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Rückfall unter Escitalopram - wird es wieder wirken?
#1
Hallo Leute. Nachdem ich im August eine heftige Panikattacke hatte, hat mich diese in ein tiefes Loch der generalisierten Angst mit depressiven Episoden gezogen. Ich habe mich zunächst meinem Hausarzt anvertraut, ein Termin beim Psychiater und Psychologe war nicht zeitnah zu bekommen. Dort bin ich erst im Januar. 

Er hat mir für die akute Anfangsphase Tavor verschrieben und gleichzeitig Escitalopram eingeschlichen. Das lief auch ganz gut. Ich hatte zwei Wochen Nebenwirkungen, konnte aber trotzdem ganz gut auf 20 mg hochdosieren. Dann war es genau, wie man es liest: Zuerst kam der Antrieb wieder, dann die Stimmungsaufhellung, die Angst blieb noch, ging aber nach 6 Wochen auch so zurück, dass kein Tavor mehr brauchte. Ich war entspannt und gut drauf. Da habe ich erst gemerkt, dass es mir innerlich schon länger schlecht gegangen sein muss, so wie ich mich jetzt fühlte. 

Nun habe ich nach mehreren Wochen diesen guten Gefühls letztes WE einen Fehler gemacht. Ich habe unter Einfluss von viel Alkohol eine Dummheit begangen (Sex mit einer Person, die mich eigentlich nur aufwühlt und wohl schon damals zur Entstehung des Problems beigetragen hat). Beides war dumm, der Alkohol, der Sex. 

Früh fühlte ich mich dann richtig schlecht deswegen und gepaart mit etwas Schwindel vom Restalkohol, bekam ich wieder eine Panikattacke. Diese waren zuletzt gar kein Thema mehr, so gut fühlte ich mich.

Seitdem geht es mir insbesondere in Bezug auf meine Laune nicht ganz so schlecht, wie im August und ich spüre auch noch die entspannende Wirkung des Escitalopram (beim tiefen Einatmen durchströmt mich ein wohliges Gefühl, seitdem es wirkt). Aber die Angst ist wieder da! Und zwar so, dass ich wieder gelegentlich Tavor brauche. 

Nun frage ich, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat? Ich möchte schnell vom Tavor wieder loskommen. Kann das Escitalopram nach einem Rückfall wieder seine volle Wirkung entfalten oder ist der Effekt dadurch zerstört? 

Dass eine begleitende Therapie sehr wichtig ist, weiß ich, aber die gibts erst Januar. Daher geht es mir hier erstmal nur um die Medikamente. 

Danke euch Smile
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#2
Zunaechst ist es doch super, dass Dir das Cipralex so gut geholfen hat. Das ist kein Automatismus, wie z B bei Blutdruckmitteln. Warum?
Der menschliche Organismus ist kein mechanisches Objekt wie etwa ein Auto. Und zudem ist die Gehirnfunktion noch immer recht wenig verstanden. Darum kann man von den SSRI etc auch nicht erwarten, dass die Wirkung auf Knopfdruck an ist , oder aus bei Absetzen. Es ist nämlich nicht alleine das Serotonin etc, sondern eine Vielzahl von Effekten.

Ein entscheidender Fehler war hier der Alkohol (siehe Beipackzettel) ! Der Alkohol hat profunde Wirkungen auf den Neurotransmitterstoffwechsel.
Allerdings wird es nicht so sein, dass diese Episode alleine die Angst im Nachgang einer Panikattacke provoziert hat. Wenn das immer so einfach wäre mit Ursache und Wirkung....
Genausogut hätte es ein stressiges Event auf der Arbeit oder ein VOrdrängler an der Supermarktkasse sein können. Im Nachgang nicht zu beweisen.

Natürlich kann die Wirkung wieder kommen. Der Effekt bemisst sich auch nicht zwingend am Tavorgebrauch . Versuch mal, ein kurzwirksames Benzo fuer diese Zwecke zu bekommen (Alprazolam; auch auf die Gefahr, dass ich jetzt wieder kritisiert werde, wenn ich diesbzezueglich TIps gebe....ohnehin sind alle diese Benzos verschreibungspflichtig und nicht auf Forenhinweise zu bekommen). Schlussendlich ist das Ahaengigkeitspotential niedriger bei AP.

Du solltest etwas Geduld enfalten. Prinzipiell ist die Kombi bis zur Psychotherapie eine gute Wahl. Aber Du must saisonale Schwankungen, Abhängigkeit vom rnährungsverhalten (Alkohol etc) berücksichtigen und den Mut nicht verlieren. Oberstes Ziel ist es also nicht, vom Tavor loszukommen.
Ich mache auch grad mal wieder so eine Phase durch, daher spreche ich aus Erfahrung.
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#3
Hallo Gopi und vielen Dank für deine Antwort. Ich könnte mich ehrlich gesagt sowas von in den A****h beißen, dass ich in dieser Nacht es habe so krachen lassen. Ich bin praktisch bestens gelaunt zu der Party und früh war alles anders. Aber ich bin auch selbst Schuld.

Was jetzt wieder besonders schlimm ist: Ich hatte zuletzt so viel Vertrauen in das Medikament (Escitalopram), dass ich dachte, dass mich keine solchen Panikattacken oder Angstphasen mehr überkommen können. Entsprechend locker bin ich durchs Leben. Nun zweifle ich nicht nur daran, dass die stimmungsaufhellende Wirkung zurück kommt, sondern ich konzentriere mich gefühlt öfter als vorher darauf, ob ich nicht gerade dabei bin, in Panik zu verfallen. Ich analysiere mich, meinen Körper und meine Umgebung noch sensibler.

Inzwischen ist die Attacke zwei Wochen her, und na klar stelle ich mir die Frage, wird sich meine Stimmung wieder aufhellen oder brauche ich neben der Therapie ein anderes Medikament... Aber ich glaube auch nicht, dass das nur ein Placebo-Effekt war. Denn auch heute noch spüre ich tief in mir, wenn ich tief einatme, dieses angenehme Kribbeln in den Beinen. Das macht mir Hoffnung.

Ãœbrigens bin ich gerade auf dem Sofa eingeschlafen und nach dem Aufwachen war es wieder besonders schlimm - z. B. die Angst, den nächsten Arbeitstag nicht zu schaffen. Das ging mir übrigens schon das ganze letzte Jahr so, vor allem nach einem Mittagsschlaf war ich schlecht gelaunt. Vor der Attacke vor zwei Wochen war selbst das weg und ich bin nach einem Schläfchen am Tag bestens gelaunt aufgewacht.

Ich muss sagen, ich vermisse die guten Gefühle (natürlich). Frage dazu: Wenn ein SSRI so gut wirkt, wie bei mir, kann man dann in der Regel davon ausgehen, dass das auch anhält oder gewöhnt sich der Körper daran, und man müsste (wie bei einer Droge?) immer höher dosieren? Allerdings bin ich schon bei 20 mg Escitalopram, also da wäre ja nach oben Schluss. Selbstexperimente mit 30 mg hab ich gleich wieder eingestellt...
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#4
Ich verstehe Dich sehr gut, glaub mir. Der Wunsch, dass die Sache / eine Krankheit durch eine Interventionvon aussen behoben werden kann, steckt in usn und wird uns auch so suggeriert von der Medizin (Bein tut weh, Hüfte getauscht und fertig)
Das funktioniert leider bei Erkrankungen, die den Hirnstoffwechsel betreffen, nicht immer so präzise, weil die Stoffwechselwege, an denen herumgefummelt wird, sehr , sehr komplex sind. Beispiel: Ein mal zugelassenes Medikament zur Appetitzügelung , Rimonabant, hat funktioniert, bis mal gemerkt hat, dass die Leute zwar wengiger Hunger hatte, sich aber auch öfter wegen Depressionen umbrachten. Wenn man Cannabis konsumiert, hat man mehr Hunger etc pp

Soviel zur Prosa. Zu der Frage: Studien besagen, dass die Wirkung von SSRI statistisch betrachtet, nach 6 Mo nachlassen. Die Dosis indes kann nicht linear gesteigert werden. Manche Leute nehmen SSRI jahrzehntelang ohne Probleme. Ob eine Besserung /Stabilität aber dann noch von den Medikamenten abhängt, oder es einen natürlichen Krankheitsverlauf gibt, ist schwer zu prüfen.
Mein Rat: Du klammerst Dich an die Pillen und an situative Wasserstandsmeldungen. DAs macht Dich unheimlich abhängig (ZB das angenehme Kribbeln....was denn, wenn das nicht mehr kommt? oder mal ausbleibt?).
Auch wenn das jetzt alles sehr hart ist (ich gehe durch den gleichen Sumpf, glaub mir und ohne AP geht es ab und an nicht), aber es ist alles eine Frage des Kopfes und nicht der Pille. Diese Hoffnung hat einen Haken...Du hast noch paar andere Pfeile im Köcher !
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#5
Hallo Gopi, vielen Dank für deinen Zuspruch. Es ist halt schade, dass es zu meinem Termin noch so lange hin ist. Ich kann nur hoffen, dass es bis dahin wieder besser wird. Ich habe halt Angst, von den Benzos abhängig zu werden, aber es geht zurzeit nicht ohne.
Was es für mich so schwer macht: Als ich mit Escitalopram begonnen habe, wusste ich, dass es ein Stück dauert, bis es wirkt. Auch wenn es mir also noch schlecht ging (zu Beginn der Einnahme), hatte ich diese Hoffnung, dass es besser wird. Und das wurde es ja. Nur dann kam dieser Rückfall und nun fehlt mir irgendwie die Hoffnung, die ich damals noch haben konnte, weil es da normal war, dass es noch dauern wird, bis ich etwas merke... Nun weiß ich praktisch gar nicht, wie es weitergeht und das zieht mich echt runter. Vor allem merken Kollegen auf Arbeit, wenn es mir nicht gut geht ("Ist was? Du bist heute so ruhig?"). Das zieht mich dann immer noch tiefer runter, weil ich ja nicht auffliegen will und in solchen Momenten denke "Scheiße, die merken was, du hältst das nicht durch".
Ganz schwierige Situation. Ich weiß auch, welche Probleme alle reinspielen und was sich ändern muss, aber das braucht eben seine Zeit. Manche Dinge kann ich nicht von heute auf morgen ändern, weil sie nicht in meiner Hand liegen. Das macht es verdammt schwer.
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#6
Du hast recht. Schwierige Situation. Aber Du bist ja schon mittendrin im Bewältigen, ohne dasss Du das für Dich im Positiven beanspruchst, weil es sich grade total bescheiden anfühlst. Du sammelst Wissen, Erfahrungen und Du gehst durch den Rückfall durch, schon tagelang. Das Vermeiden eines hohen Benogebrauchs ist ebenfalls Arbeit. Es ist ja auch nicht gesagt, dass das Escilatopram keine Wirkung mehr aufnimmst. Mit Benzos kappst Du die Spitzen. Du tust also grade, was Du kannst.
Zugegeben, auf der Arbeit unbescholten zu agieren ist echt schwer.
Aber im Grunde kann Dir nix passieren. Es ist der Kopf, der die Situation als extrem unagenehm, nicht auszuhalten vorgaukelt. DAs ist gemein, aber diese Intensität wird vorrüber gehen, so oder so, und mit der Zeit, mit und ohne intensive Therapie. Das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so. Du glaubst ja nicht, wieviele Leuten es ähnlich geht, nur hilft der Vergleich auch nix, in der Situation ist man total "ich bezogen". Versuch Dich abzulenken, Routine, Bewegung, Funktionieren. Wenn Du ans Limit kommst, dann sprich mit dem HA darüber.
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#7
Ich danke dir, das hilft mir schon. Ein bisschen Wirkung ist auch noch da, denn ich fühle mich phasenweise immer noch "entspannt". Aber gerade morgens ist es schlimm, erstmal in Gang zu kommen. Ich versuche auf jeden Fall, Vermeidungsverhalten zu vermeiden. Mir machen (wieder) Alltagssituationen Angst, weil ich fürchte dort, Panikattacken zu bekommen, aber ich gehe sie trotzdem an und wenn ich einmal drin und abgelenkt bin, denke ich auch manchmal gar nicht mehr dran...
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#8
Gut ! Keep going. Es wird besser, aber lass Dich von Rueckschlaegen nicht entmutigen. Wellenhafter Verlauf ist normal. Geh in die Alltagsssituationen rein und halt es aus. Die hast Du alle auf dem" Habenkonto". Erwarte nicht zuviel und mach Dich bloss nicht fertig, wenn Du mal einknickst und ein Benzo brauchst. Bewerte nicht zuviel und meld Dich, wenn Du Support brauchst.
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