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Ein Mutmacher
#1
Dieser Beitrag ist für all diejenigen, die wissen, was es bedeutet, wenn das eigene Leben von einer Angsterkrankung und von Depressionen bestimmt ist.
Dies ist ein Hoffnungsgeber, ein persönlicher Bericht und ein Beweis, dass diese Erkrankungen heilbar sind, da ich als ehemalige Betroffene davon sprechen kann.
Ich habe vor 12 Jahren die ersten Panikattacken bekommen und nicht lang darauf kamen ebenfalls Depressionen hinzu.
Das was ich in den 5 Jahren intensiver schulmedizinischer Therapie immer wieder zu hören bekam (von Ärzten, Psychiatern, Therapeuten) in etwa die folgende Aussage: Sie müssen lernen, damit zu leben. Antidepressiva und Sedativa (mit starken möglichen Nebenwirkungen) seien Teil der Lösung. In den Therapien (Gesprächs- und Verhaltenst.) wurde viel analysiert. Nun meinte ich zu wissen, was die Gründe für die massiven Panikattacken und depressiven Tiefpunkte waren - geholfen hat mir dieses Wissen nicht. Es wurde immer schlimmer. Ich konnte die Stadt nicht mehr verlassen, jeder Tag wurde zur Herausforderung, ohne Medikamente verließ ich nicht mehr das Haus und selbst einschlafen wurde Abend für Abend zur Tortur. Ich vermisse diese hoffnungslose Zeit nicht - und ich denke häufig daran, dass es vielen Menschen heute so geht. Da ich einen Ausgang und nachhaltige Heilung gefunden habe, möchte ich dieses Wissen an diejenigen weitergeben, die es jetzt benötigen.
Egal was euch die anderen sagen - seien es auch noch so kluge, gebildete Leute und noch so vertrauenswürdig erscheinende Studien, Forschungsergebnisse, die vermeintlich das Gegenteil beweisen… - ihr sollt wissen, dass diese Erkrankungen wirklich heilbar sind. Und nicht Schicksal, welches wir hinnehmen müssen.
Und wenn ihr jetzt denkt, nun gut, vielleicht haben manche Menschen einfach Glück, aber mir wird das nie gelingen, ich stecke da schon so tief / lang / … drin, dann lasst euch gesagt sein, ich dachte lang ich sei ein unheilbarer, hoffnungsloser Fall und hatte die Hoffnung bereits fast vollständig aufgegeben.
Wo ein Eingang ist, ist auch ein Ausgang. Auch wenn dieser vielleicht anders aussieht, als gedacht. Findet euch nicht ab mit unzufriedenstellenden „Lösungen“, die keine sind. Nach 6 Jahren mit konventioneller Therapie habe ich einen neuen Weg eingeschlagen. Und dann innerhalb verhältnismäßig sehr kurzer Zeit ging es mir wesentlich besser.
Was mir nicht geholfen hat: Probleme zu analysieren, Verhalten kontrollieren, Taktiken erlernen, Medikamente einnehmen.
Was mir geholfen hat: Psychotherapie, die eine Etage tiefer arbeitet: An den Gefühlen selbst. Ich hatte das große Glück, auf eine Therapeutin zu treffen, die einen integrativen Ansatz verwendet hat. Die Idee: Anstatt die Gefühle wegmachen zu wollen, einen gesunden Umgang damit lernen. (Für alle, die jetzt denken, na toll, dann werde ich die Ängste ja doch nicht los, denen sei gesagt, es ist nicht das Gefühl an sich spielentscheidend, sondern wie wir damit sind, wie wir damit umgehen). Es erfordert die Bereitschaft, hinzuschauen, mit sich selbst zu tun haben zu wollen. In die eigenen Abgründe schauen zu wollen. Der Ursache auf den Grund zu gehen. Es sich selbst wert zu sein, sich die Mühe zu machen, wirklich hinzuschauen.
Es gibt außerdem eine spezielle Therapiemethode, die sich Focusing nennt. Man kann hierbei ebenfalls einen guten Umgang mit den eigenen Gefühlen erlernen. Es geht um eine Achtsamkeit und den Aufbau einer inneren Distanz zu den (teils sehr intensiven) Gefühlen, ohne diese wegzuschieben oder zu unterdrücken. Also das Gegenteil davon, mit Medikamenten alles wegdrücken zu wollen. Alles, was den Körper einbezieht, hat mir sehr geholfen. Ein bisschen Weg vom rein rationalen Weg. Der Kopf ist nützlich. Aber er kann nicht alles lösen, erst recht nicht die Emotionalebenen, die ihm ja häufig recht konfus erscheinen. Also den Körper unbedingt einbeziehen, da kann man noch so ewig analysieren - hilft am Ende nicht wirklich, zumindest mir nicht.
Es erfordert definitiv die Bereitschaft, sich den eigenen Themen zu stellen und in die persönlichen Abgründe zu blicken. Zwischenzeitlich kann es auch sehr fordernd sein. Vielleicht ein bisschen wie bei The Matrix und der roten und der blauen Pille.
Für mich hat es ebenfalls die Bereitschaft erfordert, das Geld aufzubringen, um alternative Therapien zu bezahlen. Das hätte ich mir früher nie geleistet. Dafür habe ich mir eine Arbeit gesucht, die mir dies ermöglicht und es ging für mich vordergründig darum, mit der Tätigkeit Geld zu verdienen. Da hab ich ebenfalls keine Ausrede mehr zählen lassen. Die Frage ist ja auch immer, wie sehr ist man es sich wert, in sich selbst zu investieren. Und so als Randbemerkung: Ich hatte bis dato wirklich sehr wenig Geld zur Verfügung.
Es lohnt sich. Hätte ich damals gewusst, was alles möglich ist, dann wäre mir viel Leid erspart geblieben. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich die letzte Panikattacke hatte. Und selbst wenn ich mal Angst fühle, so weiß ich damit umzugehen und habe keine Angst mehr vor diesen Zuständen. Meine Stimmung hat sich stabilisiert, meine letzte depressive Phase ist mehr als 3 Jahre her. Und das übrigens erst seit ich die Antidepressiva abgesetzt habe! Ich kann problemlos Auto fahren, Bahn fahren, einschlafen. Ich kann allein sein. Ich kann die Stadt wechseln, woanders übernachten. Flugzeug ist so das einzige, was ich noch nicht machen mag - und mich vielleicht in ein sehr weit entferntes Land begeben… Aber auch da gebe ich mir Geduld und bin zuversichtlich, dass sich das legen wird.
Gebt (euch) nicht auf. Ich bin fest davon überzeugt, dass JEDER Mensch, der es wirklich will, Heilung finden kann. Ängste und Depressionen sind heilbar. Der Weg dorthin mag steinig sein, doch jeder Schritt ist es wert.
Ich hoffe, ich konnte einigen Menschen Mut machen, die vielleicht daran zweifeln, dass sie jemals ihre Situation transformieren können, dass sie jemals durch das Leben laufen können, ohne die ständige Angst vor der Angst und ohne das Gefühl der nie wieder verschwindenden Depression. Mit Boden unter den Füßen und einem Gefühl von Stabilität und Sicherheit, von Zuversicht und Vertrauen.
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#2
Hallo Hope,

vielen Dank für deinen sehr hilfreichen Beitrag. Sicher freuen sich ganz viele darüber.
Es freut mich sehr für dich, dass du es geschafft hast, dass es dir wieder gut geht und ganz viel wieder tun kannst.

Gruß
Karin
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#3
Auch von mir ein herzliches Danke
Und ja ich glaube ich, nur man selbst kann den weg daraus finden
Meine therapeutin sagt mir immer, dass ich gut für mich sorgen soll
Der wille ist da, aber an der umsetzung hapert es noch
Aber ich arbeite daran.
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#4
Hallo Hope,

dieser Beitrag kam gerade richtig, weil ich gerade in einem
Loch stecke, was mir gegraben wurde, weil andere nicht an meinen Weg glauben. Ich gehe auch einen anderen Weg als dem Konventionellen und bereue es, es erzählt zu haben. Zugegeben, die Arbeit an mir fällt mir schwer und auch manche Ãœbungen immer und immer wieder zu machen, halte ich nicht immer durch, wodurch die Besserung natürlich länger dauert. Ich erkenne so viele Fortschritte, leider erstmal nur innerlich. Und genau das ist, womit mein Umfeld nicht zurecht kommt und meint mich durch vermeintliches Mitgefühl immer wieder zu verunsichern. Wie ist das bei dir gewesen? Leider verstärken dann diese Unsicherheiten die Panik auf der anderen Seite, sodass man von Außen glauben könnte, dass ich Rückschritte mache. Und leider lasse ich mich auch zu gern in diesen Sog ziehen, sodass ich in Krisensituationen sehr dazu tendiere doch den konventionellen Weg einzuschlagen.
Ich bin deshalb froh deine Zeilen gelesen zu haben, weil ich selbst glaube, dass man sich mit dem Unterbewusstsein beschäftigen muss und das Ganze heilbar ist. Danke
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#5
Hallo FrauM,

Hope ist leider nicht mehr im Forum.

Gruß und alles Gute,
Karin
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#6
(02.11.2021, 05:43)Karin schrieb: Hallo FrauM,

Hope ist leider nicht mehr im Forum.

Gruß und alles Gute,
Karin

Hallo Karin,

oh schade, aber vielen Dank für die Info. Tat trotzdem sehr gut den Beitrag zu lesen  Smile

LG
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#7
Was ich dem Mutmacherbeitrag vor allem entnehme, und was man betonen sollte, ist, dass es lange dauern kann, bis es besser wird.
In dem Fall war es eine 12 Jahre lange Geschichte. Sicher war es nicht die allerletzte Intervention, die hier den Erfolg gebracht hat. DAs hat sicher lange vorher angfangen, auch wenn das so nicht empfunden wurde.
Ich bin auch überzeugt, dass es nicht die eine oder andere Methode gibt, die zum "Durchbruch" verhilft.
Die Psychotherapie ist auch nicht "unkonventionell", sondern die der medikamentösen Therapie überlegene Methode der Wahl bei Neurose. Das ist klar erwiesen. Dennoch können auch Medikamente hilfreich sein, v.a. zu Beginn oder akut.

Lasst Euch also inspirieren und nicht unte Druck setzen !
Hope war sehr froh und wollte das teilen. Gut so. Es geht aufwärts, so oder so. Es ist eine Frage der Zeit und Akzeptanz, die Nase immer wieder raus in den Wind zu strecken.
Das gilt übrigens auch für alle, die jetzt denken, "puhh, warum ist das bei mit nicht so".
Es geht immer weiter.....
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