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Angst vor allem? - Druckversion

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Angst vor allem? - Coraline - 28.10.2020

Hallo ihr Lieben,

ihr könnt es schon am Titel erkennen; ich habe einen ganzen Ballen an Ängsten im Schlepptau. Allerdings werde ich seit dem Bezug meiner ersten eigenen Wohnung damit zum ersten Mal konfrontiert und suche deshalb andere, denen es ähnlich geht, oder Tipps, wie ihr mit sowas umgeht oder auch ob ihr euch Hilfe gesucht habt und wie/wo.. 

Um die Hintergrundgeschichte kurz zu halten: Ich habe länger als ich mich erinnern kann panische Angst vor Feuer und allem was damit zu tun hat. Bisher hat sich aber meine Verantwortung dies bezüglich auf Kerzen im Zimmer beschränkt, also habe ich einfach keine mehr angezündet und damit war das Problem behoben. Nun lebe ich mit meinem Freund zusammen in einer sanierten Wohnung, der ich nicht im Geringsten über den Weg traue. Als ich die neuen Küchengeräte zum ersten Mal in Betrieb nehmen musste, saß ich stundenlang schweißgebadet mit Herzrasen davor und habe jedes Gerät einzeln angestarrt. Vor kurzem haben wir eine Waschmaschine einbauen lassen, die einen Kurzschluss verursacht hat. Absolute Katastrophe für mich. Ich habe mich schluchzend, zitternd und nach Atem ringend zusammengekühlt und war kaum ansprechbar. Mein Freund musste so ziemlich alles alleine machen. Als wir die Waschmaschine abbauen mussten, habe ich dann aber schon wieder dieselbe Panik bekommen. Diesmal durch die Angst vor einem Wasserschaden. Heute haben wir eine Pfütze unter der Spüle entdeckt - wieder dieselbe körperliche Reaktion. Jetzt ist schon das Hauptventil zugedreht und ich habe immernoch Herzrasen und würde am liebsten sofort umziehen. Mein Freund ist zwar eine unglaubliche Stütze und versucht mich zu überzeugen, dass ich ja deshalb nicht allein bin und eben nicht jeder alles kann, weshalb ich auch keine Waschmaschine abschrauben können muss und deshalb doch so super dieses und jenes in der Wohnung meistere, aber in mir staut sich mit jedem Vorfall trotzdem der Selbsthass. Ich fühlte mich komplett unfähig allein zu leben und frage mich ob ein Leben wie meines überhaupt Sinn ergibt. Ein Vorfall und ich bin wie gelähmt. Ich habe bei unserem Umzug die Kupplung des Transporters zum Brennen gebracht. Seitdem kriegen mich keine zehn Pferde hinter ein Lenkrad. Ich habe einfach ein Potential so gut wie vor allem Angst zu entwickeln, wenn man mir sagt was passieren kann, während andere so durchs Leben schreiten und einfach machen und cool bleiben. Wie soll man da überhaupt ansetzen? Selbst wenn ich mir Hilfe hole, wie fange ich das Gespräch an? "Hallo ich habe Angst vor allem"?


RE: Angst vor allem? - FredFred - 29.10.2020

Hallo Caroline,

willkommen im Forum. Smile



(28.10.2020, 22:17)Coraline schrieb: Selbst wenn ich mir Hilfe hole, wie fange ich das Gespräch an? "Hallo ich habe Angst vor allem"?

Ja, genauso könntest Du ein Gespräch beim Therapeuten anfangen. Und dann erzählst Du ihm genau die Sachen, die Du uns hier auch erzählt hast.

Der Therapeut wird Dir dann erklären, dass es eigentlich nicht die Waschmaschine oder die Kupplung des Transporters ist, die Dir Angst machen. Auch die Angst vor dem Feuer selber, die Du schon lange hast, ist nicht die primäre Ursache dafür, dass Du Dich fragst, ob Dein Leben überhaupt noch einen Sinn macht.

Er wird Dir vielmehr erklären, dass dies alles nur Punkte sind, wo sich eine ganz andere Angst ihre Angriffspunkte sucht, um Dir das Leben schwer zu machen. Vielleicht ist in der Kindheit ja mal was mit Feuer passiert, was Du vielleicht gar nicht mehr weisst? Vielleicht ist das Feuer ja auch nur ein Sinnbild für Kontrollverlust?

Was genau der eigentliche Auslöser für Deine jetzigen Problem ist, wird er dann mit Dir zusammen rausfinden, und vielleicht werden sich dann Deine Ängste vermindern oder ganz verschwinden.


lg

Smile


RE: Angst vor allem? - Angsthase23 - 30.10.2020

Hallo Caroline, ich hatte zwar nicht so viele Ängste wie du, jedoch habe ich meinen Weg durch die Angst gefunden und weiß jetzt wie ich mit ihr umgehe.

Vielleicht kann ich dir ja ein paar Tipps geben. Als allerersten Schritt habe ich eine Entscheidung für mich getroffen, unzwar das ich aus diesem Zustand wirklich, wirklich wirklich raus möchte. Wenn du also die Frage mit JA beantworten kannst ist der nächste Schritt sich zu fragen: "was brauche ich um aus dem Gefängnis der Angst heraus zu kommen?" Vielleicht brauchst du mehr Selbstvertrauen, mehr Selbstliebe, mehr Selbstverantwortung (so war es bei mir).
Als nächstes solltest du dich fragen: "wo bekommst du das her, was du brauchst und welche Opfer musst du bringen um dein Ziel zu erreichen?" Und zu guter Letzt kannst du dir noch die Frage beantworten: "was ist eigentlich wenn du dein Ziel angstfrei zu sein erreicht hast?"

Mit der Beantwortung dieser Fragen kommst du in einen Zustand der Bewusstheit und der Selbstverantwortung und das ist der erste entscheidende Schritt raus aus dem Gefängnis der Angst. Die meisten Ängste sind erlernt. Und die gute Nachricht ist: man kann sie demzufolge auch wieder verlernen!

Wünsche dir alles Liebe Smile


RE: Angst vor allem? - Gopi - 30.10.2020

Hallo Coraline,
Angst ist im Grunde eine völlig normale Emotion, die (fast) alle kennen. DAs ist sogar eine evolutionsbiologisch notwendige Emotion.
Deine eindrückliche Beschreibung könnte auf das Vorliegen einer echten Angsneurose hindeuten.
Das ist dann der Fall, wenn die Angst sich auf von aussen betrachtet harmlosen Dingen entzuendet und auch bei total normalen Dingen, Geschehnissen völlig aus dem Ruder läuft, und zwar so, dass Du Deinen Alltag nicht mehr bewältigen, mindestens nicht mehr alleine. Damit ist die Kategorie krankhafte Angst erfüllt.
Ich will nicht sagen, dass es gar nicht ohne geht, aber aus dieser Situation wird Dir am ehesten jemand Aussenstehendes helfen könne (Psychologe/in AÄrzt(in)). Da hat FredFred völlig recht, dass man die Ursache der Angst vielleicht wird freilegen können. Du must Dir das gar nicht so genau überlegen, was Du sagst. Das Gespräch wird von den Profis ja gelenkt. Die wissen schon, wie sie auskriegen , was Sache ist.