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Neu hier & auf der Suche nach Lösungswegen
#1
Sad 
Hallo Zusammen,

na, nun schreibe ich tatsächlich einen Post. Lange hin und her überlegt, ob ich es machen soll oder ob ich mich mit meinen Problemen weiterhin einfach alleine durchschlagen soll. Aber vielleicht hat ja jemand Erfahrung und ein paar Tipps für mich, wie ich mit allem besser umgehen kann.
Nun, dann fange ich mal an etwas über mich zu berichten. 
Ich wüsste gar nicht so recht wo ich anfangen soll, denn dieses ständige psychische Auf- und Ab begann schon mit ca 14 Jahren, es folgten verschiedene Symptome die meinen inneren Zustand nach außen trugen. Darunter Essstörungen, Depressionen und schon immer leichte Angtsymptomatik. Dementsprechend habe ich schon viele Therapien hinter mir und befinde mich auch momentan seit einem Jahr wieder in Behandlung. Zuletzt war ich aufgrund von Depressionen für ca ein Jahr krank geschrieben, arbeite nun aber wieder seit einem knappen Jahr. Inn letzter Zeit merke ich, wie sich Ängst in mein Leben schleichen. Erst ganz langsam und leise, dann immer lauter. Ich habe Angst vor verschiedensten Dinngen, allerdings gehts dabei immer um den Tod. Meistens ist die Angst vor dem eigenen Tod (Vertrage ich dieses Lebensmittel? Bin ich vielleicht Allergisch? Schwillt meine Zunge an? Wieso kribbelt mein Arm? Bekomme ich einen Herzinfarkt? Oh und was tut das rechts weh? Ist das die Leber? Luft bekomme ich auch nicht! Oh nein mein Herz stolpert schon wieder usw usw usw). Außerdem habe ich starke Probleme mit dem Einschlafen, immer wieder schrecke ich hoch und habe das Gefühl dass ich nicht mehr atme, als wenn mein Körper vergisst es zu tun. Teilweise fühle ich mich wie gelähmt, als wenn ich kaum in der Lage wäre wieder richtig wach zu werden um weiter zu atmen. 

Natürlich ist das alles großes Thema in der Therapie, wir besprechen verschiedene Dinge die ich versuchen kann um mich zu beruhigen (Perlen einer Perlenkette zählen, intensive Gerüche riechen, Ruhig atmen), das hilft mir aber irgendwie alles nichts. 
Die Ängste werden, wie ich es schon vor einigen Wochen gefühlt habe, immer schlimmer. Außerdem bin ich mittlerweile viel schneller gestresst und überfordert, gehe nicht gerne raus, mag am liebsten zu Hause bleiben und kann mich kaum motivieren etwas anderes zu machen als zu liegen und zu schlafen. Es scheint als würden die Ängste sich mit depressivem Verhalten mischen.  
Da das alles nun so schlimm ist habe ich mich schon vor einiger Zeit entschieden mal zu einem Psychiater zu gehen um Tabletten auszuprobieren (Ich will nämlich in keinem Fall wieder krankgeschrieben sein). Ich habe das mit den Tabletten bisher immer umgangen, weil ich Angst vor ihnen habe. Das sind dann auch unterschiedliche Ängst: Angst davor, allergisch gegen den Wirkstoff zu sein. Angst vor den Nebenwirkungen (Herzklopfen usw), Angst davor, meine Angst durch die Tabletten zu verlieren und mich nicht mehr schützen zu können.... ihr merkt, ziemlich durch und verzwickt.) 
Nun war ich beim Arzt, musste ein EKG machen und natürlich war ein Wert (QTC-Zeit) im Grenzbereich, dann folgte ein weiteres EKG und etwas Unfähigkeit von meiner Hausärztin. Am Ende stehe ich nun hier & habe nicht mehr die Angst die Tabletten nicht zu vertragen, sondern dass mein Herz die Tabletten nicht überlebt. 

Ich habe Duloxetin als Dauermedikation und Promethazin als Bedarf verschrieben bekommen. Seit einer Woche versuche ich mich nun täglich zu überwinden, mir fallen immer mehr Ausreden ein warum gerade heute das nicht geht. Dabei will ich sie doch so sehr nehmen, weil ich weiß dass es ohne nicht geht und dass sie mir helfen können. Es ist einfach so anstrengend, ich versuche etwas mit meinem Freund und einer Freundin drüber zu sprechen, ihnen fällt es eher schwer damit umzugehen. So Richtig verstanden fühle ich mich nicht. Und ich weiß ja auch, dass das alles nicht realistisch ist und die Ängste Unfug sind, sie scheinen nur so übermächtig.... Sad 

Hat jemand Erfahrungen mit Angst vor den Tabletten gemacht ? Fällt euch irgendetwas ein, das helfen könnte ? 

Vielen lieben Dank für alle die bis hier hin durchgehalten haben. 

Potter
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#2
Hi Potter,
Das klingt komplex/ vertrackt. Wenn ich das richtig verstanden habe, bist Du in zwei Therapien, einmal seit einem Jahr (Paragraph 2) und nun aktuell bei einem Psychiater (Paragraph 4)
Ich wuerde sagen, dass Du das in jedem Fall mit den betreuenden Fachleuten besprechen solltest.
Im Prinzip sind dei SSRI ganz gut vertraeglich, aber nicht nebenwirkungsfrei, vor allem bei Beginn und beim Auschleichen. Das muss man auf dem Schirm haben, aber die SSRI nehmen Legionen von Leuten ein. Gerade Cymbalta (duloxetin) ist auf Platz 9 der umsatzstaerksten Medikamente ueberhaupt (2013). Statitisch betrachtet passiert Dir da nix, ausser max ein paar Symptome aus dem Nebenwirkungssspektrum.
Wie Du aber selber schon festgestellt hast, kommst Du an der Stelle intellektuell nicht weiter.
Angst und Depression koennen sehr wohl miteinander gehen, das eine kann das andere bedingen.
Ich finde es etwas merkwuerdig, dass Du entschieden hast " die Tabletten auszuprobieren". Die Indikation zur Therapie sollte der Arzt stellen, oder in der Psychotherapie wird das zusaetzlich empfohlen.
Du hast also kein Vertrauen zu dem Ansatz, mit dem die Erkrankung momentan gehandhabt wird. Dabei ist der Ansatz, die Sache selber zu regeln prinzipiell richtig.
Hier wird es Leute geben, die Dir zuraten koennen, aber acuh welche, die abraten oder vor NW warnen.
Am besten Du waehlst Dir eine stabile Resource aus, der Du traust, und mit der sprichst Du das Vorgehen ab. Dann machs Du genau das, was abgesprochen ist. Hart, aber der einzige Weg, aus der Spirale des Herumfragens rauszukommen.
Was aber auch sein kann ist, dass Du fuer DIch schon entschieden hast, was Du machen willst, nun aber extern Quellen suchst, die Dich in der Richtung bestaetigen.
Klingt alles etwas altklug, nicht? Aber das ist es, was mit das einfaellt. uebrigens bist Du mit der Angst vor den Tabletten nicht alleine. Ich teile die.
Und wenn Du schon 14 Jahre herumlaborierst, ohne Tabletten, dann Hut ab, das ist mal eine Leistung !
Gruss (auch wenn es jetzt nicht so hlirfreich ist)
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#3
Hallo Gopi,
erstmal einen riesen Dank für deine liebe Antwort.
Ja, genau, ich bin seit einem Jahr wieder in psychologischer Behandlung und nun bei einem Psychiater.
Wir hatten in der Therapie bereits einmal über Tabletten gesprochen, meine Therapeutin ist grundsätzlich nicht dagegen. Natürlich ist sie aber als Verhaltenstherapeutin eher dem Ansatz geneigt, den Symptomen auf den Grund zu gehen und diese zu bearbeiten. Du hast Recht, im Moment kann ich nur schlecht auf die Vorgehensweise der Verhaltenstherapie bauen oder ihr Vertrauen, da mir die vorgeschlagenen 'Hilfsmittel' keine Linderung bringen. Und weil ich schon vor einigen Wochen ganz gut spüren konnte, dass die Ängste schlimmer werden und noch lange nicht ihren Höhepunkt gefunden haben, habe ich über Alternative Stützen nachgedacht.
Die Psychiaterin ist zum Glück sehr nett, diese ganze Geschichte mit dem EKG und der verlängerten QTC-Zeit war nun einfach wirklich unglücklich. Sie hat mir zum Schluss noch viele Male gesagt, dass bei den Tabletten nichts passieren wird und dass auch das EKG nicht all zu gefährlich ist. Man müsste es nur mit regelmäßigen Kontrollen im Auge behalten. Sie hat dann auch eine Diagnose gestellt und meinte, dass ein Antidepressiva bei gleichzeitig vorhandener Depression durchaus helfen könnte. Ich baue sehr darauf.

Nun, ich habe vorhin in einer Sekunde der Vernunft und Zuversicht (gegen 12Uhr) die Kapsel genommen, bisher lebe ich noch.... Wink Ich bilde mir die ganze Zeit natürlich einige Dinge ein, aber meine Zuversicht wird mit der Zeit besser. Ich denke dann zwar: Ja, abwarten, bis die Kapsel da angelangt ist wo sie hin soll und sich auflöst braucht es seine Zeit. Deswegen hast du bisher keine Nebenwirkung usw.
Aber ich meine, nun ist sie ja geschluckt und ich kann nicht mehr viel machen. Ich bin recht zuversichtlich dass das nun okay ist und auch etwas stolz, dass ich sie genommen habe. Das war ein großer Schritt.

Vielen Dank für deine Informationen, auch bezüglich den Tabletten. Das beruhigt mich auch ein wenig.
Ich glaube ich habe diesen Beitrag und das Sprechen in den letzten Wochen auch einfach gebraucht um mich final zu trauen. Nun weiß ich zumindest, dass ich jedenfalls (wahrscheinlich) keine allergische Reaktion bekommen werde. Alles andere bleibt hoffentlich auch ruhig....

Ich bin froh, ein Schritt in die richtige Richtung.

Tut mir leid, dass ich nun so ein Fass aufgemacht habe und dann tatsächlich doch über meinen (Angst)Schatten springen konnte.

Danke Danke,
Potter
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#4
Super, keep going !
Mit diesem "Fass" beschaeftigt sich ja jeder in der ein oder anderen Weise auf, wenn er sich hier "herumtreibt".
Wichtig noch zu erwaehnen, dass Du jetzt einfach versuchst, was anderes zu machen und Dich nicht beobachtest.
Es muss auch nicht ruhig bleiben. Aber die Richtung stimmt, und Du hast Fahrt aufgenommen. Selbst , wenn es jetzt etwas "ruckelig" wird, bleib mal fuer eine Weile dabei, denn einen Benefit vom Cymbalta wirst Du normalerweise erst in 2.3 Woche merken. Nur,wenn Du das Gefuehl hast, Du kommst von der Bahn ab, sprich mit der Aerztin oder nimm die Bedarfsmedikation.
Du kannst das ja nochmal hier ventilieren, wenn es Dir zu schnell vorkommt. Aber bleib sitzen und vor allem im "driver seat"
Viel Erfolg !!
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#5
Und nochmal Danke! Smile 

Ich geb mein Bestes und versuch mich vom aufgenommenen Fahrtwind treiben zu lassen. Zum Glück bleibt meine wöchentliche Therapie und der nächste Termin beim Psychiater ist auch nicht mehr all zu weit weg.
Jetzt wo ich etwas vertrauen gefasst habe gehe ich erstmal ein wenig an die frische Luft, das tut sicherlich auch gut.

Potter
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#6
Liebe/r Potter,
danke für deinen Bericht und volles Verständnis und Mitgefühl. Ich kenne all diese Ängste und weiß, wie anstrengend und blockierend das ist. Du bist sehr tapfer und wirst gut weiter kommen. Mir hat dein Schlusssatz supergut gefallen: „Jetzt wo ich etwas vertrauen gefasst habe gehe ich erstmal ein wenig an die frische Luft, das tut sicherlich auch gut.“
Da liegst du sehr richtig und ich würde dir empfehlen, etwas in diese Richtung regelmäßig in dein Leben aufzunehmen. Leider haben wir zur Zeit noch diese Corona-Krise, aber am besten ist Bewegung draußen (auch im Winter) und Bewegung gemeinsam mit anderen, besser sogar mit körperlichem Kontakt. Ich jogge regelmäßig und es ist sehr gut. Das beseitigt zwar nicht Ängste/Depressionen komplett, führt aber erwiesenermaßen sofort zur Serotonin- und Dopaminausschüttung. Ein Sport (für später) mit Kontakt, wie Tanzen oder ein leichter Kampfsport sind ebenfalls „Therapie“ pur.
Liebe Grüße
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#7
Hallo DoubleYou Smile
Danke auch dir für deine Anteilnahme.
Es ist zwar immer wieder Ãœberwindung und eine lange Suche nach Motivation, aber frische Luft tut fast immer gut. Momentan fällt es etwas schwer, weil das Vertrauen in den eigenen Körper so gering ausgeprägt ist - da hilft nur, wenn auch langsam, am Ball zu bleiben. 
Nun beschäftige ich mich erstmal mit der lieben Tablette, die will es sich nämlich wieder in meinem Körper gemütlich machen aber mein Kopf kämpft mit allen Mitteln dagegen an. 

Augen zu und durch!

Potter
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