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Mein Leidensweg
#1
Hallo liebe Community,

mein Name ist Philipp, 29, aus Österreich / Steiermark.

Ich habe mich hier angemeldet um mich auszutauschen und durch eure Erfahrungen meine Situation zu verbessern / zu beenden.

Mein Leidensweg begann vor ca. 4 Wochen, bei mir wurde eine Viruserkrankung in der Lunge festgestellt (nein kein Covid-19).
Ich musste starke Antibiotika nehmen die mich total aus dem Leben rissen. Die Atemnot die ich hatte verschlimmerte sich dadurch, mein Herz spielte verrückt, Schwindel und Benommenheit ca. bis zu 5 Stunden nach der Einnahme. Ich war sehr froh als ich die letzte Tablette nehmen musste und hoffte das der Spuk damit ein Ende hat, falsch gedacht.
Ich besuchte den Internisten da ich Angst hatte etwas beim Herzen zu haben, negativ - alles in Ordnung. Ich schlafe seit der Einnahme fast nicht, ich kann einfach nicht.
Leider hat sich durch den Virus eine Allergie in meinen Atemwegen breit gemacht, daher bekomme ich (gefühlt) schlecht Luft und habe Halsschmerzen.

Dann in einer Nacht ca. 4 Tage nach der letzten Tablette, wache ich mitten in der Nacht auf. Schwindel, Herzklopfen, Atemnot, Gefühl gleich um zufallen und nicht mehr aufzustehen.
Rettung angerufen, mit Blaulicht ins Krankenhaus. Diagnose: Nichts, ich bin Top-Fit. 

Am Tag darauf wieder zur Internistin, Echo / Ultraschall des Herzens, EKG, alles in Ordnung. Sie verschrieb mir ein Einschlafmittel (glaube Tritico?) damit ich eine Nacht schlafen kann.
Tablette daheim eingenommen, geschlafen wie noch nie.

Die nächsten Tage immer wieder Unruhe und Schwindel, wieder ein paar Tage später wache ich auf bei meinen Eltern (da ich eine Nacht auswärts schlafen wollte um zu sehen ob es der Ort ist der mich so fertig macht), wieder Herzprobleme, Atemnot, Schwindel, Hände zittern und sind eiskalt. Wieder ins LKH (ohne Krankenwagen). Blutwerte, Lungen Röntgen, EKG etc.
Diagnose: Nichts, ich bin Top-Fit

Zur Hausärztin gegangen wegen dem Problemen, Therapie der Rückenmuskulatur mit Strom und Wärme... vlt hilfts meinte sie. 

Heute Nachmittag merke ich wie ich wieder unruhig werde, ich fahre eine Stunde mit dem Auto durch die Gegend um mich abzulenken. Fast zu Hause merke ich das es schlimmer wird.
Ich kämpfe daheim mit Bewegung und gut zureden. Ablenkung durch Youtube und diesem Text hier. Ich weiß nicht weiter.

Ich habe gestern das Buch Panikattacken und andere Angststörungen Loswerden von Klaus Bernhardt gekauft, bin dabei es zu lesen.

Verzweiflung macht sich breit, ich will wieder ein normales Leben führen. Gefühlt haben mich die Antibiotika zu dem gemacht was ich jetzt bin. 
Ein Instabiler Mensch der täglich mit Panik und Angst kämpft.

Nächste Woche werde ich einen Psychologen befragen ob er (trotz der Corona Situation) Zeit für mich hat und mir helfen kann.

Hat jemand einen Tipp für mich? Wie kann ich es bekämpfen?

Ich wünsche euch einen schönen Abend
Bleibt Gesund

Philipp
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#2
Grüß dich, 

unsere Leidenswege ähneln sich wirklich sehr. Da ich selbst schon nun seit 5 Jahren "Angsthase" bin und viele deiner geschilderten Situation aus eigener Erfahrung kenne, kann ich dich gut verstehen. 

Der Trigger bzw. der Ausgangspunkt mit der Viruserkrankung und den starken Antibiotika ist typisch für Angsterkrankungen. So einen Trigger, unabhängig ob ausgelöst durch Krankheit, Verlust oder Stress, hatten wir alle Angsthasen im Prinzip, mit dem alles begann ..
Die beschriebenen Nebenwirkungen der Antibiotika lesen sich für mich aber als klassische Angstsymptome, und das diese unverändert blieben auch nach der letzten Einnahme, ist vielleicht nochmal ein Indiz dafür. Vielleicht hattest du einfach so große Angst bzgl. deiner Gesundheit, den starken Medikamenten und der ganzen Situation, dass sich hieraus die Angst entwickelt hat - und nicht umgekehrt herum, dass die Antibiotika der Auslöser allen Bösen sind.  Kratz 

Ich hatte ähnliche Erfahrungen und es gab eine lange Zeit mit körperlichen Symptomen, und nahezu Todesangst bzgl. Krankheiten. 
Nach langer Zeit verstand ich dann, dass nicht die Krankheit, die Symptome o.ä. schuld an meiner Angst waren, sondern wie ich auf sie reagiert habe damals. Sprich, ich fühlte mich immer "unzerstörbar", war nie krank und aufeinmal bemerkte ich, wie wenig ich wirklich Kontrolle über meinen Körper, Gesundheit und Krankheit habe. Und natürlich, dass das Leben nun mal für uns alle endlich ist. 
Es wäre natürlich einfacher, einer bestimmten Situation/Medikament etc. die Schuld zu geben, im Prinzip legen wir uns damit aber meist selbst rein, und das macht es auch meiner Meinung nach so schwer die Angst zu überwinden, weil wir gar nicht an der richtigen Ursache ansetzen ..?

Ich rede hier aus meiner eigenen Erfahrung und habe es bei dir einfach irgendwie wieder erkannt, aber natürlich kann deine Situation damals eine andere gewesen sein und es tatsächlich nur an den Medikamenten liegen. Aber für dieses Austausch ist ja schließlich dieses Forum da  Smile

LG
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#3
Lieber Philipp,
oh je, ich verstehe dich gut. Es kommt so überraschend und gnadenlos, dass man meint, verrückt zu werden und nur wieder „normal“ sein will. Es ist gut, dass du aktiv bist und Lösungswege beschreitest (Ärzte, Buch, Psychologe).
Ich bin kein Arzt, denke aber, dass du vielleicht eine Unverträglichkeit gegenüber dem Antibiotikum, das dir verschrieben wurde, haben könntest. Dass das Virus eine Allergie ausgelöst haben soll, wundert mich, hm. Vielleicht gibt es eine Vorgeschichte in deinem Leben zum Thema Angst. Mein Tipp für dich lautet: du machst alles richtig, vielleicht kannst du dazu lernen, dich selbst zu beruhigen, damit du weniger in die Angst/Panikspirale gerätst. Es gibt dafür wunderbare Atemtechniken (Bauchatmung zum Beispiel), die einfach sind und sehr wirkungsvoll. Falls du eine Allergie hast, solltest du dafür sorgen, mit den Allergenen möglichst wenig in Kontakt zu kommen. Ein Freund von mir leidet unter einer starken Allergie und schwerem Asthma, es ist extrem kräftezehrend. Seit er sich besser vor den Allergenen (in seinem Fall u. a. Birkenpollen) schützt und ein Luftreinigungsgerät in der Wohnung aufgestellt hat, geht es ihm nun viel besser und er hat keine Beschwerden mehr. Die Angst führt eine Art Eigenleben und dem kann man sich scheinbar nur schwer entziehen. Gerade Atmung ist mit Angst eng verknüpft (man hält ja vor Angst den Atem an und man atmet flach, wenn man aufgeregt und ängstlich ist). Aber: ruhiges atmen löst Ängste schnell und zuverlässig auf. Vielleicht liegt da für dich ein gangbarer Weg. Ich habe einmal die Atemtherapie nach Ilse Middendorf kennengelernt, das war sehr gut. Vielleicht gibt es in deiner Nähe atemtherapeutische Angebote, die für dich passend sind. Also mein Tipp für dich wäre, in diese Richtung zu schauen. Vielleicht berät dich der Psychologe in eine ähnliche Richtung ... 
Empathische Grüße von einem anderen „Angstpatienten“ :-)
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#4
Liebe Community,

ich wollte mal ein Update dazu geben.

5 Monate später - viele Arztbesuche dazwischen - 1 CT - mehrmals Röntgen - mehrere Bluttests - ohne Ergebnis.
EKGs, Langzeit-EKG, Lugenfunktionstest... alles gut.

Ich habe in den letzten 5 Monaten täglich das Gefühl das etwas nicht stimmt.
Mal ist es das Herz, mal die Lunge... mal was anderes. Ich mutiere zum Hypochonder.

Habe mich aber endlich entschlossen zum Psychologen zu gehn, Termin in ein paar Wochen.
Ãœberweisung habe ich von meiner Hausärztin erhalten - sie meint ich habe eine Depressive Angststörung (oder so?)

Man sollte eigentlich glücklich sein das man gesund ist (körperlich), Ihr müsst verstehen das ich eigentlich ein sorgenloser Mensch war.
Vielleicht macht mir mein 30er zu schaffen, vlt. waren es aber auch andere Dinge. Ihr werdet lachen - aber seit dem tragischen tot meiner kleinen Katze ist in mir etwas zerbrochen.
Vielleicht wars einfach zu viel in den letzten Monaten.


Ich hoffe ihr haltet alle durch und lasst euch nicht verrückt machen.

Philipp
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#5
Hallo Philipp,
Natuerlich gibt es immer die guten Ratschlaege , doch froh zu sein, weil man es gut hat. Andere sagen, dass man sich zusammen reissen soll. Oder es gibt die vielen Ratgeber fuer Wege aus der Angst. So einfach ist das leider nicht (immer).Am Ende steckt man immer in seiner Haut. Das hast Du ja nun schon selber erfahren.
Was Du beschreibst, sollte professionell beurteilt werden, so dass man weiss, womit man es zu tun hat und ggf, warum das so ist.

Angst kommt oft so ploetzlich und unerwartet. Das liegt in der Natur der Sache, weil die Angst evolutionsbiologisch dafuer angelegt wurde, in einer akuten Gefahrensituation eie schnelle Reaktion moeglich zu machen. ZUm ersten Mal hat man damit bewusst als Kind zu tun. Aus den verschiedensten Gruenden wird zu der Zeit die Angstreaktion mit Emotionen und Ereignissen verknuepft, die die akute Reaktion der ANgst gar nicht rechtfertigen. Diese falsche Verknuepfung kriegt man bewusst nicht mit . Manche transportieren diese inadaequate Situation Erwachsenendasein. Das kann man gut im Unterbewusstsein vergraben, bis einmal emotional herausfordernde Situationen auftreten, und Schwups tritt das auf aus heiterem Himmel. Das ist eine der gaengigen Erklaerungstheorien der Angststörungen.

DAs ist halt ect doof , weil es unvermittelt los, geht, teilweise wegen Begatellen, teilweise gar nicht wirklich verknuepft mit was. Und bei vielen eben auch verbunden mit der Angst vor Krankheiten. Der Besuch des Psychologen ist total wichtig fuer Dich, nicht zu sehr die naechste Lungenabklaerung. Mit 30 ist eine Lungen-Herz-Erkrankung bei normalen Befunden extrem unwahrscheinlich. Aber schon klar, dass Du das nicht immer glauben kannst.
Der Ursache der Angst muss man versuchen, herauszufinden. Dem solltest DU DIch dann stellen. Ob ist die Hypochondrie uebetragen die Angst vor dem Tot ohne vorher etwas Sinnvolles gemacht zu haben. Oder anders gesagt, das "Leiden am sinnlosen Leben". Die Theorie kommt von Viktor Frankl.

Alles also nicht so einfach. DU hast voellig recht, nicht verrueckt machen lassen !
Gruss Gopi
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#6
Lieber Gopi.

danke für Deine Worte.

Allgemein - Ich war letzte Woche bei der Psychatrischen Abklärung, haben dort die nächsten Schritte festgelegt wie es weitergeht.
Geraten wurde mir es mit Sertalin 50mg zu versuchen - ob eine Besserung eintritt.
Auch eine Gesprächstherapie und, wenn gewünscht, eine psychatrische Reha in einem Zentrum.

Da ich Körperlich, bis auf die Allergien, Fit bin - können sie mir nichts anderes raten.

Mehr Sport für die Serotonin Ausschüttung wurde angeraten.

Leiden am sinnlosen Leben - vlt triffts da auch - ich muss mich dem Stellen ja.

Wünsche allen Mitlesern alles gute
Fips
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#7
Guten Morgen Fips, 

ich kann dich nur zu gut verstehen und deine Ängste nachempfinden. Es ist wahnsinnig überrollend wenn plötzlich diese Ängste auftreten. Erst recht, weil die körperlichen Symptome so wirklich sind und übermächtig scheinen. 
Da findet der Kopf immer wieder neue Möglichkeiten in Panik zu geraten und das Gedankenkarussell los zu treten;  auch trotz medizinischer Abklärung und der Aussage man sei 'Top Fit'. 

Es tut mir leid, dass du in dieser Situation bist aber sei dir bewusst, es gibt viele Menschen die sich ganz ähnlich fühlen. Oft sind es Gefühle und Probleme, die tief begraben sind. Die Psyche kann so unglaublich viel auslösen, es ist ein Mysterium. Oft ist es aber auch ein Wink mit dem Zaunpfahl, da machen Gefühle auf sich aufmerksam, die sich nicht anders helfen können. 

Ich kann dabei natürlich immer nur von mir selbst und meinen Erfahrungen sprechen; Vermutungen anstellen. Ich hoffe du findest deinen Weg. 
Du scheinst aber auch schon sehr weit gekommen zu sein, viele benötigen für den Weg zur Therapie um einiges länger. 

Es gibt viele verschiedene Dinge die man tun kann, um den Ängsten in einer Akutsituation entgegenzuwirken oder sich selbst zu beruhigen. Dabei muss man selbst herausfinden, was einem gut tut. Mögliche Dinge wären: 
-> Intensive Gerüche (z.B. Ätherische Öle) zur Beruhigung riechen
-> Kältepads nutzen, einen intensiven Reiz setzen der dich aus dem Gedankenrausch rausholt
-> Sport treiben, an die frische Luft gehen
-> Atem; und Aufmerksamkeitsübungen (zum Beispiel alle Dinge aufzählen, die in deiner Wohnung rot/blau usw. sind)
-> Duschen, eventuell auch kalt abduschen

also am Ende eigentlich alles, was dich ablenkt und die Gedanken auf etwas anderes lenkt. Dazu gibt es ja auch hier im Forum noch einige Beiträge, die Inspiration bringen können.

Mitfühlende Grüße, 

Potter
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#8
Lieber Potter,

danke für deine Worte.

Das mit den Ablenkungen ist eine gute Idee - ich habe bis jetzt nur die Meditation / Sport versucht.
Sport auch eher weniger da ich immer Angst hatte bzgl. Herz / Luft - aber es wird.

Allgemein schlafe ich wieder besser (meist) was mir sehr gut tut. Früher hatte ich schlaflose Nächte durch die Angst.

Was mir auch aufgefallen ist - Generell denke ich jeden Tag mehrmals das ich COVID-19 habe, speziell wenn ich vorher irgendwo war wo mehrere Menschen waren.
Bekomme ich also schlechter Luft (Gefühlt), denke ich sofort "Jetzt ist es soweit - du hast dich infiziert".
Corona macht mir doch mehr zu schaffen als ich angenommen hätte, eigentlich hatte ich nicht Angst vor Krankheiten. Habe auch schon andere arge Viren Erkrankungen der Lunge überstanden was mir doch Mut macht.
Trotzdem spielt mir mein Unterbewusstsein mehrmals Täglich einen streich, ich komme aber langsam besser damit klar.

So wie grade eben. Vor einer Stunde im Bett gelegen und noch etwas Youtube geschaut - plötzlich bekam ich schlechter Luft, der hals schnürte sich zu, der Mund wurde trocken. Ohne Grund. Deshalb sitze ich jetzt hier und mache das Forum unsicher. Mittlerweile habe ich zwar schon noch Panik wenn so etwas passiert, aber es übermannt mich nicht mehr so wie am Anfang.

Bleibt gesund,
Fips
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#9
Hallo Fips,
wenn ich deine Postings lese, wird klar, dass du Ängste schiebst und ansonsten gesund und fit bist. Du hast schon einuges erfolgreich überstanden. Sport, bzw. jede Bewegung (am besten in der Natur) ist gut für dich. Das ständige In-sich-Hineinhorchen ist es nicht. Du brauchst dir nicht einzureden, bzw. einreden zu lassen (von den Gedanken), dass du nun Covid-19 hast. Bewege dich in jeder Hinsicht nach vorne, zu neuen Ufern. Nicht passiv sein sondern aktiv sein. Nicht alles über sich ergehen lassen, sondern selbst entscheiden. Du bist der Chef in deinem Leben. Hast du gute soziale Kontakte? Andere Menschen, wie man schon in diesem Forum merkt, wirken unterstützend, mutmachend und vieles kann durch Kontakte besser werden. Leider sind die Möglichkeiten, sich sozial zu bewegen, in der Corona-Zeit eingeschränkt. Aber das sollte einen überhaupt nicht davon abhalten, sondern eher zu kreativen Lösungen, die ausreichende Sicherheit bieten, anspornen. Du gehörst unter Menschen, denn du bist einer von ihnen :-)
Liebe Grüße!
DoubleYou
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