nicht den Eindruck, dass die beim letzten Mal halfen. Nun lebe ich seit fast 15 Jahren mit dieser Krankheit. Ich mache vieles, damit es mir besser geht. Ich fahre jeden 1h mit dem Rad zu Arbeit und zurück, treibe regelmäßig Sport, meditiere täglich, achte einigermaßen auf meine Ernährung, habe mich auch nach dem Ende meiner letzten Therapie immer mit dem Thema beschäftigt um am Ball zu bleiben. Und nun ist es wieder so weit. Hilft denn nichts?

Es ist schon wieder etwas besser geworden. Ich schlafe meist ok und kann wieder essen. Aber die Gedanken lassen mich nicht in Ruhe. Alles dreht sich nur noch um meinen Job und die Zukunft damit. 24/7. Ich weiß wieder nicht (wie 2010 und 2014), was ich in meinem Leben eigentlich will und will einfach nur weg. Ich habe das Gefühl nicht in diese Welt zu passen. Ich habe Angst vor dem Druck, der in der Wirtschaft herrscht und ich habe Angst davor, berufsunfähig zu werden. Mein Körper scheint nicht mehr nur auf Flucht gepolt zu sein, aber die Angst ist täglich da und ich könnte mir vorstellen, dass ich gerade in einer zusätzlichen Depression stecke. Wann immer ich Erfahrungsberichte von Menschen lese, die mit einer Angststörung leben und arbeiten, frage ich mich, wie sie das machen. Ich bin zwar derzeit nicht krankgeschrieben, aber ich funktioniere überhaupt nicht. Ich kann gerade nur das nötigste machen und das auch nur, weil ich hier den Raum und viel Zeit dazu habe. Wäre es hier stressig oder mit Druck verbunden, hätte ich keine Chance. Ich würde untergehen… Ich habe so eine Episode noch nie gehabt während ich einen Beruf ausgeübt habe. Auch ist es so schwer zu wissen, dass die Krankheit nicht heilbar ist. Man kann nur lernen mit ihr umzugehen. Aber wie will man das und diese Gefühle akzeptieren? Heute morgen habe ich wieder den Weg zu Arbeit durchgeweint…

Kennt das da draußen jemand oder bin nur ich das? In den meisten Erfahrungsberichten zu Angststörungen finde ich mich nicht so recht wieder. Ich komme mit Menschenmengen klar, kann fliegen, habe keine Angst um meine Gesundheit oder die von anderen… Aber es gibt immer wieder Phasen in meinem Leben, da überrollt mich die Angst.
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#2
Hallo Formistleere,

herzlich willkommen bei uns im Forum.
Bei jedem zeigt sich die Angst wieder etwas anders. Mit Beziehungsangst und Ängsten im Job hatten wir hier auch schon Mitglieder.
Bist du vielleicht immer noch im falschen Beruf?
Dass die Angst in der Form nicht heilbar ist, stimmt nicht bei allen. Ich kenne einige, die wieder ohne diese Ängste leben, teils aus dem Forum. Eine davon ist meine ehemals beste Freundin.
Gut, dass du nochmals eine Therapie machst und in eine Klinik möchtest.

Gruß
Karin
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#3
Hallo Karin,

danke für deine Antwort.

Ja, das scheint so zu sein. Ich habe natürlich immer die Sorge, dass ich das falsche behandle und in Wirklichkeit ist es doch eine Depression und keine Angststörung. Da gehen und gingen die Meinungen bei meinen bisherigen Therapeuten und Psychiatern auseinander. Wobei ich mich grundsätzlich bei der Angststörung heimischer fühle. Hatte einen sehr ausführlichen Artikel auf http://www.panikattacken.at (die Seite ist komischerweise jetzt offline) gelesen und dachte bei jedem Satz: Das bin ich!

Ob ich noch immer im falschen Beruf bin, ist schwer zu sagen. Vor 8 Monaten hätte ich mit "nein" geantwortet. Jetzt denke ich "vielleicht". Ich weiß nicht, ob es überhaupt am Beruf liegt. Da die Angst sich vom Beziehungsthema auf den Beruf verlagert hat gehe ich eigentlich davon aus, dass sie sich in jedem anderen Beruf auch in irgend einer Form zeigen würde. Aber klar, ich würde vermuten, dass der 2/3 der Zeit meine Gedankenkreisel sich um genau das Thema drehen. Ist das der falsche Job und wie komme ich an den richtigen? Aber auch hier verändern sich die Ängste. Mal ist es keinen neuen Job zu finden. Mal die Angst vor der Berufsunfähigkeit. Mal die Angst alles hinzuwerfen und wieder zu studieren (hätte natürlich krasse ökonomische Auswirkungen). Mal die Angst einen Neuanfang gar nicht zu schaffen. Mal nicht zu wissen, was ich eigentlich will. Mal, dass ich ja jetzt schon zu wenig verdiene... Was soll aus der Rente werden? You name it! 

Das wäre schön! Aber seit 15 Jahren ist das nicht passiert und irgendwie habe ich die Hoffnung, dass die Akzeptanz der Krankheit, sofern ich das jemals hinbekomme, ein Schritt im Umgang mit ihr bedeutet. Nach diesen ganzen "Rückfällen" ist es echt schwer die Zuversicht zu behalten...

Liebe Grüße!
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#4
Hallo Formistleere,

ich habe heute deinen Beitrag hier gelesen und er hat mich zum Teil sehr an mich erinnert. Auch ich habe lange nach Beiträgen in Foren gesucht, mit denen ich mich identifizieren kann und bin auch oft erfolglos geblieben. Aber es gibt dennoch ab und zu Ãœbereinstimmungen...
Auch bei mir kommt die Angst episodenweise und es gab sogar mal eine Zeitspanne von 5 Jahren komplett ohne Symptome. Die glücklichste Zeit meines Lebens.

Derzeit bin ich in der schwierigsten Phase meines Lebens. Ich habe täglich mit der Angst zu kämpfen. Du schilderst deine Angst vor dem Job. Das kenne ich sehr gut. Ich habe letztes Jahr so schlimme Panik und Angstzustände in der Arbeit bekommen, dass ich es nicht mehr aushielt. Zudem wurde mir auch viel abverlangt und ich konnte mit dem Druck nicht umgehen. Danach war ich lange krank geschrieben und das war die Hölle. Ich hatte Angst, ich verliere meine Arbeit, hatte Angst, ich kann meine Wohnung nicht mehr bezahlen und lande auf der Straße. Auch hatte ich die Angst, dass ich nie wieder arbeiten kann, dass ich Erwerbsminderung beantragen muss und mich einweisen lassen muss. Ich dachte ich geh drauf. Habe wochenlang kaum was gegessen, zum Schluss war ich untergewichtig und konnte mich nicht mehr im Spiegel anschauen und die Ärzte glaubten mir nicht, dass ich nicht magersüchtig bin. Ich fühlte mich unverstanden und konnte keinem erklären, warum ich nicht essen kann. Ich konnte einfach nicht schlucken.

Die Ängste waren so groß, meine ganze bisher stolz durch eigene Kraft aufgebaute Welt aus Wohnung, Arbeit, sozialem Umfeld war dahin. Es brach alles zusammen und ich auch. Ich war wochenlang bei meinen Eltern und habe mich von Panik zu Angst zu Panik gequält, zwei mal war ich in der Klinik, einmal weil ich nicht mehr wusste wo ich sonst hin soll und einmal weil ich tatsächlich vor hatte mich einzuweisen (es gab leider keinen Platz mehr...)
In dieser Zeit habe ich auch angefangen Medikamente zu nehmen, das erste mal in meinem Leben. Es war so eine große Ãœberwindung. Ich habe es bisher immer ohne Tabletten geschafft, mit eigenen mir selbst beigebrachten Methoden, Therapie und Familie/Freunde.
Das schlimme in dieser Zeit war und ist es auch immer noch, dass ich das GEfühl habe, keinen Halt zu haben, ich weiß nicht wo der Weg hingeht und das macht mich fertig. Du schreibst, du fühlst dich nicht in diese Welt gehörig, so als wüsstest du nicht wo dein Platz ist. Ich kenne dieses Gefühl sehr gut. Man fällt und weiß nicht wo man landet.

Zudem schreibst du auch wie sich deine Angst auf andere Bereiche deines Lebens ausbreitet, bzw. sich an andere Dinge haftet, sobald du sie von dem anderen gelöst hast. Es ist unglaublich, was die Psyche da macht. Bei mir hat sich die Angst am Anfang nur auf den Bereich "Beziehung" gestürzt. Sobald ich in einer Beziehung war, ging es los. Panikzustände, das Gefühl, die Beziehung nicht zu wollen, das Gefühl, dass das alles falsch ist und ich dem Partner nicht das geben kann was er will. Katastrophe. Hat immer zu schnellen Trennungen geführt. Damals war die Beziehung vorbei und meine Angst war auch vorbei. Dann irgendwann, wieder nach einer gescheiterten Beziehung, hat die Angst angefangen sich auf anderen Bereiche auszubreiten. Am schlimmsten, wenn es sich auf die Arbeit ausbreitet, das entzieht einem echt den Boden unter den Füßen. Arbeit ist ein existenzielles Thema, sie ist wichtig, sorgt dafür, dass du ein Dach über dem Kopf hast und Nahrung im Kühlschrank und ein Teil von etwas bist. Das war mir vorher alles gar nicht klar. Wenn das wegbricht, und man vor allem das Gefühl hat, nie wieder arbeiten zu können, das ist schlimm.

Was ich auch krass finde, manchmal, da habe ich so große Angst, aber ich kann nicht sagen wovor. Kennst du das auch? Ich habe einfach diese schlimmen Gefühle, sie fressen mich von innen auf, so fühlt es sich an, sie sind so unerträglich aber ich weiß nicht, warum sie da sind oder was sie bedeuten...

Momentan bin ich in der Selbstständigkeit und es funktioniert solala. Ich versuche mir so wenig Druck wie möglich zu machen und auf mich zu achten. Im April 2018 habe ich das Sertralin wieder abgesetzt, was ein großer Fehler war. Jetzt fange ich nach langem Ãœberlegen und Quälen doch wieder damit an. Damals hat es mir tatsächlich geholfen. In Therapie bin ich auch seit etwa einem Jahr (Psychoanalyse). Hier sind die Fortschritte aber nicht so berauschend. Eine Verhaltenstherapie habe ich auch schon mal gemacht, die war eher zwecklos. 

Liebe Grüße
Klara
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#5
Hallo Klara,

danke für deinen Post!! Es tut gut zu hören, dass ich nicht alleine bin. Vieles was du schreibst kenne ich zu 100%. Richtig ganz ohne Symptome war ich seit 2004 nie. Wobei das auch schwer einzuschätzen ist, zumindest für mich. Was gehört zu meiner Persönlichkeit und wo fängt die Krankheit an? Ich war schon immer jemand, der sich viel Gedanken gemacht hat und der hier und da mit seinem Selbstwert zu kämpfen hatte. Aber es gab Zeiten, da ging es mir vielleicht ein paar Tage nicht gut und dann geht es wieder aufwärts. Leider gibt es aber auch die Phasen, in denen monatelang die Angst das vorherrschende Gefühl ist.

Es ist spannend, wie man von außen einen anderen Blick auf die Dinge hat. Wenn ich deine Ängste lese, die zum Großteil deckungsgleich mit meinen sind, dann kommt in mir sofort der Gedanke auf „Hey, selbst wenn du nicht mehr arbeiten kannst, dann bekommst du immer noch HartzIV. Damit macht man keine großen Sprünge, aber man hat Essen und ein Dach über dem Kopf. Die Arbeit definiert dich nicht“. Jetzt glaube aber bloß nicht, dass ich mir das selbst sagen kann. Da spielt auch der Punkt rein, dass du sagst, du weißt gar nicht vor was du Angst hast. Auch das ist bei mir so. Wenn ich die Ängste durchspiele, dann lande ich im schlimmsten Fall bei HartzIV. Aber die Angst ist viel größer als das. Die Angst ist eher so, als würde mein Leben vorbei sein. Und damit meine ich noch nicht einmal den Tod, sondern eher was schlimmeres, ein großes schwarzes Nichts, das mich verschluckt und nicht wieder her gibt und mich mit anhaltenden Ängsten, Panik und Depressionen bis zum Ende malträtiert. Vielleicht so etwas wie das Fegefeuer.

Dass die Angst bei mir sich jetzt auch in der Beziehung gezeigt hat, macht mir richtig Sorgen. Ich hatte bisher lange Beziehungen. Nun ist da natürlich die Sorge, dass das nie wieder so sein wird. Und blöderweise habe ich ohne Beziehung Angst und nun auch mit. Sprich, es gibt mal wieder keinen Ausweg. Und jetzt kommt der Angstclou: Die Ängste lassen sich alle verbinden! „Wenn ich erwerbsunfähig und depressiv zu Hause sitze und gerade genug Geld habe um mich zu ernähren, wer will mich dann schon?“ Clever diese Angst! Aber vor allem sitzt sie auf dem Job, zumindest ist das gerade zu 80% der Zeit der Fall.

Ich bewundere es sehr, dass du es mit der Selbstständigkeit hinbekommst! Das wäre für mich fast unmöglich, weil ich mir selbst viel zu viel Druck machen würde. Außerdem wüsste ich gar nicht, mit was ich selbstständig machen sollte – aber das ist wahrscheinlich eine andere Geschichte. Für mich hört es sich daher auch so an, als wärst du auf dem Wege der Besserung. Siehst du das auch so? Die Ängste, die du beschrieben hast, scheinen sich ja nicht zu erfüllen, oder? Du arbeitest wieder, hast dein Zuhause und was zu essen…

Wie hast du denn gemerkt, ob dir das Sertralin hilft? Ich habe auch ne Packung Zuhause, habe aber noch nicht damit angefangen. Und hat dir die Klinik was gebracht? Wie lange kämpfst du denn schon damit?

Psychoanalyse steht bei mir sicherlich irgendwann auch mal an. Jetzt ist es aber erst wieder eine VT. Hoffentlich bringt das was. Das blöde ist, dass ich es nicht schaffe da Zuversicht reinzubringen. Es gibt ja Menschen, die irgendwo in sich eine Stimme haben, die sagt „es wird wieder besser“. Die habe ich leider nicht… Ich hoffe, dass du sie hast!?!

Liebe Grüße!
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#6
Hallo Formistleere,

danke für deine Antwort!
Ja das mit dem Blick von außen kenne ich auch gut. Theoretisch gibt es für jedes Problem eine Lösung, wenn man seinen GESUNDEN Menschenverstand einschaltet. Ich versuche auch oft mich selbst von außen zu betrachten und mir meine Ängste klar vor Augen zu führen und logische und sinnvolle Lösungen zu definieren. Und da beginnt wahrscheinlich der Unterschied zwischen gesunder und krankhafter Angst. Denn obwohl es einleuchtende Lösungen gibt, ist die Angst dennoch da. Und sie scheint in dem Moment viel größer zu sein, als jede Lösung, die es gibt. Sie überdeckt einfach alles und ist so real, dass man an seinem Verstand zweifelt...

Wie du das mit dem Fegefeuer beschreibst trifft es finde ich genau auf den Punkt. Es ist schlimmer als der Tod, diese ewige Qual. Aber wie kommt da raus? Wie schafft man es, sich daraus zu befreien? Es muss einen Weg geben. Ich habe immer das Gefühl, dass ich selbst die Lösung in mir trage, dass ich durch meine Gedanken meine Angst steuern kann, ich spüre es richtig. Manchmal ist das auch sehr belastend weil ich das Gefühl habe, dass ich selbst schuld bin an meiner Krankheit und mir diese Angst irgendwann als Kind selbst beigebracht hab. Dadurch verliere ich das Vertrauen in die Therapie, Ärzte, Medikamente, usw... weil ich glaube, dass nur ich mir helfen kann. Es ist schlimm, so allein da zu stehen. Geht es dir auch so? Oder glaubst du, dass du auf gewisse Dinge in deiner Psyche einfach keinen Einfluss hast?

Bist du denn aktuell in einer Beziehung? Wie äußert sich da die Angst bezogen darauf?

Dass ich mich selbstständig gemacht habe, das war eigentlich mehr aus der Not heraus. Ich war krank geschrieben und irgendwann als es so einigermaßen wieder ging und ich klarer denken konnte, habe ich einfach eines Tages eine domain gekauft und angefangen, eine webseite zu bauen. Es war mehr die Idee dahinter, mich mit etwas zu beschäftigen. Erst viel später habe ich dann ein Gewerbe angemeldet, auch nur so aus einem spontanen Gefühl heraus. Ich bin Grafikerin, d.h. ich muss auch kaum Geld ins Gewerbe investieren, das ist damals so nebenher gelaufen. Erst als ich meinen alten Job gekündigt habe ich nicht mehr krank geschrieben war, habe ich angefangen das etwas ernster zu sehen. Allerdings ist das auch absolut kein Spaziergang. Ich habe hier genauso Panik und Druck wie in anderen Jobs, aber der einzige Unterschied ist, dass ich zu Hause sein darf, keine 8 Stunden in einem Büro sitzen muss, nicht ständig das Telefon klingelt und nicht ständig irgendwelche Leute daherkommen und was von mir wollen. Abgesehen davon kann ich Pause machen so oft ich will. Da ich sehr viele Pausen brauche, komme ich auch nicht sehr schnell voran. Ich bin auch aus meiner Wohnung ausgezogen, wieder in eine WG, um Kosten zu sparen. Aber ja, ein Dach und Essen habe ich. Smile Dennoch ist die Angst natürlich da. Wie denn auch sonst.

Ich habe nie an das Sertralin geglaubt. Damals habe ich einfach eines Tages damit angefangen, als ich wieder mal so verzweifelt war und nicht weiter wusste. Erst 2 Wochen später habe ich dann sowas wie eine Besserung gespürt, das habe ich allerdings auch nicht auf das Sertralin geschoben, sondern auf meine eigenen inneren Kräfte. Ich habe nämlich ziemlich gekämpft in den 2 Wochen und viel Kopfarbeit geleistet. Dann ging es mir etwa 4 Monate lange gut und ich habe beschlossen das Sertralin wieder abzusetzen, weil ich wie gesagt, nicht geglaubt habe, dass es mir deswegen gut geht. Ich habe nämlich in der Vergangenheit nie Medikamente genommen, habe mich immer selbst aus dem Sumpf gezogen. Als ich es abgesetzt habe, bekam ich einen Lagerungsschwindel. Der war mir am Anfang egal, weil es mir sonst gut ging. Ich habe allerdings die Ãœbungen dagegen nicht gemacht und so blieb mir der Schwindel, der ging nicht von alleine weg. Und dann fing er an, mich extrem zu belasten und ich habe Angst vor ihm bekommen und mich extrem reingesteigert wie das nun mal so abläuft. So ein Lagerungsschwindel kann echt übel sein. Und dann habe ich mich nicht mehr aus dem Haus getraut und dann kam die Angst mit voller Wucht zurück. Und die Zweifel an meiner eigenen inneren Kraft kamen mir. Dass mich der blöde Schwindel so aus der Bahn werfen konnte, war echt heftig. Es kamen dann auch die ersten Zweifel daran, ob ich das Medikament nicht zu früh abgesetzt habe und die Worte von meinem Arzt hatte ich ständig im Kopf: "Sie gehören zu den Menschen, die meinen, dass sobald es ihnen besser geht, sie die Medikamente wieder absetzen können. Und dann kommen sie, weil es ihnen wieder schlechter geht!" Habe ihn gehasst für diese Worte, so in eine Schublade gesteckt zu werden! Big Grin Aber vielleicht hatte er recht?? Ich habe dann auf jeden Fall brav die Schwindelübungen gemacht und weg war der Schwindel. Aber die Angst leider nicht. Naja um es kurz zu machen, seit dem war ich nicht mehr stabil und seit dem kommen immer wieder die Ängste, so schlimm, dass es mir seit Monaten schwer fällt, das Haus zu verlassen. Sobald ich Menschen und Hektik und Lärm um mich habe, bekomme ich so einen schlimmen Druck im Kopf, dass ich es nicht mehr aushalte. Jetzt weiß ich immer noch nicht, ob mich das Sertralin damals stabil gehalten hat oder etwas anderes... Aber es ist Chemie und das was bei uns im Gehirn abgeht ist auch Chemie. Es kann also nicht sein, dass es nichts bewirkt. Ich probiere es jetzt nochmal und wenn es hilft dann lasse ich es zu. Mal sehen. Ich habe diesmal auch mit einer geringeren Dosis angefange, mit 1/4 Tablette, eine Woche lange, jetzt bin ich seit 4 Tagen bei 1/2 Tablette und ich habe keine Nebenwirkungen durch das langsame Einschleichen. Das ist schon mal gut. Hast du schon Erfahrung mit Medikamenten?

Du schreibst, du hast diese Stimme nicht in dir, die sagt "es wird schon alles gut werden...." Hast du sie wirklich nicht? Wenn du ganz tief hinein hörst? Machmal ist sie vielleicht so leise, dass wir glauben, sie ist nicht da.. aber sie ist es doch.
Wenn ich so richtig verzweifelt bin und glaube, ich halte es nicht mehr aus das alles, dann frage ich mich, was ich an meinem Leben mag. Und dann fällt mir immer was ein. Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. Das hilft mir vielleicht in dem Moment nicht wirklich, weil da finde ich alles furchtbar. Aber ich weiß, dass diese Liebe zum Leben in mir drin ist, auch wenn ich sie grad nicht fühle, so weiß ich, sie wohnt auch in mir, genauso wie die Angst. Und wenn ich durchhalte, werde ich die Liebe auch wieder fühlen. Und es ist dann tatsächlich auch irgendwann so und dann ist es ein sehr schönes Gefühl. Smile

In diesem Sinne, ein schönes Wochenende dir! Ich hoffe, du hast einpaar schöne freie Tage!

Liebe Grüße
Klara
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#7
Ach ja wegen der Klinik hattest du noch gefragt. Also stationär war ich gar nicht. ich war einmal da, weil ich nicht wusste wohin sonst. Wollte es da auch einfach auf mich zukommen lassen, was passiert. Hatte auch notdürftig Sachen eingepackt, falls ich bleibe. in der Klilnik hatte ich ein sehr langes Gespräch mit einer Frau, weiß nicht ob Ärztin oder Therapeutin, war mir auch egal. Es war ein sehr gutes Gespräch und sie hat mir einleuchtende Dinge gesagt und mir Mut gegeben. Ich werde dieses Gespräch nie vergessen. Dennoch wollte ich, dass sie mir für die Nacht eine Tavor mitgibt (mein Arzt hat mir die damals nicht verschrieben) und sie hat mir auch eine gegeben mit der Aussage, ich soll sie aber nicht nehmen! :Big Grinas habe ich dann auch tatsächlich nicht gemacht. Mir hat das Gespräch so geholfen, dass ich erstmal beruhigt war. Geblieben bin ich also nicht in der Klinik und mit meinen Eltern wieder nach Hause gefahren.
3 Tage später war es wieder so weit. Diesmal wusste ich, ich werde mich aufnehmen lassen stationär, ich schaffte es einfach nicht. Leider war das eine schwierige Prozedur, ich saß den halben Tag mit meiner Tasche im Gang draußen und habe auf ein Gespräch mit einem Arzt gewartet (es war eine andere Klinik, da ich nicht mehr bei meinen Eltern war) Dass ich da überhaupt warten durfte, habe ich allein meinem guten Freund zu verdanken. Denn zunächst wollte man mich wieder wegschicken. Ich hatte sogar eine Ãœberweisung vom Arzt, aber man wollte mich dennoch nicht aufnehmen. Seit 2 Wochen habe ich die schlimmen Symptome, habe ich gesagt und daraufhin meinte die Dame am Empfang "dann ist es ja nicht akut" und ich konnte sie nur fassungslos anstarren. Da nimmt all seine letzte Kraft zusammen und schleppt sich in die Klinik weil man nicht mehr weiter weiß und bekommt  zu hören "es ist ja nicht akut". Ich wäre am liebsten gestorben! Wer kann mir denn jetzt noch helfen?? Dachte ich. An dem Tag hatte ich auch noch zufälligerweise den ersten Termin bei meiner Therapeutin... oh gott ich merke schon, ich könnte ewig erzählen.... da ist so viel passiert.. ich fass mich mal kurz... oh je.. also ich war dann in der Klinik auch nicht stationär. Denn am nächsten Tag ging es auf einmal so viel besser. Es ist so viel Last von mir abgefallen. Ich weiß nicht warum. Vielleicht durch die vielen Ereignisse die Tage davor. Vielleicht weil ich das erste mal in meinem Leben versucht habe, jemand oder etwas anderem zu vertrauen, vielleicht weil ich meiner Krankheit noch nie so tief in die Augen gesehen habe, wie in diesen Tagen. Es war eine krasse Selbsterfahrung und sicherlich ein wichtiger Wendepunkt in meinem Leben.
So jetzt ist Schluss.... sorry fürs zutexten. Hast du Erfahrung mit Kliniken?

Liebe Grüße
Klara
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#8
Liebe Klara,

zunächst einmal wünsche ich dir schöne Weihnachten! Ich hoffe du hast ein paar gute Tage!

Ich bin mir in diesem ganzen Chaos gar nicht sicher, was hier eigentlich was lenkt. Es ist einfach ein Teufelskreis. Gedanken machen Gefühle, die machen wieder Gedanken usw. Ich weiß, dass die VT vor allem davon ausgeht, dass die Gefühle den Gedanken folgen. Ich bin mir aber eigentlich sicher, dass es auch anders herum geht. Heute Morgen bin ich zum Beispiel mit Angst aufgewacht. Und schon springt der Kopfkreisel an. Ich hatte vorher gar keine Zeit zu denken (außer vielleicht im Traum).

Ich kenne dieses Schuldthema nur zu gut! Es ist ein schmaler Grad. Auf der einen Seite ist es wichtig, den Glauben an die Selbstwirksamkeit nicht zu verlieren (den habe ich gerade allerdings kaum), auf der anderen Seite, darf man nicht denken, dass man alles in der Hand hat. Mir hat es vor einigen Jahren geholfen – zumindest temporär – zu sehen, dass das eine Krankheit ist. Und für Krankheiten kann man in der Regel nichts. Vielleicht sind es einfach die Gene? Damit konnte ich diese Last etwas abgeben. Ich habe auch deinen anderen Post in einem anderen Thread gelesen. Du scheinst ja interessiert am Weg der Meditation und der neuronalen Aspekte zu sein. Ich setze mich mit diesem Weg seit einigen Jahren einigermaßen intensiv auseinander (wobei ich nicht weiß, ob es mir etwas gebracht hat). Aus einer meditativen Sicht gesehen, kannst du deine Gedanken nicht kontrollieren. Das ist auch nicht der Sinn der Meditation. Du bist nicht deine Gedanken. Deine Gedanken sind ein neuronales Gewitter. Elektrische Energie zwischen Synapsen. Mehr ist es nicht. Und weil du sie nicht kontrollieren kannst, kannst du sie nur beobachten. Sie kommen und gehen. Du kannst es nicht stoppen. Du kannst aber deine Beziehung zu diesen Gedanken ändern. Die Idee ist, dass dir diese Beobachterposition eine Distanz verschafft. Du verlässt die eingefahrene neuronale Autobahn und schaffst neue Wege. Unsere Ängste erzählen uns irgendeine Geschichte. Wenn wir lernen dieser Geschichte nicht zu glauben, dann sind wir einen Schritt weiter. Wenn es dich interessiert dann schau doch mal in das Buch „Der achtsame Weg durch die Depression“. Das ist das grundlegende Buch zur achstamkeitsbasierten kognitiven Therapie (MBCT). Jetzt klingt das so, als hätte mich das enorm weitergebracht. Gerade habe ich nicht das Gefühl, aber zumindest habe ich nicht mehr das Gefühl Schuld an meinem Zustand zu sein. Und ich finde den Ansatz gut und nachvollziehbar… Aber ja, auch mir fehlt zu Zeit sehr häufig der Glaube daran, dass mir etwas helfen kann.

Nein, ich bin gerade nicht in einer Beziehung. Die letzte ist vor 3 Monaten zu Ende gegangen. Gerade sind meine Ängste in Bezug auf Beziehungen nicht so groß. Die Angst hat sich so am Job/Zukunft festgebissen, dass da für nichts anderes Platz ist. So meine Interpretation. Ein Aspekt ist aber, dass die Krankheit mir die letzte Beziehung vielleicht kaputt gemacht hat. Und daraus resultiert die Sorge, dass das in Zukunft auch wieder so sein wird. Bei meiner letzten Beziehung war ich mir irgendwann nicht ganz sicher, ob meine Gefühle ausreichen. Daraus hat sich dann immer ein großer Handlungsdruck ergeben, dem ich aber nicht nachgegeben habe, weil so etwas ja auch einfach etwas Zeit braucht. Irgendwann habe ich mir dann aber wieder eine geistige Sackgasse geschaffen. Ich konnte nicht mit der Frau sein, aber eben auch nicht Single, denn das würde mit unendlichen Minderwertigkeitsgefühlen einhergehen – so die Theorie. Wie soll da so etwas wie Liebe entstehen? Und anstelle von Liebe kam die Angst und zwar sehr heftig. Die hat sich dann aber nach einiger Zeit auf den Job umgelegt.

Das mit deinem Job und der WG klingt doch echt nach einer praktikablen Lösung. Und offensichtlich musst du ja auch keine Akquise betreiben. Das ist doch unter gegebenen Umständen wirklich super, gibt dir Struktur und Raum für dich selbst!
Ich habe Escitalopram genommen. Habe aber nie einen Effekt bemerkt bzw. ich habe so viel parallel gemacht (Therapie, Medis, Meditation, Heilpraktikerin, offene Gruppen, Sport, neuer Job), dass ich nicht weiß was am Ende geholfen hat. Ich habe sie nach fast 4 Jahren diesen März abgesetzt. Im Juni kam die nächste Episode (das kannste mal deinem tollen Arzt sagen, denn die Länge der Einnahme sagt offensichtlich nicht zwangsläufig was aus). Ob es da einen Zusammenhang zwischen Absetzen und erneuter Episode gibt? Meine Psychiaterin meint ja, ich weiß es nicht. Halt mich doch mal auf dem Laufenden, wie es bei dir mit den Medikamenten weitergeht.

Ich werde es mal mit deinem Tipp versuchen und mir an schlechten Tagen versuchen Dinge vor Augen zu führen, die ich mag. Davon gibt es in der Tat welche, aber wenn ich mich mies fühle, ist alles nur dunkel und ich will einfach nicht mehr sein. Vielleicht ist diese Stimme irgendwo in mir drin, wie sie bei dir ist, aber ich sehe/höre sie sehr oft nicht. Und das macht mir Sorgen… Aber es ist schön deinen Optimismus zu lesen!

Toll, dass dir diese Gespräche so geholfen haben. Danach lechzt in mir gerade alles…! Ich habe bisher keine Erfahrungen mit Kliniken. Ich war nur in zwei offenen Gruppen bisher. Ende Januar/Anfang Februar gehe ich aber in eine Klinik stationär. Bin schon sehr gespannt, ob das was bringt. Ich bin da – wie sollte es auch anders sein in meinem momentanen Gefühlszustand – gerade etwas skeptisch. Aber es hilft ja nichts, ich muss und werde es ausprobieren. Ich werde dich wissen lassen, wie es war.

Ich wünsche dir noch schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Hoffen wir, dass es besser wird!!

Liebe Grüße!
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#9
PS: Bitte entschuldige dich nicht fürs zutexten! Ich freue mich sehr über deine Posts!
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#10
Hallo Formistleere,

ich hatte ganz schöne Feiertage, danke. Wenn ich mit der Familie bin, geht es mir meist besser. Auch die Tatsache, dass ich mich nicht um mich selbst kümmern muss, d.h. einkaufen, kochen, usw... nimmt mir zur Zeit sehr viel Last ab. Normalerweise ist das auch nicht so das große Problem, aber in den letzten Wochen hat mich das enorm belastet. Schon allein der Gedanke an die Schlange im Supermarkt hat mir Panikwallungen beschert. Naja... ich hoffe, auch du hattest gute Tage?

Das freut mich, dass du dich auch mit Meditation beschäftigst. Du sagst, du weißt nicht, ob es dir was gebracht hat oder nicht... ich denke, so geht es uns doch mit eigentlich allem, was wir tun oder? Wir versuchen immer wieder was neues, hoffen, dass uns das weiter bringt, dann überschneidet sich das mit etwas anderem, dass wir parallel dazu auch noch versuchen und irgendwann geht es uns vielleicht besser und dann fragen wir uns, ob es an einem der Dinge liegt, die wir gemacht haben, oder ob die Angst von selbst einfach mal wieder lust hat, loszulassen. Ich glaube im Endeffekt ist es egal, was geholfen hat, solange wir das Gefühl haben, dass wir aktiv sind, ist auch sowas wie Hoffnung vorhanden. Und Hoffnung ist doch sehr wertvoll und vielleicht ist es das, was hilft.
Du sagst, dass wir nicht unsere Gedanken sind. Ich kann da nur teilweise zustimmen. Es kommt darauf an, wie man es sieht. Ich denke wenn wir uns unseren Gedanken hingeben, sie glauben und mit Gefühlen schmücken, dann sind wir voll und ganz unsere Gedanken. Denn sonst hätten wir diese Krankheit ja erst gar nicht. Und auch gesunde Menschen sind meist ihre Gedanken. Positiv denkende Menschen sind glücklicher als negativ denkende. Ihre Gedanken formen ihren Charakter. Deshalb denke ich schon, dass wir TEILWEISE unsere Gedanken kontorllieren können, indem wir einfach versuchen, unseren Blickwinkel zu verändern. Siples Beispiel: Ich stehe morgens auf und es hat die ganze geschneit. Ich kann denken, oh man jetzt muss ich Schnee räumen und das Auto frei kratzen, meine Laune ist gleich auf null. Oder ich kann denken, wow, heute abend mache ich einen langen Spaziergang in der schönen Winterlandschaft. Welchen der beiden Gedanken ich eher an mich ranlasse, kann ich doch bewusst entscheiden. Es ist nicht leicht, aber es ist möglich. Ich habe es selbst bei mir und auch bei anderen Menschen schon erlebt, dass allein die Veränderung des Blickwinkels die Gefühlswelt beeinflusst.

Ich weiß aber was du meinst. Mein tolles Schneebeispiel funktioniert halt nicht, wenn man in seiner Panik sitzt und nur schwarz sieht und alles ist schlimm. Da ist es einem dann auch egal, wie das Wetter ist, man will nur, dass das alles aufhört. Und da macht es Sinn, sich von seinen Gedanken, die einfach auf einen einprasseln und nicht kontrollierbar sind, so weit wie möglich zu distanzieren, sich sozusagen von außen betrachten, wie du sagst, und nicht in dem Meer der GEdanken und Gefühle unterzugehen. Ich stelle es mir dann immer so vor, meist wenn ich meditiere, dass die Gedanken, die kommen, wie Wolken an mir vorbeiziehen. Ich schiebe sie sozusagen von links nach rechts oder andersrum. Und versuche mich so wenig wie möglich von ihnen beeindrucken zu lassen. Du hast schon recht, der Sinn der Mediation ist nicht, seine Gedanken zu kontrollieren, sondern sich nicht von ihnen kontrollieren zu lassen.
Meditierst du denn regelmäßig? Ich habe 3 Monate lang jeden Tag meditiert, an manchen Tagen hat es richtig gut geklappt, an manchen konnte ich überhaupt nicht runterfahren. Ich glaube, das braucht Jahre, bis man diese Praktik richtig verinnerlicht hat.

Ist dein Klinikaufenthalt schon sicher? Wie hast du das angestellt? Das muss ein Arzt beantragen oder?
Ich habe auch überlegt, in eine Klinik zu gehen. Im Januar habe ich einen Termin bei meinem Psychiater und werde mich mal informieren.

Dann wünsche ich dir und allen die vielleicht mitlesen schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr! Smile
Beständig ist nur der Wandel.
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#11
Hallo Klara,
 
sorry, dass ich mich jetzt erst wieder melde. Ein frohes neues Jahr wünsche ich dir!!!

Meine Feiertage waren auch ganz gut. Dadurch, dass bei mir einer der Trigger die Arbeit ist, geht es mir im Urlaub meist besser. Und so war die Zeit mit Familie und Freunden eigentlich recht schön. Wie geht es dir gerade?

Ja, du hast Recht. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass die Angst oft einfach mit der Zeit besser wird, ohne das wirklich was passiert ist. Da könnte man sich aber die Frage stellen, wieso man sich dann so abmüht und nicht einfach abwartet. Aber ich verfalle ohnehin dann immer in so einen fast schon panischen Aktionismus, dass nichts tun keine Option ist. Mit dem Thema Hoffnung habe ich ja so meine Probleme. Die entgleitet mir doch sehr oft…

Ich glaube dein Beispiel würde ich aus dem Blickwinkel, den ich versuche zu haben (und noch sehr lange nicht habe), anders deuten. Es hat geschneit. Das ist ein Fakt und Realität. Ob man das nun positiv und negativ sieht, ist eine Bewertung. Aus meiner Sicht geht es darum, nicht zu bewerten, egal in welche Richtung. Das unser Kopf versucht zu bewerten ist nicht zu vermeiden. Das sind die eben die Gedanken, die man aus meinem Verständnis nicht kontrollieren kann. Die Frage ist aber, wie wir mit diesen Gedanken umgehen. Identifizierst du dich mit ihnen und ärgerst dich, weil du das Auto kratzen musst, oder siehst du diesen Gedanken als das was er ist: Ein Gedanke. Dann kannst du ihn im Idealfall ziehen lassen. Das gibt uns die Freiheit uns vielleicht einfach im hier und jetzt am Schnee zu erfreuen, anstelle in der Zukunft zu leben. Du schreibst, dass du entscheiden kannst, welche Gedanken du näher an dich heranlässt. Das mag sein, dass das durch Ãœbung geht, aber das du ihn denkst, dass kannst du nicht entscheiden. Und auch das ständige Streben nach Positivem wird uns aus meiner Sicht nicht zum Ziel führen. Denn wann immer wir etwas erreichen, wollen wir mehr. Das Ego ist nie satt. Dann ist der so schön vorgestellt Abendspaziergang doch nicht so wie wir uns vorgestellt haben und schwupps ist die Freude dahin. Verstehst du wie ich meine? Ich glaube der Schlüssel ist das Nichtbewerten der Realität bzw. die Nichtindentifikation mit diesen automatischen Bewertungen und das ist leider so unendlich schwer…

Ich meditiere jetzt seit 4,5 Jahren täglich. Wenn ich ehrlich bin aus reiner Disziplin. Von der Theorie her scheint mir Meditation genau das zu sein, was ich brauche. In der Praxis fühlt es sich aber an, wie am ersten Tag, wenn nicht sogar noch schwieriger, weil eine gewisse Gewohnheit eintritt und dadurch die Aufmerksamkeit sinkt. Am Anfang wurde mir gesagt, dass es mit der Zeit leichter wird. Das ist bei mir leider bisher nicht so. Aber ich gebe an der Stelle zumindest die Hoffnung nicht auf. Vielleicht sind meine neuronalen Autobahnen so ausgefahren, dass es einfach extrem viel Ãœbung und Geduld braucht, bis sich ein Effekt einstellt. Es fällt mir schwer mich mehr als 3-4 Atemzüge auf etwas zu konzentrieren. Dann schweift der Geist ab. Ich war neulich auf einem Retreat und da hat mir die Assistentin der Lehrerin auch gesagt, dass es bei ihr Jahre gedauert hatte, bis sie einen konzentrierten Zustand erreicht hat während der Meditation. Also heißt es den Geist beständig zurück zu holen. Wieder, wieder und wieder. Ich bleibe also dran… J

Der Klinikaufenthalt ist leider noch nicht sicher. Eigentlich dachte ich, es geht Anfang Februar los. Nun bekam einen Brief, dass sie aus meinen Unterlagen die medizinische Notwendigkeit nicht klären können. Also muss ich jetzt für ein Gespräch durch halb Deutschland (300Km ein Weg) fahren und weiß noch nicht einmal, ob ich dann aufgenommen werde. Das fühlt sich irgendwie bitter an, weil es schon ein Schritt für mich war, mich überhaupt dazu durchzuringen und jetzt habe ich das Gefühl auch noch dafür betteln zu müssen K

Bei uns hier kann das auch ein Psychologe beantragen. Psychiater kann das aber auch. Im Prinzip machst du es eh selbst und musst die Unterlagen des Psychologen/Psychiaters beilegen. Informiere dich vorher wohin du vielleicht gehen willst (Freunde, Bekannte, Psychologe, Psychiater…) und rufe da wegen der Wartezeiten an. Die sind teilweise extrem unterschiedlich. Dein Psychologe sollte zumindest die nach seiner Ansicht sinnvolle Ausrichtung angeben (ob VT, TP, integriert usw.). Ich war ja selbst noch nie in einer, aber am Ende scheint es mir leider mit viel Glück verbunden zu sein, was man da mitnimmt. Was für Therapeuten sind da? Wie ist das genaue Konzept? Was für Mitpatienten usw. Zumindest habe ich das immer wieder gehört…

Was machen eigentlich die Medikamente bei dir? Irgend ein positiver Effekt bemerkbar?

Liebe Grüße!!
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#12
Hallo zusammen,
ich bin neu hier und aktuell in einem so schrecklichen Dilemma, dass ich zur Zeit keinen Ausweg weiss ;-(
Ich bin 51 Jahre alt, aktuell arbeitsunfähig seit Oktober vergangenen Jahres und seitdem auch arbeitssuchend. Um es nicht zu sehr auszuschweifen....aufgrund von traumatischen Kindheitserfahrungen wurde bei mir in den letzten 3 Jahren eine generalisierten Angststörung, rezidivierende Depression und aktuell Verdacht auf Persönlichkeitsstörung mit Bindungsproblematik diagnostiziert. Seit meinem 20. LJ litt ich unter Panikattacken und Ängsten. Erstmalig liess ich mich zu Beginn meines 30. LJ freiwillig in eine Psychiatrie einweisen, weil ich panische Angst vor dem Einschlafen hatte. Mit einem ungefähren 5monatigen Klinikaufenthalt, inkl. Tagesklinik und spätere REHA stabilisierte ich mich tatsächlich bis Mitte 40. 2015 musste ich mich einer schweren Darmoperation unterziehen und zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich auch von meinem Freund getrennt. Abgesehen von dem fast 2jährigen Trennungsschnerz (wurde belogen und betrogen) entlud sich die ganze belastende Situation eine Woche nach der OP. Wieder ging ich freiwillig in die Psychiatrie aufgrund von schweren Einschlafstörungen, da ich beim ersten Mal sehr gute Erfahrungen gemacht hatte. Diesmal sollte es aber ganz anders für mich laufen. Ich wurde vom Personal gedemütigt, entmündigt und mit Medikamenten völlig verwirrt. Für eine generalisierte Angststörung ist das gefundenes Futter. Fazit, ich landete in der schlimmsten Depression meines Lebens und aus Angst um meine Person liess ich mich freiwillig auf die geschlossene Psychiatrie bringen. Der Gesundungsprozess dauerte über mehrere Monate. Zum damaligen Zeitpunkt ging es 3 Patientinnen genau wie mir, eine holte mich aus dem Sumpf, die andere entschied sich für Freitod. Nach diesen traumatischen Erlebnissen in der Klinik habe ich mir geschworen, diese Klinik nie wieder zu betreten. Als ich mich stabilisiert hatte, arbeitete ich fast 5 Jahre beschwerdefrei mit einer endlosen Befristung. Da mir die Stelle sehr gefiel, machte ich freiwillig viele Ãœberstunden. Die Angst um meinen Arb.platz und die vielen Ãœberstunden rächten sich 2017 erneut mit Panikattacken, schweren Unruhezustunden und Angststörungen. Bis dato war ich bereits in 2 1/2jähriger Therapie. Aus Angst wieder in die Klinik zu gehen, kämpfte ich mich allein (mit kaum nennbarer Unterstützung) meines 30jährigen Sohnes nach einem halben Jahr zurück ins Arb.leben. Ein viertel Jahr später wurde wieder eine Reha genehmigt. Ich hoffte auf Erfolg und vorallem Erholung. Nach 2 1/2 Wochen brach ich die REHA sowie viele Mitpatientinnen mit Zustimmung der DRV ab, da es mir dort zunehmend schlechter ging, als vor Anreise. Ich hatte Angst wieder auszufallen und meinen Arb.platz zu gefährden. Als ich von der REHA zurückkam, sollte meine befristete Stelle auslaufen und ich sollte in der gleichen Fa. mit einer Befristung in einer anderen Abteilung weiter arbeiten. Mein Kampf mit dem Betriebsrat gegen diese Ungerechtigkeit hätte letztlich zu einer Entfristung geführt, aber meine Psyche meldete sich zurück. 6 Wochen krank, dann bekam ich ein Stellenangebot übers Internet. Ein Tag vor dem Vorstellungsgespräch erlitt ich eine schwere Panikattacke, ich hatte grosse Angst wieder verarscht und verletzt zu werden. Trotzdem nahm ich den Job an. Und da ich schon angeschlagen war, geschah, was passieren musste. Drei Monate durchitt schwerstes Mobbing. Zweimal führte ich ein Gespräch mit meiner Chefin, einmal war die betroffene Kollegin dabei. Obwohl ich meine Chefin auf meiner Seite hatte, gab ich nach 3 Monaten kraftlos auf, bat um eine Probezeitkündigung und liess mich krankschreiben. Seltsamerweise begann ich mich Ende Oktober zu erholen, stellte meine Ernährung um, mehr Bewegung ect., machte dann aber einen folgenschweren Fehler. Auf Anraten meiner Ärzrin öffnete ich mich das 1. Mal in meiner Verwandschaft aufgrund psychischer Probleme. Ende vom Lied, null Mitgefühl und Verständnis geschweige Hilfe ... der Rest wird hier zu lang. Verständlich, dass mich das erneut zurückschlug.
Nun mein Problem ... 2 Jahre hatte ich ein gutes Verhältnis zu meiner Therapeutin. Aus meiner Sicht überstürzten sich meine negativen Ereignisse, so dass ich sie in der Therapie gar nicht mehr aufarbeiten konnte. Meine Therapeutin liess mich den Misserfolg spüren. Als ich im vergangenen Jahr das erste Mal soweit psychisch am Ende war und als Person, die immer gekämpft hat, so nicht mehr weiter leben wollte, vertraute mich mit dem Suizidwunsch meiner Ärzrin an. Ihre erste Reaktion darauf war, ob sie mich zwangseinweisen sollte und (genau in die Klinik, von der sie auch von anderen Fällen wusste, was da abging) die zweite Reaktion, ob ich nicht wisse, was ich meinen Sohn damit antue. Ich war so schokiert über ihr "Mitgefühl" , dass ich es tatsächlich mit einem riesengroßem Schuldgefühl meinem Sohn gegenüber trotzallem aber schaffte, mein Leben auf gesündere Art umzustellen. Ich hatte plötzlich Angst, dass sich mein ungesunder Lebenstil mit all den psychischen Belastungen rächen würde und ich eines Tages an Krebs sterbe, wie meine halbe Verwandschaft. Leider war diese Aussage nicht die Einzige. Inzwischen unterbricht sie mich ständig im Gespräch, sagte in der ES-Form, ich wäre eine undankbare Patientin, den Rest möchte ich nicht preisgeben und zuguter Letzt setzt sie mich massiv unter Druck, wie ich mir meine Zukunft vorstelle...Klinik will ich nicht, Reha gibt es nicht in den nächsten 2 Jahren und die Therapie ist ausgelaufen. Ein hoffnungsloser Fall für sie...das sagte sie nicht, es ist mein Empfinden. Mein Selbstvertrauen ist gleich null, inzwischen begleitet mich jeder Gedanke, wieder zu dieser Ärztin zu gehen, mit einer schweren Panikattacke und Durchfall. Ich weiss nicht, was ich tun soll, wo bekomme ich zukünftig meine Krankschreibungen her, soll ich meine Krankenkasse informieren? Gottseidank habe ich auch einiges an Emailverkehr, woraus man ihr kühles Verhalten interpretieren kann.
Bitte helft mir, ich bin am Ende meiner Kräfte und zudem so misstrauisch, dass ich Personal im psychologischen Bereich absolut nicht mehr vertrauen kann.
Viele Grüße
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#13
Hallo enkvinne,

herzlich willkommen bei uns im Forum.
Du hast ja schon einiges hinter dir. Als erstes würde ich glaube ich die Ärztin wechseln.
In die Psychiatrie würde ich auch auf keinen Fall mehr gehen. Vielleicht versuchst du es mal mal mit viel Entspannung, dir ganz viel Gutes zu tun und evtl. auch mal eine paar Tage raus aus dem ganzen, wenn das irgend wie möglich ist.

Gruß
Karin
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#14
(24.01.2019, 19:25)Karin schrieb: Hallo enkvinne,
herzlich willkommen bei uns im Forum.
Du hast ja schon einiges hinter dir. Als erstes würde ich glaube ich die Ärztin wechseln.
In die Psychiatrie würde ich auch auf keinen Fall mehr gehen. Vielleicht versuchst du es mal mal mit viel Entspannung, dir ganz viel Gutes zu tun und evtl. auch mal eine paar Tage raus aus dem ganzen, wenn das irgend wie möglich ist.
Gruß
Karin
Hallo Karin,
vielen lieben Dank für Deine schnelle jnd liebe Nachricht. Sollte ich trotzdem die Krankenkasse informieren, dass ich den Arzt wechseln will? Habe Angst, wie die Krankenkasse reagiert, ob sie mir eventuell das Krankengeld sperrt.
Ich versuche mich momentan mit Sport und Bewegung zu "entspannen" ... auch wenn es mit der anherschenden Angst sehr schwer ist.
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#15
Ich habe schon so oft den Arzt gewechselt und noch nie Probleme mit der Krankenkasse bekommen, man hat doch freie Arztwahl. Falls dich das aber beruhigt, kannst du die Kasse ja informieren.
Das mit der Bewegung und Sport ist sicher schon mal gut. jeder hat so seine Art von Entspannung bzw. Ablenkung.
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#16
(24.01.2019, 19:47)Karin schrieb: Ich habe schon so oft den Arzt gewechselt und noch nie Probleme mit der Krankenkasse bekommen, man hat doch freie Arztwahl. Falls dich das aber beruhigt, kannst du die Kasse ja informieren.
Das mit der Bewegung und Sport ist sicher schon mal gut. jeder hat so seine Art von Entspannung bzw. Ablenkung.

Dankeschön Karin, das beruhigt mich erstmal. Ich glaube, unter den gegebenen Umständen werde ich die Krankenkasse nicht informieren.
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#17
Hallo zusammen! Smile

Nachdem ich mich in vielen Punkten eurer drei Leidensgeschichten wiederfinden konnte, habe ich mir hier im Forum angemeldet.
Ich bin 21 Jahre alt und kann gar nicht so genau sagen, wann meine Angststörung begonnen hat. Ich leide schon seit meiner Kindheit bzw. so richtig erst in der Pubertät an Hyperhidrose. Hyperhidrose ist eine krankhafte Ãœberfunktion der Schweißdrüsen und hängt mit einer Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems zusammen. Ich habe mich anfangs so sehr dafür geschämt, dass ich mich niemanden, noch nicht einmal meiner Familie, anvertrauen konnte. Per Zufall habe ich dann herausgefunden, dass meine Schwester auch an Hyperhidrose leidet und die Krankheit in unserer Familie seit Generationen weitervererbt wird. Ich habe dann angefangen hochdosiertes Aluminiumchlorid- Deo aus der Apotheke auf meine Achseln aufzutragen und es hat auch anfangs sehr gut geholfen und ich verspürte wieder richtig Lebensfreude. :-)
Im Laufe der Jahre hat sich mein Körper allerdings neue Wege gesucht und ich schwitze mittlerweile wieder unter den Armen, im Intimbereich, an den Füßen und an den Händen. Es ist nicht so stark, dass man riesige Schweißflecken erkennen kann, aber ich bemerke die Feuchtigkeit und habe in bestimmten Situationen immer das Gefühl, dass ich stinke, obwohl ich mich sehr oft wasche.
Das Ganze geht so weit, dass ich permanent die Mimik der Menschen um mich herum analysiere und sobald ich auch nur ein negatives Wort aufschnappe, denke ich sofort, dass ich damit gemeint bin.
Wenn ich mich Zuhause aufhalte, bei meiner Familie oder sehr engen Freunden bin, habe ich nicht so sehr damit zu kämpfen und kann mich entspannen. Aber in stressigen Situationen, in der Uni, wenn ich neue Leute kennen lerne oder manchmal auch während ich im Supermarkt an der Schlange stehe, ist es sehr unangenehm für mich.

Vor ca. drei Jahren, nach meinem Abi, habe ich dann bemerkt, dass sich stressige Situationen auf einmal sehr auf meinen Darm und meinen Harndrang niederschlagen. Ich habe teilweise eine halbe Stunde am Stück das Gefühl, sehr eilig urinieren zu müssen, aber wenn ich dann zur Toilette gehe, ist dies nicht der Fall. Was meinen Darm angeht, bin ich wirklich sehr empfindlich geworden und kann von jetzt auf gleich sehr starken Durchfall bekommen. Das Ganze geht einher mit starkem Herzklopfen, einem sehr trockenen Mund und allgemeiner Nervosität. 
Zuhause oder in meiner Freizeit habe ich mit diesen Symptomen nur zu kämpfen, wenn ich weiß, dass zum Beispiel keine Toilette in unmittelbarer Nähe ist, wie während der Autobahnfahrt, einmal auch während eines langen Spaziergangs mit meinem Hund oder in der Bahn.
Ansonsten treten die Symptome immer während meiner Ausbildungszeiten auf und haben sich im Laufe der letzten drei Jahre immer mehr verstärkt. 
Ich studierte zunächst Jahre Jura und ging nebenbei einem Nebenjob nach. In der Uni war ich sehr entspannt und hatte keine Probleme. Im Nebenjob jedoch schon. Vermutlich, weil mein Gehirn wusste, dass ich im Fall der Fälle nicht einfach der Situation im wahrsten Sinne des Wortes entfliehen konnte. Nach knapp zwei Jahren habe ich das Studium allerdings abgebrochen und ein duales Studium im öffentlichen Dienst begonnen. Bereits am Anfang war der Druck sehr groß, da ich ja schon ein Studium abgebrochen hatte und mein familäres Umfeld mir sehr stark klar gemacht hat, dass der zweite Versuch mein letzter zu sein hat.

Das duale Studium gliedert sich in verschiedene Abschnitte. Ich habe jeweils ein halbes Jahr nur Theorie an der Hochschule und dann wieder mehrere Monate nur am Arbeitsplatz.
In der Uni habe ich die Probleme nur so stark, wenn die Klausuremphase kurz bevor steht bzw. während dieser. In der ersten Klausur bin ich sehr verzweifelt gewesen und habe zusammengerechnet sicher eine halbe Stunde der insgesamt fünf Stunden auf der Toilette verbracht. Beruhigen konnte ich mich nicht. In den darauffolgenden Klausuren war ich dann besser vorbereitet und habe mir am Tag rund zehn Lopedium Akut Tabletten eingeworfen, um die Klausur zumindest ohne die Darmprobleme überstehen zu können.

Momentan befinde ich mich im Praxisabschnitt und meine Beschwerden sind so schlimm wie noch nie. An einem Tag meldete ich mich sogar krank, da ich während der Bahnfahrt schon so Panik hatte, meinen Atem nicht beruhigen konnte, Bauchkrämpfe verspürte und sehr stark schwitzte. Nachdem ich den Anruf getätigt hatte und wieder Zuhause angekommen war, waren alle Symptome weg und mein schlechtes Gewissen sehr groß. 
Heute konnte ich auch wieder keine Minute still sitzen. Ist es bei euch auch so, dass eure Beschwerden weniger werden, sobald ihr aufsteht und euch bewegt? Bei mir ist das der Fall, weshalb ich sehr gerne zwischendurch aufstehe und kurz nach draußen gehe. Allerdings werde ich jetzt schon von meinen Kommilitonen im Büro komisch angeschaut und gefragt, weshalb ich so oft zur Toilette gehen würde, da sie das mit dem Verlassen des Raumes verbinden.

Ehrlich gesagt bin ich erst vor Kurzem beim Recherchieren auf Angststörungen gestoßen und heute ist es mir erst so richtig bewusst geworden, dass ich davon betroffen sein muss. Irgendwie möchte ich es mir immer noch nicht so richtig eingestehen. Psychische Erkrankungen sind in der Gesellschaft immer noch so tabuisiert und negativ konnotiert. Meine beste Freundin, der ich alles anvertrauen kann, hat mich schon vor Jahren, als ich ,,nur" unter dem vermehrten Schwitzen litt, dazu angehalten, eine Psychotherapie zu beginnen. In dem Moment habe ich mich sehr unverstanden gefühlt, da ich keine psychischen Ursachen hinter dem Schwitzen vermutete.

Mittlerweile würde ich mich sehr gerne in Therapie begeben. Allerdings ist das ganze nicht so einfach. Ich bin jetzt schon Beamte auf Widerruf und durch Bestehen des Examens würde ich in die dreijährige Beamtenstellung auf Probe übernommen werden. Da der Staat Beamte nach der endgültigen Ãœbernahme bekannterweise nicht mehr so schnell loswerden kann, müssen wir uns gesundheitlich sehr entblößen. Und es ist leider so, dass psychische Erkrankungen immer noch ein Ausschlusskriterium sind. Sollte ich mich also in Therapie begeben, ständen meine Chancen auf die Ãœbernahme gleich null. Und mein Studium ist so spezifisch, dass ich in der freien Wirtschaft wenn überhaupt nur beim Anwalt eine Stelle finden könnte. 
Ich habe noch die leise Hoffnung, dass sich die Probleme im späteren richtigen Arbeitsleben nach und nach geben könnten, weil ich dann ja nicht mehr diesem unmittelbaren Bewertungsdruck ausgesetztzt sein werde, aber das ist vermutlich nur eine Illusion. Ihr schreibt ja auch, dass es euch im Arbeitsalltag sehr stark belastet.
Aber selbst wenn, sind es bis dahin noch 1,5 Jahre. Und momentan weiß ich noch nicht einmal, wie ich den morgigen Tag überstehen soll. Bisher haben meine Kommilitonen keine direkten Fragen gestellt, aber man merkt es ja, wenn jemand immer sehr nervös ist. Ich war bei einem  Kommilitonen, der mich schon öfter fragend angeschaut und gefragt hat, warum ich so gereizt sei, schon so manches Mal kurz davor, meine Situation erklären zu wollen. Von wegen, dass mein vegetatives Nervensystem gestört und ich deshalb öfter sehr nervös sei, aber ich habe es dann doch gelassen. Wie soll ich mein Verhalten erklären, wenn ich selbst nicht so richtig weiß, was mit mir nicht stimmt? 
Irgendwie komme ich da sehr nach meinem Vater, der schon seit Jahren offensichtlich an Parkinson litt, aber nicht zum Arzt ging. Seine Begründung war, dass er sich, solange keine Diagnose feststehe, einreden kann, dass er sich alles nur einbilde und es eigentlich gar nicht so schlimm sei. Und genau das denke ich mir jedes Mal wieder. Früher während der Sommerferien konnte ich gar nicht mehr nachvollziehen, weshalb ich in der Schule so stark schwitzte und dachte schon, mir das Ganze nur eingebildet zu haben. Und letztes Weihnachten, als ich Zuhause bei meiner Familie war, konnte ich mir einreden, dass die anderen Beschwerden nur vorübergehend seien. 

Ich weiß gar nicht so recht, was ich mir von diesem Post erhoffe. Es ist offensichtlich, dass es bei mir nicht so weitergehen kann.
Ich mache schon seit Jahren regelmäßig Yoga, gehe mit meinem Hund spazieren und joggen und vor ein paar Wochen habe ich mit Meditation und Atemübungen begonnen. Trotzdem verschlimmern sich meine Symptome und es ist keine Besserung in Sicht.
Ich bewundere es sehr, dass ihr euch den Schritt in die Therapie bzw. in den Klinikaufenthalt getraut habt. Ich bin dazu scheinbar noch nicht in der Lage oder aber zu feige; ich weiß es nicht.


Eure Posts haben mich auf jeden Fall sehr berührt, danke dafür. :-)


Ganz liebe Grüße,
Nina.
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#18
Hallo Nina,

das klingt nach einem ganz schönen Paket, das du da mit dir rumträgst. Ich kann gerade nicht auf alle Einzelheiten deines Posts eingehen, daher nur ein paar Anregungen.

Ich habe mir die Frage gestellt, ob es wirklich so ist, dass dich deine Kommilitonen komisch anschauen. Denn oft bildet man sich so etwas auch ein. Als ich nach meinem letzten Job arbeitslos war, dachte ich, dass jeder, der mir auf der Straße begegnet, denken könnte, dass ich ein arbeitsloser und fauler Sack bin. Und man kennt es auch von Freunden und Bekanntschaften. Oft interpretiert man da was rein, was gar nicht da ist. Zudem finde ich es zumindest nicht ungewöhnlich, wenn jemand öfter aufsteht und bspw. auf Toilette geht. Eine Reizblase ist jetzt auch nichts außergewöhnliches. Und Raucher machen das ohnehin. Vielleicht kannst du diese Interpretationen etwas hinten anstellen. Und selbst wenn sie sich fragen, was das wohl soll, wäre das doch egal, oder? 

Ich finde es ein unfassbare Frechheit, dass sich der Staat herausnimmt, seine "Beamten" nach der Gesundheit auszusuchen. Das dürfen normale Arbeitgeber nicht. Warum darf es dann er? Da ich vor allem Existenzängste habe, kann ich sehr gut nachvollziehen, dass du das Beamtentum nichts aufs Spiel setzen willst. Ich denke so oft, was es für ein Segen wäre, wenn ich derart abgesichert wäre. Aber vermutlich würde sich meine Angst dann was anderes suchen. Du scheinst aber noch gar nicht so recht zu wissen, was mit dir los ist. Ich bin mir nicht sicher, wie es mit den sogenannten probatorischen Sitzungen ist. Man hat vor der eigentlichen Therapie einige Probesitzungen. Ich weiß nicht, wie die mit der Krankenkasse abgerechnet werden. Unter Umständen kannst du die machen, ohne das sie in deine "Akte" gehen? Aber das weiß ich wirklich nicht. Vielleicht macht es Sinn du rufst mal bei ein paar Therapeuten an und schilderst deine Lage? Dann können die dir sagen, wie du da vielleicht am besten rangehst. Am Ende ist natürlich eine Möglichkeit die Therapie selbst zu bezahlen. Klar, das ist eine Menge Geld im Zweifelsfall. Pro Sitzung würde ich so um die 100€ vermuten. Aber dann taucht es bei keiner Krankenkasse oder ähnliches auf. Dann kann dir hinterher zumindest keiner mehr beweisen, dass du es schon vorher wusstest. Aber auch da kenne ich mich nichts so aus, sondern reime mir mir das mehr zusammen. Habe aber auf die schnelle diesen Link gefunden: https://www.zeit.de/2012/28/Psychotherap...it/seite-3

Und ja, ich kenne es auch, dass wenn ich am Anschlag bin, aufstehen muss und mich bewegen. Diese ganze Andrenalin macht mich dann verrückt. Ich kenne es wirklich gut, wenn man auf der Arbeit sitzt und nicht weiß wie man den Tag überstehen soll. Ich habe da leider auch keine Antwort drauf. Gerade versuche ich mir zu sagen, dass es ok ist, wenn es mir so geht. Dass es ok ist, wenn nicht leistungsfähig bin. Das klappt mal besser, mal schlechter. Gerade geht es mir aber nicht hundeelend, weshalb es einigermaßen geht. In schlimmen Phase hilft dann auch nicht viel. Am Ende geht es aber um dich und deine Gesundheit. Und wenn du nicht mehr kannst, dann kannst du nicht mehr. Dann bleib Zuhause und schau das du Dinge tust, die dir gut tun. Am Ende gilt das auch für den Job. Es bringt dir nichts, wenn du am Ende bist, nur damit du Beamtin wirst. Aber wie gesagt, ich kann dich da verstehen und habe mich selbst auch zur Arbeit geschleppt vor lauter Angst...

Liebe Grüße!
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