08.10.2021, 15:05
Hallo,
hier ist mal wieder eine Neue.Â
Und das in doppelter Hinsicht. Ich bin nicht nur Frischling hier im Forum, sondern generell im Thema Angststörung.Â
Anfang August bin ich zum Arzt gegangen, weil ich wiederholt "Kreislaufprobleme" hatte - dafür hab ich es jedenfalls gehalten.Â
Puls oben, Schwindelgefühl, Ãœbelkeit. Das Gefühl, nicht genug Sauerstoff zu bekommen. Zittrig. Eiskalte und gleichzeitig schwitzige Hände, seltsames Prickeln in den Füßen.Â
Der erste Vorfall war Mitte Juli. Da hatte ich beruflich einen Außer-Haus-Termin bei einem Geschäftspartner, Corona bedingt der erste seit vielen Monaten. Ich bin ein 'Gewohnheitstier' und werde schnell nervös, wenn irgend etwas 'außer der Reihe' ansteht. So auch vor diesem Termin. Aber zu der üblichen leichten Anspannung kamen diesmal die oben beschriebenen Symptome dazu. Dummerweise auf der Fahrt zum Termin, und so stark, dass ich befürchtet habe, ich könnte Ohnmächtig werden. Bin sicherheitshalber rechts ran gefahren. Scheibe runtergelassen. Tief durchgeatmet. Nach ein paar Minuten ausgestiegen, zwei, drei mal ums Auto gelaufen. Es wurde etwas besser, also vorsichtig weitergefahren. Bald danach die nächste "Welle", also nochmal angehalten. Nach ein paar Minuten ist es wieder abgeflaut, und ich hab den Rest der Strecke geschafft. Eine Kollegin war schon vor Ort und meinte besorgt, ich würde etwas blass aussehen. Aber dann mussten wir uns auf das Gespräch mit den Geschäftspartnern konzentrieren, und ich hab mich bald wieder 'normal' gefühlt.
Die nächsten Tage war nichts mehr, und ich hab nicht weiter über den Vorfall nachgedacht.Â
In der Woche darauf hat es mich Mittwochs erwischt, auf dem Weg ins Büro. Diesmal an einem ganz gewöhnlichen Arbeitstag ohne besondere Termine, ohne irgendwelchen Stress. Wieder bei der Autofahrt. Es war stärker als beim letzten Mal, und ich stand fast 20 Minuten auf einem Parkplatz. Zittern, Schwindel, Ãœbelkeit. War schon kurz davor, einen Kollegen anzurufen ob er mich abholt, weil ich Sorge hatte einen Unfall zu bauen, wenn ich in dem Zustand weiterfahre. Aber irgendwo war da so eine Ahnung, dass da auch die Psyche mitspielen könnte. Und dass ich es vielleicht schlimmer mache, wenn ich jetzt 'kneife' und nicht weiterfahre. Mir ging ständig dieser Spruch durch den Kopf, dass man besser gleich wieder aufsteigt wenn man vom Pferd fällt, weil es um so mehr Ãœberwindung kostet, je länger man es hinauszögert. Also hab ich die Zähne zusammengebissen und bin weitergefahren. Und irgendwie auch heil angekommen, aber das flaue, beklemmende Gefühl hat noch den ganzen Vormittag angehalten.Â
Die nächsten beiden Tage gings morgens schon los, sobald ich ins Auto eingestiegen bin. Irgendwie hab ich zwar geschafft, die komplette Strecke durchzufahren, hab mich aber ziemlich geschlaucht gefühlt und noch eine ganze Weile zittrig und unwohl.
Das Wochenende über war dann wieder alles gut.
Montag früh bin ich um halb vier aus dem Schlaf hochgeschreckt. Nassgeschwitzt, Puls am Anschlag. Schwindelgefühl, Ãœbelkeit. Raus aus dem Bett, ins Bad, zitternd über der Kloschüssel gehangen. Nach einer Weile aufs Sofa gelegt, und versucht ruhig durchzuatmen und wieder runterzukommen, aber die körperliche Unruhe wurde eher stärker. Bin dann gute zwei Stunden in der Wohnung hin und her gelaufen wie der Tiger im Käfig, gleichzeitig müde und aufgedreht von Adrenalin. Hin- und hergerissen, ob ich mich krankmelden und einigeln soll oder trotzdem zur Arbeit. Hab mich dann aufgerafft und bin zur Arbeit, hoffend und betend dass ich nicht komplett die Kontrolle verliere und keinen Unfall baue.
Am gleichen Tag hab ich in der Arztpraxis angerufen, weil ich wissen wollte, was zum Teufel mit mir nicht stimmt. Und habe zum Glück gleich für den Folgetag einen Termin bekommen. Die Ärztin hat sich Zeit genommen, sich alles angehört, eine erste Untersuchung gemacht - Herz und Lunge abhören, Reflexe testen, Nacken, Rücken, Bauch abgetastet, Blutdruck gemessen etc. Nichts ungewöhnliches gefunden. Sie meinte dann, wir sollten auf jeden Falls noch EKG und Herz-Ultraschall machen, und evtl. auch noch HNO und Neurologen zuziehen, um organisch alles abzuklären. Dass sie aber meiner Beschreibung nach eher etwas anderes vermutet, eine Angststörung. Ob ich damit schon mal zu tun hatte?
Das musste ich erst mal sacken lassen. Nein, hatte ich nicht. Ok, ich bin wie gesagt leicht aus der Ruhe zu bringen. Werde schnell nervös wenn ich mit irgendwelchen neuen Situationen konfrontiert bin oder etwas nicht nach Plan läuft oder ich schlicht nicht weiß, was auf mich zukommt. Prüfungsangst ist ein Thema für mich, schon seit der Schulzeit, vor allem bei mündlichen bzw. praktischen Prüfungen. Wenn ich vor Leuten reden, etwas zeigen / präsentieren soll, im 'Rampenlicht' stehe. Oft habe ich, wenn Fremde dabei sind, schon bei der Vorstellungsrunde einen trockenen Mund, Herzklopfen und zittrige Knie, selbst wenn ich nicht mehr tun muss als nur meinen Namen zu sagen, und vielleicht noch was ich mache und wo ich herkomme. Sowas stresst mich. Ich neige zum grübeln und hab mir schon oft anhören dürfen, dass ich mir zu viele Gedanken mache und Dinge doch mal lockerer nehmen und einfach auf mich zukommen lassen soll.Â
Aber dass solche körperlichen Symptome völlig ohne Anlass auftreten, in normalen Alltagssituationen, ist neu für mich.Â
Naja, jedenfalls wurde in den nächsten Tagen noch EKG gemacht, Ruhe-, Belastungs-, und auch Langzeit über 24 Stunden. Und natürlich der typische Vorführeffekt: in den 24 Stunden kein Vorfall, obwohl ich auch an dem Tag zur Arbeit gefahren bin. In der Auswertung keinerlei Auffälligkeiten. Blutbild und Herzschall ebenfalls ohne Befund.Â
Parallel dazu hab ich mich ins Internet gestürzt und gesucht, was über Angststörungen zu finden ist. Bin mir aber nach wie vor nicht sicher, ob ich da auf der richtigen Spur bin. Einerseits ja, die Symptome passen dazu. Und ich denke auch, dass es eher eine psychische Sache ist als eine organische. Die Ãœberweisungen für HNO und Neurologe hab ich jedenfalls immer noch zuhause liegen, und kann mich nicht überwinden, Termine zu machen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die nichts finden werden.Â
Aber das komische für mich ist , dass da so eine Diskrepanz ist zwischen den körperlichen Symptome und meinem emotionalen Empfinden. Mein Körper ist im Alarmzustand, aber ich empfinde dabei keine Angst, jedenfalls nicht primär. Da ist vielmehr Ratlosigkeit, weil ich noch immer nicht ganz verstehe was da passiert und warum. Frustration, weil es immer wieder passiert, und Wut darüber, dass ich es nicht in den Griff bekomme, nicht abstellen kann. Viele andere beschreiben, dass sie in diesen Momenten tatsächlich Angst empfinden oder sogar regelrechte Panik. Angst schwer krank zu sein, Angst zu sterben. Das ist bei mir anders. Mein Körper ist aufgeregt und angespannt, aber 'im Kopf' kommt diese Angst (noch??) nicht an.Â
Ich weiß nicht, wie ich es gut erklären soll... es ist z.B. (noch?) nicht so, dass mir das Autofahren an sich Angst macht, ich steig nicht ein und denke "oje, das ist so gefährlich, da kann so viel passieren"... Die Symptome sind quasi zuerst da, und dann hab ich schon auch Sorge, dass sie mich so stark ablenken oder beeinträchtigen, dass ich deshalb einen Unfall habe. Aber es gibt auch Tage wo es ausbleibt und dann hab ich nach wie vor sogar eher Spaß am Auto fahren. Und wenn es anderswo vorkommt, hab ich auch keine Angst, dass mir irgendetwas schlimmes zustoßen könnte, es ist einfach nur sehr unangenehm wenn der Körper so überreagiert und ich fühl mich dem hilflos ausgeliefert.Â
Was aber tatsächlich schon ein Thema für mich wird, ist die Angst vor diesen "Episoden", bzw. vor allem davor, dass sie sich verstärken könnten.Â
Wenn ich von anderen lese, welche Ausmaße eine Angststörung annehmen kann, wie stark sie das Leben einschränken kann. Und das es etwas ist, was man vielleicht nie wieder ganz los wird. Dieser Gedanke besorgt mich schon. Dass es noch sehr viel schlimmer werden, und mich für den Rest meines Lebens begleiten könnte.
Und was mir sehr zu schaffen macht, ist dieses Unberechenbare, Unvorhersehbare. Nicht zu wissen, durch was es ausgelöst wird, wann und wo es das nächste mal auftritt und wie stark. Die letzten Wochen waren ein Auf und Ab. Mal ist 5 oder auch 8 Tage gar nichts. Mal ist es nur an einem einzelnen Tag, mal an mehreren hintereinander. Mal dauert es nur ein paar Minuten, mal hält es mehrere Stunden an. Mal reißt es mich aus dem Schlaf, mal kommt es morgens, mal abends. Mal zuhause, mal unterwegs.Â
Anfang September hatte ich 14 Tage Urlaub. Da war die ersten anderthalb Wochen Ruhe, und ich dachte schon, dass mich der Arbeits-Alltag vielleicht doch mehr gestresst hat als mir bewusst war, und dass der Abstand geholfen hat. Dann ging es plötzlich morgens im Frühstücksraum im Hotel los. Soviel zu der Theorie...
Und mir fehlt jemand, mit dem ich darüber sprechen kann. Außer der Ärztin habe ich noch niemandem davon erzählt. Ich bin ein ausgemachter Intro und hab wenig soziale Kontakte außerhalb des Jobs. Niemanden, dem ich mich damit gern anvertrauen bzw. den ich damit belasten möchte. Mein Partner hat seine Vorzüge und Stärken, aber mit so einem Problem könnte er nicht gut umgehen. Er ist technisch und handwerklich sehr geschickt und kann so gut wie alles reparieren - aber das hilft hier nicht weiter und mit sowas kommt er nur schlecht zurecht.Â
Darum bin ich froh, hier eine Anlaufstelle gefunden zu haben. Auch wenn ich noch nicht mal ganz sicher bin, ob das was ich habe überhaupt unter "Angststörung" fällt.
Jedenfalls schon mal danke fürs "zuhören".Â
Für mich stellt sich jetzt vor allem auch die Frage, wie geh ich um mit dieser Störung, und mit der Angst vor der Angst? Noch ist es so, dass sie mich zwar gedanklich beschäftigt, mein Leben aber nicht direkt einschränkt. Ich gehe weiter meinem Alltag, meiner Arbeit nach etc.
Wieviel Raum gebe ich ihr, wie sehr muss und darf ich mich damit auseinandersetzen? Wäre ignorieren die richtige Strategie, es soweit wie möglich aus meinen Gedanken verdrängen, es auf sich beruhen lassen solang es mich in Ruhe lässt? Oder kommt es dann um so stärker zurück? Wäre es besser, sich intensiver damit auseinanderzusetzen, sich quasi prophylaktisch auf den nächsten Schub vorbereiten... vielleicht auch Atem- und Entspannungsübungen trainieren oder ähnliches, um besser vorbereitet zu sein? Mich vielleicht sogar um eine Therapie bemühen, nach dem Motto, "wehret den Anfängen"? Oder provoziere ich es damit regelrecht, steigere mich viel zu sehr in das Thema rein? Wie findet man da die richtige Balance?
hier ist mal wieder eine Neue.Â
Und das in doppelter Hinsicht. Ich bin nicht nur Frischling hier im Forum, sondern generell im Thema Angststörung.Â
Anfang August bin ich zum Arzt gegangen, weil ich wiederholt "Kreislaufprobleme" hatte - dafür hab ich es jedenfalls gehalten.Â
Puls oben, Schwindelgefühl, Ãœbelkeit. Das Gefühl, nicht genug Sauerstoff zu bekommen. Zittrig. Eiskalte und gleichzeitig schwitzige Hände, seltsames Prickeln in den Füßen.Â
Der erste Vorfall war Mitte Juli. Da hatte ich beruflich einen Außer-Haus-Termin bei einem Geschäftspartner, Corona bedingt der erste seit vielen Monaten. Ich bin ein 'Gewohnheitstier' und werde schnell nervös, wenn irgend etwas 'außer der Reihe' ansteht. So auch vor diesem Termin. Aber zu der üblichen leichten Anspannung kamen diesmal die oben beschriebenen Symptome dazu. Dummerweise auf der Fahrt zum Termin, und so stark, dass ich befürchtet habe, ich könnte Ohnmächtig werden. Bin sicherheitshalber rechts ran gefahren. Scheibe runtergelassen. Tief durchgeatmet. Nach ein paar Minuten ausgestiegen, zwei, drei mal ums Auto gelaufen. Es wurde etwas besser, also vorsichtig weitergefahren. Bald danach die nächste "Welle", also nochmal angehalten. Nach ein paar Minuten ist es wieder abgeflaut, und ich hab den Rest der Strecke geschafft. Eine Kollegin war schon vor Ort und meinte besorgt, ich würde etwas blass aussehen. Aber dann mussten wir uns auf das Gespräch mit den Geschäftspartnern konzentrieren, und ich hab mich bald wieder 'normal' gefühlt.
Die nächsten Tage war nichts mehr, und ich hab nicht weiter über den Vorfall nachgedacht.Â
In der Woche darauf hat es mich Mittwochs erwischt, auf dem Weg ins Büro. Diesmal an einem ganz gewöhnlichen Arbeitstag ohne besondere Termine, ohne irgendwelchen Stress. Wieder bei der Autofahrt. Es war stärker als beim letzten Mal, und ich stand fast 20 Minuten auf einem Parkplatz. Zittern, Schwindel, Ãœbelkeit. War schon kurz davor, einen Kollegen anzurufen ob er mich abholt, weil ich Sorge hatte einen Unfall zu bauen, wenn ich in dem Zustand weiterfahre. Aber irgendwo war da so eine Ahnung, dass da auch die Psyche mitspielen könnte. Und dass ich es vielleicht schlimmer mache, wenn ich jetzt 'kneife' und nicht weiterfahre. Mir ging ständig dieser Spruch durch den Kopf, dass man besser gleich wieder aufsteigt wenn man vom Pferd fällt, weil es um so mehr Ãœberwindung kostet, je länger man es hinauszögert. Also hab ich die Zähne zusammengebissen und bin weitergefahren. Und irgendwie auch heil angekommen, aber das flaue, beklemmende Gefühl hat noch den ganzen Vormittag angehalten.Â
Die nächsten beiden Tage gings morgens schon los, sobald ich ins Auto eingestiegen bin. Irgendwie hab ich zwar geschafft, die komplette Strecke durchzufahren, hab mich aber ziemlich geschlaucht gefühlt und noch eine ganze Weile zittrig und unwohl.
Das Wochenende über war dann wieder alles gut.
Montag früh bin ich um halb vier aus dem Schlaf hochgeschreckt. Nassgeschwitzt, Puls am Anschlag. Schwindelgefühl, Ãœbelkeit. Raus aus dem Bett, ins Bad, zitternd über der Kloschüssel gehangen. Nach einer Weile aufs Sofa gelegt, und versucht ruhig durchzuatmen und wieder runterzukommen, aber die körperliche Unruhe wurde eher stärker. Bin dann gute zwei Stunden in der Wohnung hin und her gelaufen wie der Tiger im Käfig, gleichzeitig müde und aufgedreht von Adrenalin. Hin- und hergerissen, ob ich mich krankmelden und einigeln soll oder trotzdem zur Arbeit. Hab mich dann aufgerafft und bin zur Arbeit, hoffend und betend dass ich nicht komplett die Kontrolle verliere und keinen Unfall baue.
Am gleichen Tag hab ich in der Arztpraxis angerufen, weil ich wissen wollte, was zum Teufel mit mir nicht stimmt. Und habe zum Glück gleich für den Folgetag einen Termin bekommen. Die Ärztin hat sich Zeit genommen, sich alles angehört, eine erste Untersuchung gemacht - Herz und Lunge abhören, Reflexe testen, Nacken, Rücken, Bauch abgetastet, Blutdruck gemessen etc. Nichts ungewöhnliches gefunden. Sie meinte dann, wir sollten auf jeden Falls noch EKG und Herz-Ultraschall machen, und evtl. auch noch HNO und Neurologen zuziehen, um organisch alles abzuklären. Dass sie aber meiner Beschreibung nach eher etwas anderes vermutet, eine Angststörung. Ob ich damit schon mal zu tun hatte?
Das musste ich erst mal sacken lassen. Nein, hatte ich nicht. Ok, ich bin wie gesagt leicht aus der Ruhe zu bringen. Werde schnell nervös wenn ich mit irgendwelchen neuen Situationen konfrontiert bin oder etwas nicht nach Plan läuft oder ich schlicht nicht weiß, was auf mich zukommt. Prüfungsangst ist ein Thema für mich, schon seit der Schulzeit, vor allem bei mündlichen bzw. praktischen Prüfungen. Wenn ich vor Leuten reden, etwas zeigen / präsentieren soll, im 'Rampenlicht' stehe. Oft habe ich, wenn Fremde dabei sind, schon bei der Vorstellungsrunde einen trockenen Mund, Herzklopfen und zittrige Knie, selbst wenn ich nicht mehr tun muss als nur meinen Namen zu sagen, und vielleicht noch was ich mache und wo ich herkomme. Sowas stresst mich. Ich neige zum grübeln und hab mir schon oft anhören dürfen, dass ich mir zu viele Gedanken mache und Dinge doch mal lockerer nehmen und einfach auf mich zukommen lassen soll.Â
Aber dass solche körperlichen Symptome völlig ohne Anlass auftreten, in normalen Alltagssituationen, ist neu für mich.Â
Naja, jedenfalls wurde in den nächsten Tagen noch EKG gemacht, Ruhe-, Belastungs-, und auch Langzeit über 24 Stunden. Und natürlich der typische Vorführeffekt: in den 24 Stunden kein Vorfall, obwohl ich auch an dem Tag zur Arbeit gefahren bin. In der Auswertung keinerlei Auffälligkeiten. Blutbild und Herzschall ebenfalls ohne Befund.Â
Parallel dazu hab ich mich ins Internet gestürzt und gesucht, was über Angststörungen zu finden ist. Bin mir aber nach wie vor nicht sicher, ob ich da auf der richtigen Spur bin. Einerseits ja, die Symptome passen dazu. Und ich denke auch, dass es eher eine psychische Sache ist als eine organische. Die Ãœberweisungen für HNO und Neurologe hab ich jedenfalls immer noch zuhause liegen, und kann mich nicht überwinden, Termine zu machen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die nichts finden werden.Â
Aber das komische für mich ist , dass da so eine Diskrepanz ist zwischen den körperlichen Symptome und meinem emotionalen Empfinden. Mein Körper ist im Alarmzustand, aber ich empfinde dabei keine Angst, jedenfalls nicht primär. Da ist vielmehr Ratlosigkeit, weil ich noch immer nicht ganz verstehe was da passiert und warum. Frustration, weil es immer wieder passiert, und Wut darüber, dass ich es nicht in den Griff bekomme, nicht abstellen kann. Viele andere beschreiben, dass sie in diesen Momenten tatsächlich Angst empfinden oder sogar regelrechte Panik. Angst schwer krank zu sein, Angst zu sterben. Das ist bei mir anders. Mein Körper ist aufgeregt und angespannt, aber 'im Kopf' kommt diese Angst (noch??) nicht an.Â
Ich weiß nicht, wie ich es gut erklären soll... es ist z.B. (noch?) nicht so, dass mir das Autofahren an sich Angst macht, ich steig nicht ein und denke "oje, das ist so gefährlich, da kann so viel passieren"... Die Symptome sind quasi zuerst da, und dann hab ich schon auch Sorge, dass sie mich so stark ablenken oder beeinträchtigen, dass ich deshalb einen Unfall habe. Aber es gibt auch Tage wo es ausbleibt und dann hab ich nach wie vor sogar eher Spaß am Auto fahren. Und wenn es anderswo vorkommt, hab ich auch keine Angst, dass mir irgendetwas schlimmes zustoßen könnte, es ist einfach nur sehr unangenehm wenn der Körper so überreagiert und ich fühl mich dem hilflos ausgeliefert.Â
Was aber tatsächlich schon ein Thema für mich wird, ist die Angst vor diesen "Episoden", bzw. vor allem davor, dass sie sich verstärken könnten.Â
Wenn ich von anderen lese, welche Ausmaße eine Angststörung annehmen kann, wie stark sie das Leben einschränken kann. Und das es etwas ist, was man vielleicht nie wieder ganz los wird. Dieser Gedanke besorgt mich schon. Dass es noch sehr viel schlimmer werden, und mich für den Rest meines Lebens begleiten könnte.
Und was mir sehr zu schaffen macht, ist dieses Unberechenbare, Unvorhersehbare. Nicht zu wissen, durch was es ausgelöst wird, wann und wo es das nächste mal auftritt und wie stark. Die letzten Wochen waren ein Auf und Ab. Mal ist 5 oder auch 8 Tage gar nichts. Mal ist es nur an einem einzelnen Tag, mal an mehreren hintereinander. Mal dauert es nur ein paar Minuten, mal hält es mehrere Stunden an. Mal reißt es mich aus dem Schlaf, mal kommt es morgens, mal abends. Mal zuhause, mal unterwegs.Â
Anfang September hatte ich 14 Tage Urlaub. Da war die ersten anderthalb Wochen Ruhe, und ich dachte schon, dass mich der Arbeits-Alltag vielleicht doch mehr gestresst hat als mir bewusst war, und dass der Abstand geholfen hat. Dann ging es plötzlich morgens im Frühstücksraum im Hotel los. Soviel zu der Theorie...
Und mir fehlt jemand, mit dem ich darüber sprechen kann. Außer der Ärztin habe ich noch niemandem davon erzählt. Ich bin ein ausgemachter Intro und hab wenig soziale Kontakte außerhalb des Jobs. Niemanden, dem ich mich damit gern anvertrauen bzw. den ich damit belasten möchte. Mein Partner hat seine Vorzüge und Stärken, aber mit so einem Problem könnte er nicht gut umgehen. Er ist technisch und handwerklich sehr geschickt und kann so gut wie alles reparieren - aber das hilft hier nicht weiter und mit sowas kommt er nur schlecht zurecht.Â
Darum bin ich froh, hier eine Anlaufstelle gefunden zu haben. Auch wenn ich noch nicht mal ganz sicher bin, ob das was ich habe überhaupt unter "Angststörung" fällt.
Jedenfalls schon mal danke fürs "zuhören".Â
Für mich stellt sich jetzt vor allem auch die Frage, wie geh ich um mit dieser Störung, und mit der Angst vor der Angst? Noch ist es so, dass sie mich zwar gedanklich beschäftigt, mein Leben aber nicht direkt einschränkt. Ich gehe weiter meinem Alltag, meiner Arbeit nach etc.
Wieviel Raum gebe ich ihr, wie sehr muss und darf ich mich damit auseinandersetzen? Wäre ignorieren die richtige Strategie, es soweit wie möglich aus meinen Gedanken verdrängen, es auf sich beruhen lassen solang es mich in Ruhe lässt? Oder kommt es dann um so stärker zurück? Wäre es besser, sich intensiver damit auseinanderzusetzen, sich quasi prophylaktisch auf den nächsten Schub vorbereiten... vielleicht auch Atem- und Entspannungsübungen trainieren oder ähnliches, um besser vorbereitet zu sein? Mich vielleicht sogar um eine Therapie bemühen, nach dem Motto, "wehret den Anfängen"? Oder provoziere ich es damit regelrecht, steigere mich viel zu sehr in das Thema rein? Wie findet man da die richtige Balance?