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Nach wie vor gefangen
#1
Ich möchte schon lange ein Buch schreiben. Eine Einführung in die Erzähltheorie. Aber spätestens seitdem ich meine Doktorarbeit eingereicht habe, war nichts mit Schreiben. Schon damals war es mir ein Rätsel, wie ich DAS geschafft hatte. Es war eine Qual: Herzrasen, Brustenge, Panikattacken, unzählige Besuche in der Notaufnahme und noch mehr bei Psychiatern und Psycholog:innen. 
Ich habe mir gedacht: Na ja. Vielleicht ist das einfach nicht dein Ding. Vielleicht bist du einfach nicht die Wissenschaftlerin und dein Ding ist eher der Haushalt, die einfachen Dinge eben. Ich habe die Angst als Bestrafung wahrgenommen dafür, dass ich meine Nase zu hoch gesteckt hatte. 
Die Doktorarbeit ist längst bestanden und die Urkunde habe ich auch irgendwo in einem Schrank versteckt - ich schäme mich irgendwie dafür. 
Auf meinem Schreibtisch stehen Bücher. Sie scheinen mich zu mahnen, wie in dem Film "Dead Poets Society": Carpe diem. Das Leben ist endlich. Schreib das Buch endlich. Morgen schon könntest du tot sein und du hättest deine Lebensaufgabe nicht erfüllt. 
Aber ich schaffe es einfach nicht. 
Sobald ich zu lesen oder zu schreiben beginne, kommt eine Art innere Stimme in mir hoch, die mich auslacht und die mein Vorhaben lächerlich macht. Wer bist du schon, ein Buch schreiben zu wollen?, sagt diese Stimme. Nun nimm dich mal nicht so wichtig. 
Am Ende des Tages bin ich einfach fix und fertig, weil der Kampf gegen diese Stimme einfach so anstrengend ist. Und ich bin enttäuscht über mich selbst, dass ich mich schon wieder von ihr hab unterkriegen lassen. Dass ich einfach nicht stark genug bin. 
Ich bin traurig darüber, dass mein Leben so an mir vorüberzieht. Dass sich jedes Mal so eine Enge in der Brust einstellt, wenn ich zu lesen oder zu schreiben beginne. Und eine Todesangst. Hier in diesem Forum jetzt gerade nicht. Da regt sich meine Angst nicht. Es heisst, dass unser Gehirn immer auch die Situation mitlernt, in der sich eine Erfahrung ereignet. Und die allererste Panikattacke hatte ich mit 28, als ich am Schreibtisch sass und gerade an meiner Doktorarbeit schrieb. Ich hatte heftige Bauchschmerzen, Herzrasen, Schweissausbrüche - so stark, dass der Notarzt kommen musste. Das scheint sich in meinem Unterbewusstsein eingegraben zu haben, sodass die Situation "Schreibtisch mit Forschungsarbeit" gleichsam wieder zu dieser Angsreaktion führt. 
Nicht sehr rosig, was ich hier beschreibe. 
Ich weiss auch nicht, was genau passieren müsste, damit ich wieder unbeschwert arbeiten kann.
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#2
Hallo Sandra,

vielleicht setzt du dich erst mal jeden Tag 1x an den Schreibtisch und sitzt einfach nur da und merkst dann, dass dir nichts passiert. Das steigerst du dann nach einer Weile. Wenn das gut klappt, nimmst du einen Stift in die Hand und schreibst belanglose Dinge auf oder malst und so weiter. bis du da hin kommst wohin du möchtest. Du kannst diese Ãœbungen natürlich mit der Zeit auch am Laptop oder so durchführen. also immer in gaaanz kleinen Schritten voran.
Ein Ziel hast du ja vor Augen und das ist sicher nicht der Haushalt.. Es steht dir auch zu, dieses Zeil zu erreichen, dir fehlt nur noch der Weg dahin.

Gruß
Karin
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#3
Hallo Karin

Danke für deine Antwort. 

Ja, ich denke, das "sinnlose" oder mechanische Schreiben hilft sicher. Es geht ja darum zu erfahren, dass "jemand" zuhört, auch wenn man nur für sich schreibt. Erst dann wird das Schreiben sinnvoll. Und dahin zu kommen ist nicht einfach. 

Grüsse
Sandra
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#4
Es geht auch darum, dass dein Unterbewusstsein merkt, dass dir beim Schreiben nichts passiert und auch die Symptome langsam aber sicher weniger werden um dann ganz zu verschwinden.

Vielleicht hilft es auch hier oder sonst wo öfter zu schreiben.
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