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Angststörung durch Krankheitsfälle in meiner Familie
#1
Hallo und danke fürs Lesen.

Ich habe große Ängste, seitdem erst 2016 meine Mutter und dann 2017 mein Lebensgefährte an Krebs erkrankt sind.
Derzeit geht es beiden zwar gut und sie sind krebsfrei, aber mir geht es immer schlechter, ich habe große Ängste, dass bei beiden die Krankheit wiederkommen könnte.

Zudem leidet mein Vater seit 2012 an Demenz, auch hier mache ich mir große Sorgen. Auch eines meiner Haustiere ist krank und muss sehr regelmäßig zum Tierarzt und gut beobachtet werden.

Ich kann mich über wenig freuen, habe die meisten meiner Hobbies aufgegeben und kaum noch Interesse an Freundschaften.
Vieles, was für andere wichtig ist und auch für mich früher wichtig war (Essen, Mode, Musik, Filme, Veranstaltungen), kommt mir völlig irrelevant und nicht real vor.

Ich war 1 Jahr lang (Sommer 2017 bis Juni 2018) in Therapie, mein Therapeut hat versucht, mir zu helfen, mir immer wieder gesagt, ich soll auch an mich denken und nicht immer über meine Kräfte für die anderen gehen, aber das ist leicht gesagt. Hilfe während der schweren Zeiten, als mein Mutter ihren Lebensmut aufgegeben hatte oder mein Lebensgefährte mit einer gefährlichen Lungenentzündung (verursacht durch die Chemotherapie) im Krankenhaus lag, hatte ich nicht.
Immer hatte ich das Gefühl, wenn ich jetzt an mich denke, dann geht es jemand anderem deswegen schlecht, dann passt niemand auf die anderen auf.

Nebenbei muss ich ja auch meinen Job machen. Auch dieser kommt mir jetzt völlig unwichtig vor, obwohl wir auf das Geld natürlich angewiesen sind und ich der Hauptverdiener bin.

Ich habe solche Angst um meine Lieben, ich kann mich nicht mehr mit anderen Dingen ablenken.
Morgens wache ich mit Panik auf: Hoffentlich passiert heute nichts schlimmes.

Ich denke viel über den Tod nach und weiss: Letzten Endes werde ich alle verlieren, ich hoffe nur, dass sie nicht leiden müssen.

Manchmal glaube ich, die einzige Möglichkeit, um diese Verlustängste nicht zu haben, ist, sich von allem, was man liebt, emotional zu distanzieren, keine engen Beziehungen mehr einzugehen. Und manchmal hoffe ich, dass mich bald niemand mehr braucht, damit ich selbst gehen kann und frei bin.

Wie kommt man aus diesen Ängsten wieder heraus? Kann man seinen Lebensmut und den Sinn im Leben wiederfinden?
Hat das jemand schon einmal durchgemacht und Hilfe gefunden?

Ich möchte so gern mal wieder unbeschwert lachen können, mich an etwas freuen können und ohne Angst morgens aufwachen.
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#2
Hallo Pietje,

herzlich willkommen bei uns im Forum.
Bemühen sich den deine Mutter und dein Freund jetzt auch um dich? Du hast dich ja viel um sie gekümmert als es ihnen nicht gut ging. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, dass es dir wieder besser geht. Eventuell auch mal was Schönes mit Freunden oder deinem Lebensgefährten unternehmen.

Gruß
Karin
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#3
Liebe Karin,

vielen Dank für Deinen Beitrag.

Meine Mutter und mein Lebensgefährte sind mit der Verarbeitung ihrer Erkrankung befasst. Meine Mutter hat nun einen dauerhaften Ileo-Stoma und nun auch Vorhofflimmern, ich bin froh, wenn es ihr gut geht, sie kann sich nicht um mich kümmern.

Mein Lebensgefährte versucht, mir zu helfen. Die letzte Woche lagen wir beide mit einem Grippevirus flach, ich mache mir Sorgen, ob bei ihm das Immunsystem wieder durch das Lymphom beeinträchtigt ist.

Jedes Mal, wenn ich eine Unternehmung für uns plane, kommt etwas dazwischen: Mein Tier muss zum Tierarzt, meine Mutter benötigt etwas, einer von uns beiden wird krank oder etwas anderes.

Derzeit plane ich gar nicht mehr, nur noch von Tag zu Tag. Ein guter Tag ist, wenn niemand zum Arzt muss und niemand schlimmere Symptome zeigt.

Meine Angst wird derzeit immer schlimmer, ich schlafe nicht mehr richtig, heute war ich bereits um 3:45 Uhr wach. Ich muss irgendwie weitermachen, meine Mutter, mein Lebensgefährte und meine Tiere haben niemand anderen, wir haben keine Familie oder Freunde, die mal einspringen oder helfen. 
Das ist das Schlimmste, dieses Alleinsein, allein die Verantwortung für alles tragen. 

Meine Freundin (selbst schwer krank mit einer nicht heilbaren Wirbelsäulenerkrankung) meint, ich solle nochmal eine Therapie machen.
Ich glaube nicht, dass mir das helfen würde. Mein Therapeut ist ja nicht da, wenn ich Hilfe brauche. Und ich weiss selbst, dass ich besser auf mich achten sollte.
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#4
Vielleicht gibt es von der Krankenkasse eine Hilfe. Eventuell haben deine Mutter und oder auch Anspruch auf eine Pflegestufe.
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#5
Eine Pflegestufe gibt es weder für meine Mutter noch für meinen Lebensgefährten. Sie sind ja auch nicht pflegebedürftig, sondern ich mache mir eben große Sorgen, weil sie häufig nicht wirklich vernünftig mit sich umgehen.

Ich habe gleich Feierabend und mir ist jetzt schon schlecht vor Angst, dass es jemandem schlechter gehen könnte. Mein Lebensgefährte ist von seiner Grippe noch nicht wirklich genesen, geht aber wieder arbeiten. Meine Mutter hat momentan Grippe, ich hoffe, sie meldet sich, wenn sie Hilfe benötigt.

Mein Vater liegt derzeit mit einer üblen Bronchitis im Krankenhaus, hier hilft aber glücklicherweise seine neue Ehefrau und kümmert sich. Sie wünscht sich aber auch, dass ich mich mehr kümmere. Und momentan geht das über meine Kräfte, mit den ständigen Angstattacken.
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#6
Ich glaube, dass du dir wirklich ab und zu eine Auszeit gönnen solltest, denn so schlecht, dass du ständig für die beiden da sein musst, geht es ihnen doch nicht. Wenn sie nicht vernünftig mit sich selber umgehen, ist das ihre Sache und nicht deine, so hart das für dich auch klingen mag. Jeder ist für sich selber verantwortlich und du für dich auch, also gönne dir auch mal was ohne an die anderen zu denken.
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