20.08.2020, 13:23
Hallo liebe Forenmitglieder,
Ich versuche mal so verständlich wie möglich zu erklären, was mich gerade beschäftigt.Â
Seit der Geburt meines zweiten Sohnes 2003 (schwere postpartale Depression)Â nehme ich Sertralin. Seitdem hatte ich zwei Rückfälle, einen 2011 und einen anfangs diesen Jahres. Beide Male hatte ich zuvor das Sertralin ausgeschlichen, einmal wegen einer Schwangerschaft (die leider in einer Fehlgeburt endete) und im letzten Oktober wollte meine behandelnde Psychiaterin mich auf Brintellix umstellen, weil sie meinte, der Körper könnte sich schon zu sehr an Sertralin gewöhnt haben.Â
Bereits im November hatte ich die erste Panikattacke, die ich allerdings erst rückblickend als solche bezeichnen kann, es fühlte sich damals wie eine massive Kreislaufstörung an. Die Ärztin steigerte nach und nach die Dosis, bis ich bei 15 mg pro Tag angekommen war, aber es ging mir trotzdem zunehmend schlechter. Ich fühlte mich unsicher auf den Beinen, hatte Angst ohnmächtig zu werden oder erneut eine Panikattacke zu bekommen und zog mich immer mehr zurück. Als wir in die Skiferien fuhren, wurde es ganz schlimm. Ich konnte kaum die Ferienwohnung verlassen und hatte ständig Angst.
Da Corona gerade zum Thema wurde und vieles ungewiss war, verstärkte sich meine Angst und ich traute mich kaum noch das Haus zu verlassen. Wenn es unbedingt sein musste, nahm ich vorher Temesta (immer vorsichtig und im Wissen, dass es abhängig machen kann). Meine Psychiaterin machte einige Telefonsitzungen mit mir, weil man wegen der Ansteckungsgefahr möglichst nicht in die Praxis gehen sollte. Sie meinte, dass es vielen Menschen derzeit ähnlich wie mir ginge, die Coronasituation verunsichere die Menschen. Sie stellte mich wieder auf Sertralin um, Brintellix wurde parallel ausgeschlichen. Für den Notfall verschrieb sie mir Temesta.
Sehr langsam ging es mir etwas besser, aber die Ängste blieben. Aufgrund des Lockdowns musste ich nicht arbeiten und kaum außer Haus gehen, so fiel mein "Zustand" nach außen hin gar nicht groß auf. Nur mir kam es seltsam vor, dass ich - nach mittlerweile einem halben Jahr - immer noch nicht gesund bin. Ich begann zu recherchieren und kam zum Ergebnis, dass bei mir vermutlich schon sehr lange eine Angsterkrankung besteht, die einerseits durch das Sertralin gedämpft wurde, andererseits wurde die Ängstlichkeit immer den Depressionen zugeschrieben.Â
Mittlerweile bin ich mir aber gar nicht mehr sicher, ob das tatsächlich Depressionen waren bzw. ob eine Angsterkrankung zu Depressionen geführt hat?
Â
2003 wurden mir verschiedene Antidepressiva verschrieben. Sertralin begann zu wirken, aber nicht ausreichend. Die Unruhe/ Ängstlichkeit blieb. Erst als mein damaliger Arzt mir ein Neuroleptikum spritzte, ging es bergauf. Das ist doch eher ungewöhnlich für eine Depression, oder?
Was bei allen drei Episoden gleich war ist die Tatsache, dass ich vorher ungewöhnlich viel Stress über einen längeren Zeitraum hatte. Traurig oder antriebslos fühlte ich mich aber nie, eher ausgebrannt. Die körperlichen Symptome waren immer sehr beängstigend und führten zu einer Abwärtsspirale.Â
Und nun weiß ich gar nicht, was ich tun soll. Ich fühle mich von meiner Psychiaterin nicht richtig diagnostiziert und habe Scheu, jemand Neuem meine ganze Geschichte zu erzählen und mich wieder auf medikamentöse Abenteuer einzulassen.
Hat jemand schon Ähnliches erlebt und kann mir seine Erfahrungen schildern? Oder einen Rat geben? Wie seht Ihr meinen "Fall"?
Ich wäre sehr dankbar für Antworten. Dankbar bin ich sowieso schon, weil ich das Gefühl habe, meinem jahrzehntelangen Leiden endlich einen Namen geben zu können.
Liebe Grüße
Ich versuche mal so verständlich wie möglich zu erklären, was mich gerade beschäftigt.Â
Seit der Geburt meines zweiten Sohnes 2003 (schwere postpartale Depression)Â nehme ich Sertralin. Seitdem hatte ich zwei Rückfälle, einen 2011 und einen anfangs diesen Jahres. Beide Male hatte ich zuvor das Sertralin ausgeschlichen, einmal wegen einer Schwangerschaft (die leider in einer Fehlgeburt endete) und im letzten Oktober wollte meine behandelnde Psychiaterin mich auf Brintellix umstellen, weil sie meinte, der Körper könnte sich schon zu sehr an Sertralin gewöhnt haben.Â
Bereits im November hatte ich die erste Panikattacke, die ich allerdings erst rückblickend als solche bezeichnen kann, es fühlte sich damals wie eine massive Kreislaufstörung an. Die Ärztin steigerte nach und nach die Dosis, bis ich bei 15 mg pro Tag angekommen war, aber es ging mir trotzdem zunehmend schlechter. Ich fühlte mich unsicher auf den Beinen, hatte Angst ohnmächtig zu werden oder erneut eine Panikattacke zu bekommen und zog mich immer mehr zurück. Als wir in die Skiferien fuhren, wurde es ganz schlimm. Ich konnte kaum die Ferienwohnung verlassen und hatte ständig Angst.
Da Corona gerade zum Thema wurde und vieles ungewiss war, verstärkte sich meine Angst und ich traute mich kaum noch das Haus zu verlassen. Wenn es unbedingt sein musste, nahm ich vorher Temesta (immer vorsichtig und im Wissen, dass es abhängig machen kann). Meine Psychiaterin machte einige Telefonsitzungen mit mir, weil man wegen der Ansteckungsgefahr möglichst nicht in die Praxis gehen sollte. Sie meinte, dass es vielen Menschen derzeit ähnlich wie mir ginge, die Coronasituation verunsichere die Menschen. Sie stellte mich wieder auf Sertralin um, Brintellix wurde parallel ausgeschlichen. Für den Notfall verschrieb sie mir Temesta.
Sehr langsam ging es mir etwas besser, aber die Ängste blieben. Aufgrund des Lockdowns musste ich nicht arbeiten und kaum außer Haus gehen, so fiel mein "Zustand" nach außen hin gar nicht groß auf. Nur mir kam es seltsam vor, dass ich - nach mittlerweile einem halben Jahr - immer noch nicht gesund bin. Ich begann zu recherchieren und kam zum Ergebnis, dass bei mir vermutlich schon sehr lange eine Angsterkrankung besteht, die einerseits durch das Sertralin gedämpft wurde, andererseits wurde die Ängstlichkeit immer den Depressionen zugeschrieben.Â
Mittlerweile bin ich mir aber gar nicht mehr sicher, ob das tatsächlich Depressionen waren bzw. ob eine Angsterkrankung zu Depressionen geführt hat?
Â
2003 wurden mir verschiedene Antidepressiva verschrieben. Sertralin begann zu wirken, aber nicht ausreichend. Die Unruhe/ Ängstlichkeit blieb. Erst als mein damaliger Arzt mir ein Neuroleptikum spritzte, ging es bergauf. Das ist doch eher ungewöhnlich für eine Depression, oder?
Was bei allen drei Episoden gleich war ist die Tatsache, dass ich vorher ungewöhnlich viel Stress über einen längeren Zeitraum hatte. Traurig oder antriebslos fühlte ich mich aber nie, eher ausgebrannt. Die körperlichen Symptome waren immer sehr beängstigend und führten zu einer Abwärtsspirale.Â
Und nun weiß ich gar nicht, was ich tun soll. Ich fühle mich von meiner Psychiaterin nicht richtig diagnostiziert und habe Scheu, jemand Neuem meine ganze Geschichte zu erzählen und mich wieder auf medikamentöse Abenteuer einzulassen.
Hat jemand schon Ähnliches erlebt und kann mir seine Erfahrungen schildern? Oder einen Rat geben? Wie seht Ihr meinen "Fall"?
Ich wäre sehr dankbar für Antworten. Dankbar bin ich sowieso schon, weil ich das Gefühl habe, meinem jahrzehntelangen Leiden endlich einen Namen geben zu können.
Liebe Grüße